15 Dos and Don’ts für Dein Bewerbungsbild: So kommst Du in die nächste Runde!
Selfie mit Insta-Filter für den Lebenslauf? Gar kein Bild? Keine guten Ideen, sagt Karrierecoach Nane Nebel und verrät, mit welchem Bewerbungsbild Du punktest.
Frage der Woche:
Brauche ich für meine Bewerbungen wirklich ein Foto? Schließlich möchte ich mich im Büro nicht verbiegen – und schon gar nicht modeln.Charlene, XING Userin
Liebe Charlene,
ganz klar: Du sollst dich nicht verbiegen! Das gilt für den gesamten Bewerbungsprozess, sowohl in Deinen Unterlagen als auch in allen Gesprächen. Sei authentisch! Denn alles, was Du in Deinem Lebenslauf und in den Gesprächen versprichst oder vorgibst, solltest Du nachher auch halten können. Wenn Du Dich also verbiegst, dann steht Dir eine längere Zeit des Verbiegens bevor. Und modeln würde ich nur dann empfehlen, wenn Du Dich als Model bewirbst.
Ist die Zeit der Bewerbungsfotos vorbei?
Wir können uns die Frage grundsätzlich stellen. Sowohl Frauen als auch Männer, die in den Bewerbungsprozess einsteigen, vertreten häufig die Meinung: „Ich will kein Foto im Lebenslauf. Es muss der Firma doch egal sein, wie ich aussehe. Das darf doch nicht entscheidend sein.“
Es stimmt, es darf nicht entscheidend sein, wie Du aussiehst. Das ist sogar im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verankert. Unternehmen dürfen beispielsweise in der Stellenanzeige kein Bewerbungsfoto anfordern.
Es ist auch niemand verpflichtet, Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Familienstand oder Religion anzugeben. Daraus folgt: Du hast das Recht, Deine Bewerbung ohne Foto zu verschicken und der Empfänger beziehungsweise die Empfängerin darf keins verlangen.
Auch unverlangt vorgelegte Bewerbungsfotos darf der potenzielle Arbeitgeber gemäß AGG nicht als Entscheidungskriterium mit heranziehen, abgesehen von ganz seltenen Ausnahmen.
Aber: Dem jeweiligen Eindruck, den die Fotos auf die Betrachter machen, kann sich wohl kaum jemand entziehen.
Welche Vorteile kann ein Bewerbungsfoto bieten?
Ein gut gemachtes Bewerbungsfoto bietet vor allem eines: mehr Chancen! In Deutschland – anders als etwa in angloamerikanischen Ländern – läufst Du sogar Gefahr, dass das Weglassen Deines Fotos unbewusst zum Nachdenken angeregt. Da schwirren Fragen durch den Kopf wie: „Warum hat sie das Foto weggelassen? Warum will er sein Gesicht nicht zeigen?“.
Ohne Bild kann es Dir also passieren, dass Du die Aufmerksamkeit beim CV-Adressaten von dem ablenkst, was wirklich wichtig ist: die vielen positiven Dinge, die Du in den Unterlagen zu zeigen hast. CV-Leser sollten sich positive Gedanken über Dich machen, anstatt sich über Dich zu wundern. Daher solltest Du ein Foto von Dir integrieren. Und dies als zusätzliche Chance begreifen!
Bei aller Rationalität im Bewerbungs- und Auswahlprozess gehört die Emotionalität dazu.Nane Nebel, XING Insiderin
Denn bei aller Rationalität im Bewerbungs- und Auswahlprozess gehört die Emotionalität dazu. Und daher möchte der Leser gern wissen, wie der Mensch aussieht, der ihm schreibt. Wie wirkt er oder sie? Wie kommt sie oder er rüber? Wenigstens auf einem Foto. Dieses Bedürfnis ist bei fast allen Menschen vorhanden. Kein Wunder, dass die sozialen Netzwerke, auch die beruflichen wie XING und LinkedIn, die Kontaktaufnahme oder -pflege mit einem Bild unterstützen.
Sehen sich Recruiter Bewerbungsfotos überhaupt an?
Ich schaue bei jeder Beratungsanfrage, die ohne Foto im Lebenslauf ankommt, schnell auf XING nach, wie mein „Gegenüber“ aussieht. Erstaunlicherweise haben 99 Prozent, die bei mir ohne Foto anfragen, dort ein Foto online.
Sprich: Wenn Du kein Foto in Deinen Lebenslauf einbaust, musst Du damit rechnen, dass die Empfängerin oder der Empfänger im Netz auf die Suche nach Dir geht. Und Netz beinhaltet hier mehr als nur XING und LinkedIn.
Das kann auch Facebook oder Instagram sein. Und falls Du dort postest, kann es Dir passieren, dass viel mehr als ein ungünstiges Bewerbungsfoto gefunden wird und die unten genannten „Foto-Fails“ indirekt passieren.
Nutze das Bewerbungsfoto für den ersten Eindruck, den Du hinterlässt. Dafür muss das Foto gut gemacht sein. Geh also zu einem Profi und lass Dich nicht von Partnerin, Freund oder Bekannten ablichten. Das ist an falscher Stelle gespartes Geld.
Achte darauf, dass Du auf dem Bild freundlich schaust. Jeder von uns möchte freundlich und sympathisch angesehen werden! Denn mit dem Foto soll Sympathie beim Betrachter geweckt werden. Wenn Du beim ersten Gespräch durch die Tür kommst, wirst Du (hoffentlich, trotz Aufregung) auch ein Lächeln im Gesicht haben. Und Hand aufs Herz: Kaum jemand will sich mit unsympathisch wirkenden Menschen treffen!
Vier praktische Tipps für ein gutes Bewerbungsfoto:
Sympathisch kannst Du nur wirken, wenn Dein Gesicht gut erkennbar ist. Das heißt, ein „Brustbild“ oder gar eines, das bis zur Gürtellinie oder weiter reicht, lässt Dein Gesicht im Verhältnis immer mehr schrumpfen. Das erinnert dann an „Schildkröte mit kleinem Kopf“.
Empfehlenswert ist eine Porträtaufnahme bis etwa unterhalb der Schultern. Und natürlich in Farbe. Zudem sollte der Hintergrund einfarbig und hell sein, alles andere lenkt ab und macht das Bild unruhig bis düster. Dein sympathischer Ausdruck soll im Fokus stehen! Dafür braucht es keinen Schnickschnack.
Dezent und zurückhaltend ist das Gebot! Das gilt auch für Deine Kleidung. Diese sollte schlicht sein, also lieber ein weißes Hemd oder eine weiße Bluse statt Karo- oder Blümchenmuster. Lieber hellblau als pink. Lieber klassischer Schnitt statt Rüschen. Mit Ärmeln statt Spaghetti-Trägern. Jackett oder Blazer macht sich besser – im Sinne von vollständiger – als einfach Hemd oder Bluse.
Und bei Frauen: dezente Schminke sowie wenig Schmuck. Ach ja: Brille putzen! Sonst gibt’s Fettflecken vor den Augen, und der Fotograf muss das Foto nachbearbeiten.
Apropos Nachbearbeiten: Wer über 40 ist, hat durchaus Falten im Gesicht. Bitte diese auch auf dem Foto sichtbar lassen. Wenn Du die Falten mit Photoshop entfernst, mag das zwar dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, wird Dein Gegenüber aber durchaus „erschrecken“, wenn zum Gespräch jemand „anderes“ durch die Tür kommt. Mir ist das schon mehrfach mit Interessenten und Interessentinnen passiert.
Wann kann ein Bewerbungsvorteil zum Nachteil werden?
Doch aufgepasst: Wenn Du ein Foto in Deinen Lebenslauf einbaust, kannst Du damit auch „Minuspunkte“ sammeln. Aber nicht, weil Du eins einbaust, sondern durch die Art von Foto, die Du mitschickst.
Eine kleine Auswahl von „Foto-Fails“
Urlaubsfoto
zehn Jahre altes Foto
verschlafenes Gesicht
zu viel Schminke
Sonnenbrille
schlechte Bildqualität
kein „Blickkontakt“
unruhiger Hintergrund
grimmiger Gesichtsausdruck
angespannte Körperhaltung
zu tiefer Ausschnitt, Muscle-Shirt, Trägertop
Auch wenn Du jetzt vielleicht sagst: „Ist doch klar, dass das nicht passt“ – viele Bewerberinnen und Bewerber glauben, dass sie mit solchen Fotos einen Bezug zur angestrebten Position herstellen könnten.
Ein Beispiel: Wenn ich mich bei einem Hersteller für Outdoor-Ausstattung bewerbe, ist doch wohl ein Foto von mir auf dem Berggipfel passend? Nein, ist es nicht. Dass Du gern in der Natur bist und dort Sport machst, kannst Du in Deinen Lebenslauf und das Anschreiben packen.
Andere, insbesondere Führungskräfte, meinen, sie müssten ernst und seriös schauen, damit sie auch ernst genommen werden. Am besten noch mit verschränkten Armen vor der Brust. Auch das ist ein Irrglaube.
Wie ernst man Dich nehmen kann, hängt von Deinem bisherigen Berufsweg ab und vor allem, wie überzeugend Du diesen darstellst. Schau mal auf Websites von Banken vorbei: Bei den meisten findest Du mittlerweile entspannt schauende oder lächelnde Vorstandsfotos.
Gibt es branchenspezifische Anforderungen an Bewerbungsfotos?
Zur Bewerbung beim Outdoor-Hersteller habe ich mich oben schon geäußert. Bleibt noch die Frage, ob es Branchen gibt, wo das Foto absolut notwendig oder absolut fehl am Platz wäre? Ich bin der Meinung: nein.
Mir fällt keine Branche ein, in der ein Foto im Lebenslauf ein Fehler wäre. Selbst bei einer Bewerbung als Konditor empfehle ich ein Foto des Bewerbers statt einer supertollen Torte. Selbstverständlich ist es eine gute Idee, als Konditor eine PDF oder einen Ausdruck mit diversen Torten, die zur „Best-of-Auswahl“ gehören, mitzuschicken.
Die Bewerbung als Grafikerin würde ich ebenfalls mit einem echten Foto ausstatten, statt einer schicken Portraitzeichnung der Bewerberin. Auch hier lieber einen Anhang mit Beweisen des bisherigen kreativen Schaffens anhängen bzw. beilegen.
Es geht um Dich, so wie Du bist! Ohne Dich zu verbiegen oder gar zu modeln. Es geht darum, sympathisch rüberzukommen! Mach das Foto für Dich und nutze es für Deine Zukunft. Einfach mit einem Lächeln.
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Wer schreibt hier?
Nane Nebel ist Inhaberin der Nebel Karriereberatung. Karriereberaterin und -coachin für Top-Führungskräfte. Sie ist Spezialistin für die Bearbeitung des verdeckten Stellenmarktes auf C-Level. Darüber hinaus berät sie Top-Manager in ihrer Karriereentwicklung.
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