9 Zukunftsprognosen für eine Welt nach Corona
Die Schockwellen der COVID19-Krise, die den gesamten Globus erschüttern, zwingen uns, unsere bisherige Lebens- und Arbeitsweise zu überdenken und von Grund auf zu verändern. Ein Vorteil unserer gegenwärtigen Situation besteht darin, dass Menschen und Unternehmen in einer Welt nach Corona widerstandsfähiger und besser gerüstet sein werden, den Stürmen zu trotzen. Die folgenden neun Prognosen deuten darauf hin, wie diese neue Welt beschaffen sein könnte, wenn wir die Pandemie überwunden haben.
1. Mehr kontaktlose Interfaces und Interaktionen
Es gab eine Zeit in nicht allzu ferner Vergangenheit, als Touchscreens und alles, was sie uns ermöglichten, einen nachhaltigen Eindruck hinterließen. COVID-19 hat die meisten Menschen hypersensibilisiert und die öffentliche Aufmerksamkeit auf jede berührbare Oberfläche gerichtet, die das Virus übertragen könnte; in einer Post-Corona-Welt wäre es also durchaus möglich, dass es weniger Touchscreens und dafür mehr stimmliche Benutzerschnittstellen und Machine Vision Interfaces geben könnte, Anwendungen mit automatisierten Prozessen, die auf visuellen Systemen basieren. Schon vor der Pandemie fanden die kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten quer durch das ganze Spektrum der Mobilgeräte zunehmend Verbreitung. Mit dem wachsenden Bedürfnis, das Ansteckungsrisiko zu verringern und die Anzahl der physischen Objekte zu begrenzen, die wir berühren, werden die Optionen, für Waren und Dienstleistungen kontaktlos zu bezahlen, noch an Zugkraft gewinnen. Machine Vision Schnittstellen werden heute bereits beim Einsatz von Filtern in den Social Media und in einigen Ladengeschäften als autonomes Kassensystem genutzt. Deshalb ist damit zu rechnen, dass stimmliche Benutzerschnittstellen und Machine Vision Lösungen, die Gesichter und Gesten erkennt, in mehreren Branchen Fuß fassen, um die Anzahl der physischen Kontakte zu reduzieren.
2. Stärkung der digitalen Infrastruktur
COVID-19 hatte eine Anpassung des Arbeitslebens zur Folge: Viele Erwerbstätige mussten sich daran gewöhnen, alleine und von zu Hause aus zu arbeiten. Die Pandemie zwang uns, als Solidargemeinschaft nach digitalen Lösungen zu suchen, um Besprechungen, Schulunterricht, sportliche Aktivitäten und vieles mehr während der häuslichen Quarantäne zu bewerkstelligen; sie ermöglichte uns jedoch im gleichen Atemzug, darüber nachzudenken, ob wir nicht einige dieser neuen Praktiken, die sich bewährt haben, in einer Welt nach Corona beibehalten wollen. Mir wurde in dieser Zeit bewusst, dass es nicht immer erforderlich ist, für ein einziges Meeting ins Ausland zu reisen, und dass Videokonferenzen bei Zusammenkünften aller Art – Vorstandssitzungen eingeschlossen – genauso effektiv sein können. Die erste Klavierstunde meiner Tochter fand infolge der Social-Distancing-Regeln per Video statt, was erstaunlich gut funktionierte.
3. Besseres Monitoring dank IoT und Big Data
Die Macht der Daten wird uns während einer Pandemie in Realzeit vor Augen geführt. Die Lektionen, die wir aus dieser Erfahrung ableiten, werden in die Strategien für die Überwachung künftiger weltweiter Epidemien einfließen, wenn wir die Technologie des Internets der Dinge (IoT) und Big Data – die riesigen, komplexen und schnelllebigen Datenmengen – zu nutzen wissen. Nationale oder globale Apps könnten zur Entwicklung besserer Frühwarnsysteme führen, die imstande sind, Informationen zu sammeln und weiterzuleiten, um bereits die ersten Anzeichen eines Ausbruchs zu entdecken. Mit Hilfe von GPS-Daten ließe sich dann der Personenkreis ausfindig machen, mit dem die Infizierten in Kontakt gekommen sind, um die Übertragungswege leichter nachzuverfolgen. Alle diese Lösungsoptionen erfordern eine sorgfältige Implementierung, um die Privatsphäre jedes Einzelnen zu schützen und Datenmissbrauch vorzubeugen, doch diese Form des Monitorings ist erheblich effektiver, wenn es gilt, künftige Pandemien wirksam zu bekämpfen.
4. KI-assistierte Medikamentenentwicklung
Je schneller es uns gelingt, sowohl ein wirksames und sicheres Medikament für die Behandlung von COVID-19 als auch einen Impfstoff zu finden und einzusetzen, um weltweiten Viruserkrankungen mit so verheerenden Folgen künftig vorzubeugen, desto eher können wir die Pandemie unter Kontrolle bringen. Künstliche Intelligenz (KI/AI) ist ein idealer Partner bei der Entwicklung von Arzneimitteln, weil sie die menschliche Forschungsarbeit zu beschleunigen und zu ergänzen vermag. Aus unserer derzeitigen Situation lassen sich wichtige Informationen über die künftigen Einsatzmöglichkeiten von KI bei der Entwicklung von Medikamenten generell ableiten.
5. Telemedizin
Wurden Sie von Ihren Gesundheitsdienstleistern vielleicht schon per E-Mail informiert, dass Ihnen jetzt auch telemedizinische oder virtuelle Konsultationen zur Verfügung stehen? Um die Krankenhäuser und Arztpraxen zu entlasten, informieren oder erinnern viele ihre Patienten daran, dass sie auch per Video für sie erreichbar sind. Statt in aller Eile den Hausarzt oder ein medizinisches Versorgungszentrum aufzusuchen, ermöglicht die Telemedizin Gesundheitsdienste aus räumlicher Distanz, die den Arztbesuch ersparen. Einige Gesundheitsdienstleister haben diese elektronische Konsultationsmethode auch schon vor COVID-19 angeboten, doch das Interesse nimmt zu, seit Abstandhalten in vielen öffentlichen Bereichen verpflichtend ist.
6. Mehr Onlineshopping
Obwohl viele Ladengeschäfte bereits glaubten, den Onlineshopping-Code geknackt zu haben, hat COVID-19 beide Systeme mehr als jemals zuvor belastet, da die Mehrheit der Einkäufe seither ins Internet abgewandert ist. Geschäfte, die keine Online-Option eingeführt hatten, sahen sich mit dem finanziellen Ruin konfrontiert, und diejenigen, die begonnen hatten, das Potenzial bis zu einem gewissen Grad auszuschöpfen, beeilten sich, ihr Sortiment aufzustocken. Nach COVID-19 werden Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, nach Möglichkeiten Ausschau halten müssen, ihre Produkte und Dienstleistungen virtuell anzubieten, auch wenn sie ihre standortgebundenen Ladengeschäfte beibehalten möchten. Logistik und Liefersysteme werden zudem fortlaufend verbessert, um Nachfragesteigerungen zu bewältigen, sei es durch die Präferenzen der Käufer oder eine künftige Pandemie.
7. Zunehmender Einsatz von Robotern
Roboter sind immun gegen Viren. Gleich ob sie zur Auslieferung von Waren, zum Erhalt von Vitalfunktionen in einem Gesundheitssystem oder zur Aufrechterhaltung der Produktion in einer Fabrikanlage zur Anwendung kommen, Unternehmen haben erkannt, dass Roboter uns unterstützen und auch in einer Welt nach Corona oder während einer künftigen Pandemie wichtige Aufgaben übernehmen können.
8. Mehr digitale Events
Die Organisatoren und Teilnehmer von Veranstaltungen mit physischer Anwesenheit, die sich gezwungen sahen, in den virtuellen Raum auszuweichen, haben die Vor- und Nachteile beider Optionen erkannt. Ich nehme beispielsweise regelmäßig an den Technologiedebatten im Houses of Parliament in London teil. Auch die Debatte über „KI im Bildungswesen“ fand als virtuelles Ereignis statt, ging problemlos über die Bühne und konnte sogar mit mehr Besuchern als üblich aufwarten. Wir mussten uns nicht mit Kapazitätsproblemen auseinandersetzen, und dazu kam, dass sich Teilnehmer aus aller Welt zugeschaltet hatten. Es ist unwahrscheinlich, dass Veranstaltungen mit physischer Anwesenheit nach COVID-19 von der Bildfläche verschwinden, doch die Veranstalter werden sich überlegen müssen, wie sie die Palette durch digitale Events ergänzen könnten. Vermutlich werden die hybriden Veranstaltungen, die teilweise physisch und teilweise digital stattfinden, einen erheblichen Anstieg erleben.
9. Zunahme der E-Sportveranstaltungen
Sportveranstalter, Promoter und Fans mussten sich darauf einstellen, dass ihre bevorzugten Aktivitäten infolge von COVID-19 auf unbestimmte Zeit verschoben oder gänzlich abgesagt wurden. Doch der E-Sport erlebt seither eine Blütezeit. Es gibt sogar E-Versionen der Formel-1-Autorennen im Fernsehen, und obwohl die Erfahrung nicht mit Formel-1-Veranstaltungen traditionellen Zuschnitts zu vergleichen ist, bietet sie den Zuschauern die Möglichkeit, ihrer Sportbegeisterung ein „Ventil“ zu verschaffen. Im Gegensatz zu den Mainstream-Sportevents lassen sich die E-Sportarten problemlos ins Internet übertragen. Es ist vorhersehbar, dass es in Zukunft mehr hybride Sportberichterstattungen geben wird, bei denen physische Ereignisse mit digitalen Angeboten gekoppelt werden.
COVID-19 mag unsere etablierten Systeme und unsere Geduld auf eine harte Probe stellen, aber die Krise baut auch Widerstandskraft auf und bietet uns die Chance, aus der Notwendigkeit heraus neue und innovative Lösungen zu entwickeln. In einer Post-Corona-Welt werden wir wichtige Lektionen aus unserem Umgang mit dem Virus ableiten, die dazu beitragen können, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln. Welche Zukunftsvision haben Sie?
Für weitere Informationen zu KI und Technologietrends folgen Sie mir hier bei Xing oder lesen Sie mein neuse Buch: Künstliche Intelligenz im Unternehmen: Innovative Anwendungen in 50 Erfolgreichen Unternehmen.