Achtung, Gebührenfalle: Kredit- und Debitkarten im Praxistest
Bei Fremdwährungs-Kursen gibt es grosse Unterschiede. Teuer wird der Einkauf im Ausland aber, wenn bei Debitkarten Gebühren pro Buchung anfallen.
Es ist praktisch: Ob in Italien, Spanien oder Frankreich – mittlerweile können Schweizer Reisende fast überall im Ausland mit der Karte bezahlen. Viele von ihnen haben dieses Jahr vielleicht zum ersten Mal eine neue Visa Debit oder Debit Mastercard im Hosensack, denn die meisten Banken haben ihre alten Maestro-Debitkarten durch die neuen Produkte ersetzt.
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Diese können nicht nur weltweit, sondern auch im Internet eingesetzt werden – und werden daher auch als Alternative zu klassischen Kreditkarten vermarktet.
Doch aufgepasst! Je nach Bank kann die Zahlung mit so einer Karte teuer werden. Das zeigt der Test, den die «Handelszeitung» einmal mehr durchgeführt hat, um die Wechselkurse der Banken zu vergleichen. Einige Banken verrechnen im Ausland oder bei Fremdwährungen nämlich eine fixe Gebühr pro Einkauf. Und weil viele Konsumentinnen und Konsumenten Debitkarten eher für kleine Beträge einsetzen, kann das ins Geld gehen.
Im Testbeispiel wurde für 10 Euro mit einer Schweizer Karte bezahlt. Dabei bewegten sich die resultierenden Wechselkurse im Bereich von 1.0270 bis 1.0730 Franken pro Euro – was bereits einem Unterschied von mehr als 4 Prozent entspricht. Mit zwei Ausnahmen: Die getesteten Debitkarten von Migros Bank und Raiffeisen brachten es auf einen effektiven Wechselkurs von mehr als 1,20 Franken. So viel kostete der Euro zuletzt im Jahr 2018. Im Vergleich zum Devisenmittelkurs bedeutet das einen Aufschlag von stolzen 17 Prozent.
Wieso das? Die verrechneten Wechselkurse der beiden Banken sind nicht das Problem. Zwar schwingt Raiffeisen auch hier eher obenaus mit einem Kurs, der fast 3 Prozent über dem Devisenmittelkurs liegt. Weil der 10-Euro-Einkauf aber zusätzlich mit einer Gebühr von 1.50 Franken belegt wird, spielt das letztlich keine Rolle mehr. Bei Kleinbeträgen wird diese zur Riesengebühr. Wer diese Karte im Ausland für die Bezahlung einer Flasche Wasser verwendet, bezahlt mehr für die Bankspesen als für das Wasser.
Am Kartentyp liegt es nicht. Banken wie Revolut oder das Schweizer Fintech Yapeal setzen schon seit Jahren auf Karten vom Typ Visa Debit und kommen nicht nur ohne die fixe Gebühr aus, sondern verrechnen auch viel günstigere Wechselkurse. Die Gebühr stammt nicht von Visa oder Mastercard, sondern liegt im Ermessen der jeweiligen Bank. Hier Raiffeisen und Migros Bank.
Cler: Die einen Kunden der Bank bezahlen eine Gebühr, die anderen nicht
Und so unterscheiden sich die Konditionen der Banken deutlich: Während die UBS oder die Basler Kantonalbank im Ausland eine Gebühr pro Transaktion verrechnen, verzichten Credit Suisse, Valiant oder die Berner Kantonalbank darauf. Besonders pikant ist die Situation bei der BKB-Tochter Bank Cler. Ihre normalen Kunden bezahlen im Ausland 1.50 Franken pro Transaktion. Die Kunden des kostenlosen Digitalkontos Zak hingegen nicht.
Zak sei als Neobanking-App in einem anderen Konkurrenzumfeld positioniert, sagt Sprecherin Natalie Waltmann dazu. «Wir werden mit anderen Neobanken verglichen und haben bei Zak eine Klientel mit anderen Bedürfnissen. Da Zak in der Basisversion kostenlos ist, kann jede Kundin beziehungsweise jeder Kunde, der preissensitiv ist, ein Zak-Konto eröffnen.»
Doch auch ohne diese Buchungsgebühren sind die Kostenunterschiede zwischen den Banken gross. Verglichen mit dem margenfreien Wechselkurs, der zum Testzeitpunkt galt, bezahlten Kunden von Cornèrcard, UBS, Postfinance, Migros Bank und Swisscard mit den jeweiligen Kreditkarten mehr als 4 Prozent für den Einkauf im Ausland. Diese traditionellen Karten, die nicht selten auch noch eine Jahresgebühr mit sich bringen, sind somit noch immer sehr teuer. Eine mit der Karte bezahlte Hotelübernachtung kostet schnell mal einen zweistelligen Frankenbetrag. Nur für das Bezahlen.
Etwas günstiger sind die von Viseca betriebene Manor-Kreditkarte und die Cumulus-Kreditkarte von Cembra. Dahinter kommen mit CSX und Yuh die ersten Debitkarten von reinen Digitalangeboten. Die Gewinner im Test sind einmal mehr die üblichen Verdächtigen: Wise, Yapeal und Revolut rechneten die 10 Franken praktisch ohne Aufschlag ab. Auch die erwähnte Zak-Debitkarte der Bank Cler schnitt mit nur gerade 0,4 Prozent Kosten sehr gut ab.
Sich nicht von ausgewiesenen Prozentsätzen täuschen lassen
Der Test zeigt auch: Die von den Banken genannten Fremdwährungszuschläge alleine sagen wenig über die wahren Kosten. So beziffert Cornèrcard diese Gebühr bei der getesteten Karte auf vermeintlich bescheidene 1,25 Prozent. Berücksichtigt man jedoch auch den zugrundeliegenden Wechselkurs, wird die Tessiner Bank sehr teuer. Mit insgesamt 4,4 Prozent Aufschlag auf den Devisenmittelkurs ist sie eine der teuersten. Cashback hingegen verlangt 2,5 Prozent Fremdwährungszuschlag, wandte im konkreten Beispiel aber einen deutlich günstigeren Wechselkurs an und kam so insgesamt auf 4,1 Prozent.
Tiefe Gebühren sind möglich, weil der Handel bei jedem Einkauf etwas bezahlt
Dass einzelne Banken Auslandzahlungen praktisch ohne Marge abwickeln können, hat damit zu tun, dass die Wechselkursmargen nicht die einzigen Einnahmequellen der Banken sind. Bei den neuen Debitkarten, sowie bei allen Kreditkarten, erhalten die Banken bei jeder Zahlung eine sogenannte Interchange Fee ausbezahlt, die von den Händlern entrichtet wird, welche die Kartenzahlung akzeptieren. Im Inland liegt diese Gebühr in der Regel zwischen 0 und 0,5 Prozent des Transaktionsbetrags. Im Ausland kann sie jedoch auch weit über 1 Prozent liegen.
Grosse Unterschiede gibt es noch immer dabei, wie schnell Kundinnen und Kunden wissen, was sie für den Einkauf bezahlt haben. Während Revolut, Yapeal und Wise schon kurz nach der Bezahlung – teilweise sogar zeitgleich – die endgültige Abrechnung im Online-Kontoauszug aufführen, dauert es bei vielen Banken noch immer mehrere Tage, bis die entsprechenden Angaben in App oder E-Banking auftauchen. Vorsicht bei «provisorischen» Buchungen: Manche Banken geben zunächst einen ungefähren Kurs an, bis die definitive Abrechnung steht. Diese ist dann nicht selten eine gute Portion teurer.
Buchungen bei Raiffeisen erst nach Tagen im Kontoauszug ersichtlich
Ein Spezialfall stellt einmal mehr Raiffeisen dar: Die provisorischen Buchungen mit der Debitkarte werden nicht im Kontoauszug angezeigt, sondern nur in einem tief vergrabenen Auszug in der Kartenverwaltung. Ohne die Hilfe der Pressestelle hätten wir diesen wohl nicht gefunden. Erst wenn die Buchung definitiv erfasst ist, also nach zwei bis drei Tagen, erscheint sie bei Raiffeisen im Kontoauszug, wie Sprecher Jan Söntgerath erklärt.
Zu den Buchungsgebühren sagt der Raiffeisen-Sprecher, man bewerbe die Debitkarten nicht als Ersatz für eine Kreditkarte, sondern empfehle den Kunden den Besitz beider Produkte. Die Buchungsgebühr von 1.50 Franken habe auch früher schon bei Maestro existiert. Es gebe kleine Pläne, das zu ändern.
Auch die Migros Bank erklärt, man habe die Konditionen unverändert von der Maestro-Karte übernommen. Das gelte auch für den Verzicht auf eine Jahresgebühr, so Sprecher Urs Aeberli. In der Tat ist die Migros Bank eine der wenigen Banken, bei denen die neuen Debitkarten nicht nur nicht teurer sind als ihre Vorgängerversionen, sondern auch komplett ohne Jahresgebühr.
