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Das ideale Team: ein Puzzle aus unterschiedenen, komplementären Erfahrungen, Kompetenzen, Stärken

Als Stärkenstärker Stärken stärker stärken

Den Blick auf, die Wertschätzung für und den Einsatz von Stärken fördern: Wie mache ich das? Als Organisation, als HR- und Führungskraft, im Team, gegenüber den KollegInnen? Hierzu 7 Impulse:

Es ist eine massive Veränderung, nicht immer an Schwächen oder potenziellen Schwächen herumzudoktern, sondern zu überlegen: „Was kannst du eigentlich wirklich gut, was liegt Dir?“ Denn wir sind eher auf den Grauschleier gepolt als auf die rosarote Brille, nur eine Minderheit der Schulkinder fühlt sich von den Lehrkräften und nur eine Minderheit der Mitarbeitenden von ihren ChefInnen gesehen in den eigenen Stärken.

Stärken sind … aus meiner Sicht etwas anderes als Talente oder Kompetenzen. Seit Jahren bastle ich an einer griffigen und korrekten Definition dessen herum, was ich als Stärken sehe, aktuell würde ich sagen: „Stärken sind – mehr oder weniger genutzte – Kapazitäten des Denkens (z.B. Genauigkeit, Analysefähigkeit …), Fühlens (Humor, Bescheidenheit …) und Handelns (Präzision, Elan …), die meistens Wünschenswertes in unterschiedlichen Lebensbereichen bewirken können, sowohl für mich als auch für andere.“ Aus meiner Sicht geraaaaade noch wissenschaftlich haltbar und gleichzeitig geraaaaade noch praktisch anwendbar – oder wie findest Du diese Definition?

Stärkenfokus in der Arbeit lohnt sich. Hier einige wissenschaftliche Belege:

  • Stärkennutzung erhöht Arbeitsengagement und Wohlbefinden (z.B. Harzer, C., & Ruch, W. (2013). The application of signature character strengths and positive experiences at work. Journal of Happiness Studies, 14(3), 965-983)

  • Stärkenbasierte Entwicklung ist effektiver und leistungsfördernder als Schwächenfokussierung (Meyers, M. C., van Woerkom, M., de Reuver, R. S., Bakk, Z., & Oberski, D. L. (2015). Enhancing psychological capital and personal growth initiative: Working on strengths or deficiencies. Journal of Counseling Psychology, 62(1), 50-62.)

  • Stärkenorientierte Führung fördert Mitarbeiterleistung und Kreativität (van Woerkom, M., & Meyers, M. C. (2015). My strengths count! Effects of a strengths-based psychological climate on positive affect and job performance. Human Resource Management, 54(1), 81-103)

  • Teams mit einer Vielfalt an Stärken sind innovativer und lösen Probleme besser (Miglianico, M., Dubreuil, P., Miquelon, P., Bakker, A. B., & Martin-Krumm, C. (2020). Strength use in the workplace: A literature review. Journal of Happiness Studies, 21(2), 737-764)

  • Wer eigene Stärken kennt und anwenden kann, ist widerstandsfähiger und erlebt weniger Stress im Job (Wood, A. M., Linley, P. A., Maltby, J., Kashdan, T. B., & Hurling, R. (2011). Using personal and psychological strengths leads to increases in well-being over time: A longitudinal study and the development of the strengths use questionnaire. Personality and Individual Differences, 50(1), 15-19)

Stärkenfokus kann auch denen helfen, die gerade in eine Sackgasse zu laufen drohen – weil sie überlastet sind, unglücklich sind, (verhältnismäßig) wenig effizient sind. Ulf Kossol, mit dem ich darüber für die aktuelle Folge meines Podcasts "Positiv Führen" gesprochen habe, sagt: "Ich kann relativ häufig mindestens mal einen Impuls geben: Guckt mal, wo die Stärken sind, seid ihr da gut unterwegs? Hat jeder die Aufgaben, die ihm liegen, die er oder sie anzieht? Und schon hast du eine Diskussion, und die ist schön."

Von Montagfrüh bis Freitagnachmittag immer nur die Stärken stärken? Das ist unrealistisch. Ulf: "Wir haben natürlich in der Arbeit ganz, ganz viele Tätigkeiten, die wir nicht unseren Top-Talenten zuordnen können, aber die gehören einfach dazu, die müssen gemacht werden. Und auch eine stärkenorientierte Führung oder ein stärkenorientiertes Unternehmen wird das nicht abschaffen, das ist unrealistisch." Ein guter Anfang: Teile der eigenen Aufgaben in das eigene Stärkenfeld zu bewegen. Wer drei Stunden pro Woche voll in den eigenen Talenten arbeiten und das auch wertschätzen kann, zieht so viel Motivation daraus, dass die anderen dreißig (und mehr) Stunden vielleicht leichter hinzukriegen sind. Wünsch dir was von früh bis spät, alles immer nur für alle hübsch machen, jeder nur noch immer in der Komfortzone: Das wäre ein Missverständnis und eine Überforderung.

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Stärken stärker stärken spielt eine wichtige Rolle in meinem nächsten Positive-Leadership-Workshop nahe München Ende November. Infos und Anmeldung unter

positiv-fuehren.com/termine

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Führungskräfte könnten, sollten, müssten bei besonderen Leistungen nicht bloß die Ergebnisse an sich loben – sondern auch die dabei eingesetzten Stärken ("Mit Deinem Humor hast Du...", "Deine Gründlichkeit hat dazu beigetragen, dass wir..." etc.). Das stärkt das Stärkenbewusstsein und -vokabular.

Nochmal ein Tipp von Ulf: Als Führungskraft selbst aktiv sein als Stärken-Coach/-Mentor/-Begleiter – "besser kann man die eigenen Mitarbeiter*innen nicht kennenlernen ;-)"

❓Wie stärkst Du den Stärkenfokus als HR-/Führungskraft im Team und in der Organisation?

Viel Gaudi und Gelingen damit in der neuen Woche!

P.S.: Du machst, Ihr macht, Sie machen das gut!

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Kommentare

Christian Thiele schreibt über Positive Leadership, Positive Psychologie, Führung, Wirtschaft & Management

Christian Thiele, 48, ist Vortragsredner, Coach, Teamentwickler und Trainer für Positive Leadership. Sein Podcast „Positiv Führen“ ist auf 🎧 positiv-fuehren.com/podcast zu hören, sein Buch "Positiv Führen" ist bei Wiley erschienen. (Ski-)Bergsteiger, (meist) zuversichtlicher Patchworkvater. 

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