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Arbeitsmarkt und Recruiting: zwei Trendstudien zu Herausforderungen und Lösungen

Der Fachkräftemangel hat sich zu einem Arbeitskräftemangel verschärft. Das stellt Arbeitsmarkt und Recruiting vor große Herausforderungen.

Arbeitnehmende haben in den vergangenen Jahren ihre Erwartungen an Unternehmen permanent verändert und gesteigert (Spannungsfeld von 4-Tage-Woche, Wunsch nach mehr Freizeit etc.). Das überfordert viele Personal- und HR-Verantwortliche. Es müssen deshalb neue Ansätze und nachhaltige Lösungen gefunden werden. Nachfolgend werden dazu die Ergebnisse zweier Studien zum Thema zusammengefasst. Die Ergebnisse ergänzen einander und ergeben in der Zusammenführung ein besseres Gesamtbild.

Der Indeed & Glassdoor Trend Report 2023 basiert auf der Analyse von Millionen von Stellenanzeigen, Mitarbeiterbewertungen und Gehaltsangaben aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA, Kanada und Japan. Mithilfe von datengestützten Analysen wurden Trends in der Arbeitswelt ermittelt, die den Arbeitsmarkt und die Personalgewinnung im nächsten Jahr besonders prägen werden.

Die Online Recruiting Studie 2023 untersucht die Karriere-Auftritte aller börsennotierten Unternehmen aus DAX, TecDax, MDAX und SDAX auf ihre Online Candidate Experience. Die Erhebung bildet den Status quo des Online Recruitings in Deutschland ab und macht mithilfe der Ergebnisse das Optimierungspotenzial im gesamten Recruiting-Prozess sichtbar. Sie helfen dabei, den Herausforderungen des demografischen Wandels aktiv entgegenzutreten und gleichzeitig neue Anreize in einer veränderten Arbeitswelt zu setzen.

  • Es sind neue Kriterien und Anreize erforderlich, um die Motivation und Lust auf Leistung bei Mitarbeitenden zu erhöhen.

  • Global ist der Anteil der Arbeitgeberbewertungen angestiegen.

  • Die demografische Krise wird den deutschen Arbeitsmarkt viel heftiger treffen als viele andere westliche Volkswirtschaften. Personalabteilungen in Deutschland benötigen effektive Strategien, um dem Personalmangel zu begegnen.

  • Arbeitgebende nehmen das Thema mentale Gesundheit ernst und bieten entsprechende Unterstützung an.

  • Glück und Wohlbefinden am Arbeitsplatz nehmen einen immer größeren Stellenwert für Beschäftigte ein und werden angesichts des boomenden Arbeitsmarktes immer entscheidender für die Mitarbeiterbindung.

  • In den USA suchen Arbeitnehmende gezielt nach besser bezahlten Jobs**.** Unternehmen, die ihren Angestellten keine höheren Gehälter zahlen können, brauchen deshalb Alternativen.

  • Leistung muss neu gedacht werden und so auch neue Messkriterien gefunden werden.

  • Ganzheitliches Matching: Unternehmen sollten sich nicht nur auf Fachkenntnisse konzentrieren, sondern vor allem auf Werte und Soft-Skills.

  • Neben der Personalgewinnung wird die Mitarbeiterbindung immer wichtiger, um den Herausforderungen des Arbeitskräftemangels in Deutschland zu begegnen.

  • Effizientes Recruiting: Unternehmen können sich Zeit und Ressourcen mit einer zielgerichteten Vorselektion sparen (Maximierung der Passgenauigkeit).

  • Unternehmen bieten mehr Homeoffice an. Am häufigsten wird Remote Work in der Software-Entwicklung, im Marketing sowie im Banking- und Finance-Bereich angeboten.

  • Sichtbarkeit und Auffindbarkeit: Es für Unternehmen unausweichlich, für ihre Kandidatinnen und Kandidaten sichtbar zu sein und im Anschluss den Bewerbungsprozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Vor allem die Bedeutung der Mobiloptimierung hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

  • Eine wichtige Strategie wird sein, sich für weitere Zielgruppen an Kandidatinnen und Kandidaten zu öffnen, die Unternehmen bisher nicht in ausreichendem Maße angesprochen haben (z.B. Frauen, Zuwandererinnen und Zuwanderer, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch ältere Berufstätige).

  • Der Wettbewerb um die besten Talente auch in den nächsten Jahren große Anstrengungen der Unternehmen erfordern. Sie sollten an Hochschulen frühzeitig angesprochen und an sich gebunden werden.

  • Ein inklusives Umfeld mit offener Kommunikation und kreativen Lösungsansätzen ist essenziell, um Mitarbeitende Leute anzuziehen und an sich zu binden.

  • Für Arbeitgeber ist es auf dem engen Arbeitsmarkt noch schwieriger geworden, ihre Vakanzen zu besetzen. Dieser Trend wird sich auch im kommenden Jahr fortsetzen.

  • Die Themen Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion werden von der jüngeren Generation stärker eingefordert.

  • Zufriedene Mitarbeitende sehen sich deutlich seltener nach einem neuen Job um.

  • Der Personalmangel führt dazu, dass deutsche Unternehmen immer mehr auf die Bedürfnisse potenzieller Mitarbeitender eingehen. Zusatzleistungen (“Benefits”) gewinnen an Bedeutung, wenn es darum geht, jenseits von Gehalt und Arbeitsbedingungen Mitarbeitende zu gewinnen. Unternehmen bieten gerade in Präsenzjobs wie in den Branchen Erziehung und Lebensmittelzubereitung häufig Zusatzleistungen an. Insgesamt wird das Portfolio an Zusatzleistungen aufgestockt (z.B. Zuschüsse für die Mobilität, kostenloses Mittagessen).

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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