Bewerbung mit ChatGPT – 4 Tipps, wie Du rechtliche Komplikationen vermeiden kannst
Ein Bewerbungsschreiben in einer Minute verfassen ist dank ChatGPT heute möglich. Aber Achtung: Auf diese Dinge solltest Du achten, um rechtliche Komplikationen bei Deiner Bewerbung mit ChatGPT zu vermeiden.
Eine Bewerbung mithilfe von Chatbots mit ChatGPT verfassen – darf man das überhaupt? Stand heute (Juli 2023) darfst Du ChatGPT bei dem Verfassen einer Bewerbung nutzen, denn derzeit ist die Gesetzeslage in diesem Bereich sehr dürftig. Offiziell ist es bisher also nicht verboten, sich von Chatbots wie Chat GPT beim Verfassen einer Bewerbung helfen zu lassen. Trotzdem solltest Du einige Dinge berücksichtigen, um Dir selbst keine rechtlichen Fallstricke zu legen.
4 Dinge, die Du berücksichtigen solltest, um rechtliche Probleme bei Deiner Bewerbung mit ChatGPT zu vermeiden
🥸 1. Lass Dich nicht zu falschen Angaben verleiten
Auch wenn Du Dir von der KI bei Formulierungen helfen lassen kannst, solltest Du auf keinen Fall Unwahrheiten übernehmen, die der Bot gegebenenfalls einbaut – auch wenn sie gut klingen. Übernimm nur Passagen, die auch tatsächlich auf Deine Erfahrungen und Fähigkeiten zutreffen. Vor allem bei der Gestaltung von Lebensläufen solltest du penibel bleiben. Wenn es schlecht läuft, können falsche Angaben hier als Betrug gewertet werden und auch noch nach Jahren Konsequenzen nach sich ziehen.
Deine Bewerbung wird sehr wahrscheinlich nirgendwo veröffentlicht werden. Dennoch solltest Du klären, ob ChatGPT sich für Formulierungen, die du verwenden möchtest, an urheberrechtlich geschützten Quellen bedient hat. Zwar ist es derzeit noch eine rechtliche Grauzone, in welchem Maße von ChatGPT generierte Antworten urheberrechtlich geschützt sind, denn nach deutschem Recht wird das Urheberrecht nur natürlichen Personen zugesprochen. Eine KI kann bisher also nicht als Urheber an den Texten gelten, die sie kreiert.
Es gibt jedoch ein gewisses Risiko, dass Du in Zukunft rechtliche Probleme bekommen könntest, wenn Du Dich mithilfe von ChatGPT an urheberrechtlich geschützten Quellen bedienst und diese nicht kenntlich machst. Und selbst wenn es keine rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen wird, kann es bei einem potenziellen Arbeitgeber natürlich trotzdem ein schlechtes Licht auf Dich werfen.
Die Lösung: Bitte ChatGPT Dir die Quellen anzuzeigen, aus denen die KI ihre Antwort kreiert hat und checke diese einmal gegen. So gehst Du auf Nummer sicher.
Tipp: Lies Dir die Terms & Policies von OpenAI einmal ausführlich durch, um die Nutzungbedingungen zu kennen.
Terms & policies (Datenschutzrichtlinien)
🤚🏽 3. Schütze Deine personenbezogenen Daten
In den API data usage policies von OpenAI heißt es seit 1. März 2023: "OpenAI will not use data submitted by customers via our API to train or improve our models, unless you explicitly decide to share your data with us for this purpose." Das Unternehmen verspricht also keine von Personen eingegebenen Daten zu nutzen, um die KI weiterzuentwickeln, sofern man diesem Zweck nicht explizit zugestimmt hat. Gleichzeitig heißt es in den Data Controls FAQ jedoch: „we use data to make our models more helpful for people. ChatGPT, for instance, improves by further training on the conversations people have with it, unless you choose to disable training“ – übersetzt: „wir nutzen Daten, um unseren Service noch hilfreicher für Nutzer zu machen. ChatGPT wird beispielsweise durch die Konversationen verbessert, die Kunden mit der KI führen, außer diese entscheiden sich, das Training zu unterbinden“.
Das Fazit: Du solltest vorsichtig sein, welche deiner personenbezogenen und sensiblen Daten Du mit der KI teilst. Denn mit der Eingabe gelangen sie nicht nur in den Zugriffsbereich von OpenAI. Sie werden ebenfalls in die USA übermittelt, welche aufgrund des niedrigen Datenschutzniveaus aktuell aus Datenschutz-Sicht als unsicher eingestuft wird.
Die Lösung: Teile keine sensiblen Daten mit der KI, von denen Du nicht wollen würdest, dass sie potenziell bei einem anderen Nutzer von ChatGPT als Recherche-Ergebnis erscheinen. Beispielsweise Wohnort, Adresse, Telefonnummern, Email-Adressen, Abschlussnoten, Arbeitszeugnisse etc.
Auch die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ehemaliger Arbeitgeber solltest Du schützen. Zwar sollte es Dir generell nicht passieren im Zuge einer Bewerbung deine Verschwiegenheitspflicht gegenüber einem Unternehmen zu verletzen – auch wenn Du dort nicht mehr arbeitest. Bei der Verwendung von ChatGPT oder ähnlichen Diensten, solltest Du darauf jedoch besonders achten.
Denn sollten die eingespeisten Daten doch einmal an anderer Stelle von ChatGPT verwendet werden und von Nutzer·innen eingesehen werden können, kann dieser sorglose Umgang mit sensiblen Unternehmensinformationen Dich in wirklich große Schwierigkeiten bringen. Denn bei der Verschwiegenheitspflicht gibt es im deutschen Gesetz (§ 23 GeschGehG) grundsätzlich keine Verjährungsfrist. Hat ein·e Arbeitnehmer·in sich einmal gegenüber einem Arbeitgeber zur Verschwiegenheit verpflichtet, gilt dies auch, nachdem das Arbeitsverhältnis beendet ist.
Fazit: Die Chancen ist zwar sehr gering, dass eine Verletzung Deiner Verschwiegensheitspflicht über ChatGPT zu Dir zurückverfolgt werden kann. Das Problem von Anfang an zu vermeiden, ist trotzdem die empfehlenswertere Strategie.
ChatGPT, ausformuliert „Chat Generative Pre-trained Transformer“, ist ein Chatbot-Prototyp des amerikanischen Unternehmens OpenAI. Dieser Prototyp basiert auf künstlicher Intelligenz (KI), die mithilfe von Milliarden Datensätzen aus dem Internet trainiert wurde. Die künstliche Intelligenz macht es dem Bot möglich, mithilfe der zugrunde liegenden Daten auf Fragen oder Aufforderungen passgenau zu antworten. Dabei lernt der Bot dank seiner KI mit jeder Anfrage Neues hinzu und kann seine Antworten so immer weiter optimieren.
Aktuell kann jeder den Chatbot kostenlos nutzen, der auf der Website mit einem Kundenkonto eingeloggt ist. Chatbots wie diese werden bereits vielfach eingesetzt, um Recherchen durchzuführen oder Texte zu verfassen. Somit kann der Bot auch bei der Formulierung von Bewerbungsanschreiben und Texten für den Lebenslauf hilfreich sein, wenn die KI mit den richtigen Informationen gefüttert wird.
Die Nutzung von KI-Sprachmodellen wie ChatGPT wird unsere Gesellschaft und damit auch die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Das fängt bereits im Kleinen an. Ob auf Seite der Bewerber·innen, die KI zum Verfassen von Anschreiben, Lebensläufen oder die Recherche nutzen. Oder auf Seite der HR Abteilungen und Recruiter, die Bots bei zur Erstellung von Stellenausschreibungen, Bewerbungsabsagen, Arbeitszeugnissen oder Kündigungsschreiben nutzen. Neben der Arbeitserleichterung, die KI bieten kann, ist es jedoch ratsam sich auch mit den damit einhergehenden rechtlichen Risiken auseinanderzusetzen. Der EU-Gesetzgeber arbeitet derzeit unter anderem an einer EU-KI-Verordnung sowie einer KI-Haftungsrichtlinie. Klare Regelungen liegen also in nicht all zu weiter Ferne. Bis dahin geh lieber auf Nummer sicher.
**⚠️ Anmerkung der Redaktion:**Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt keine Beratung durch eine·n Anwalt/Anwältin.
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