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©Prostock-Studio/Getty Images

Bewerbung mit oder ohne Anschreiben? Auf die Story kommt es an!

Immer wieder stellen Karriere-Ratgebertexte die Frage, ob Anschreiben (insbesondere im KI-Zeitalter) noch zeitgemäß sind. Das Thema ist komplex, weshalb dieser Text konkrete Praxistipps sowie übergeordnete Erfolgsfaktoren thematisiert.

Ein Beispiel: Als Tim vor 15 Jahren seine letzte Stelle antrat, war das Anschreiben ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Bewerbung. Es war eine Gelegenheit, sich mit persönlichen Worten vorzustellen, Motivation und Fähigkeiten zu unterstreichen. In der heutigen Arbeitswelt sieht sich Tim mit einer veränderten Bewerbungslandschaft konfrontiert. Mehr und mehr Unternehmen, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn oder Otto, verzichten mittlerweile auf das klassische Anschreiben. Und wenn Firmen sogar die Bewerbung via WhatsApp anbieten – wie platziert man sich eindrucksvoll auf diese Weise? Dies stellt Tim, und uns alle natürlich, vor die Herausforderung, sich an die neue Realität anzupassen und innovative Bewerbungsstrategien zu entwickeln.

Anschreiben: Tradition trifft Moderne

Das Anschreiben wird in jüngerer Zeit oft als formelhaft und wenig aussagekräftig kritisiert. Auch das Copy & Paste von Internetvorlagen reduziert die Aussagefähigkeit von Anschreiben. Hinzu kommt, dass Bewerbern die Motivation für ein Anschreiben fehlt und Firmen im Zeitalter vom Fachkräftemangel den Bewerbern keine unnötigen Hürden in den Weg legen wollen.

Trotzdem kann ein gut durchdachtes und individuell gestaltetes Anschreiben nach wie vor eine relevante Option sein, besonders wenn es die Persönlichkeit und die spezifischen Fähigkeiten des Bewerbers hervorhebt und einen direkten Bezug zur angestrebten Position (siehe Prioritäten der jeweiligen Stellenanzeige) herstellt.

Praxistipp: Ein überzeugendes Anschreiben erfordert, dass Tim seine Erfahrungen und Fähigkeiten als Problemlöser präzise mit Belegen darstellt, etwa quantifizierte Arbeitsergebnisse bei Projekt XY. Erfolgreiche Anschreiben sollten jedoch nicht nur die Qualifikationen betonen, sondern auch unsere Persönlichkeit und Begeisterung für die Position und das Unternehmen widerspiegeln.

Neue Bewerbungswege

Moderne Bewerbungswege bieten eine Fülle von Optionen, die über das traditionelle Anschreiben hinausgehen. Innovative Formate wie interaktive Fragebögen, dynamische Videopräsentationen (zum Beispiel auf der Firmenhomepage platzierte strukturierte Fragen, die via Kamera beantwortet werden) gewinnen an Bedeutung. Diese Wege ermöglichen es Bewerbern, ein vollständigeres Bild ihrer Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit zu vermitteln.

Praxistipp: Um sich in der modernen Bewerbungslandschaft zu behaupten, sollte sich Tim mit neuen Bewerbungsformaten auseinandersetzen und diese gezielt nutzen. Tim könnte beispielsweise mit seinem Handy eine ansprechende Videopräsentation trainieren, die seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit in den Vordergrund stellt. Auch könnte er digitale Portfolios nutzen, um seine beruflichen Erfolge und Projekte zu präsentieren. Es gilt, offen für kreative Wege bei der Darstellung der Fähigkeiten zu sein.

Quelle: Pixabay.com
Quelle: Pixabay.com

Wenn die KI das Anschreiben erstellt

Die zunehmende Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in den Bewerbungsprozess führt zu neuen Herausforderungen für traditionelle Elemente wie das Anschreiben. Es entstehen Fragen zur Authentizität, da nicht immer klar ist, ob das Anschreiben von einer KI oder von den Bewerbern selbst stammt. In diesem Kontext könnten authentischere Alternativen wie Probeaufgaben oder spezifische Auswahltests an Bedeutung gewinnen, da sie einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit und die tatsächliche Problemlösefähigkeit der Bewerber bieten.

Praxistipp: In einer Welt, in der KI eine immer größere Rolle spielt, erlangen Glaubwürdigkeit und Authentizität besondere Relevanz. Tim sollte überlegen, wie er seine einzigartigen Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale am besten präsentieren kann. Er könnte beispielsweise eindrucksvolle Referenzen nutzen, um sich von der Masse abzuheben. Referenzen, die seine Fähigkeiten und Erfahrungen bestätigen und seine Glaubwürdigkeit unterstreichen.

Vom Anschreiben zum Online-Selbstmarketing

Die Inhalte eines traditionellen Anschreibens – Motivation, Qualifikationen und persönliche Stärken – lassen sich heute auch in digitalen Formaten überzeugend kommunizieren. Online-Plattformen wie XING bieten kreative Wege, diese Elemente authentisch zu präsentieren. In der digitalen Ära gewinnt das Online-Selbstmarketing zunehmend an Bedeutung. Es ermöglicht Bewerbern, sich effektiv in der Arbeitswelt zu positionieren und sichtbar zu machen.

Praxistipp: Effektives Online-Selbstmarketing ist in der heutigen Arbeitswelt unverzichtbar. Tim sollte digitale Business-Communities nutzen, um seine Onlinepräsenz zu optimieren. Durch kluge Integration relevanter Keywords (Basis: Auswertung relevanter Stellenanzeigen) kann er seine Fähigkeiten, Erfahrungen und Erfolge für andere User und moderne Recruitingsoftware eindrucksvoll präsentieren. Dazu zählt auch die Interaktion mit Berufskollegen, um als kompetenter Fachexperte ins Gespräch zu kommen und sich somit Networking-Chancen zu erarbeiten.

Fazit: Eine dynamische Bewerbungslandschaft

Die Bewerbungswelt, wie Tim sie kannte, verändert sich stetig. Während das Anschreiben weiterhin seine Berechtigung haben kann, sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt. Und zweifellos bleibt übergeordnet am Ende stets die Herausforderung, das eigene Profil in einer interessanten, relevanten und überzeugenden Geschichte zu präsentieren – ob nun mit oder ohne Anschreiben.

Jedoch, wie seht Ihr das Thema? Welche Relevanz wird das Anschreiben in 2024 in der Bewerbungswelt haben?

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Dr. Branko Woischwill schreibt über Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Internet & Technologie, Personalwesen

Consultant | Lehrbeauftragter | Beststeller-Autor

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