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Mit 50 fängt Erfolg erst richtig an – Erfahrung, Wissen und Souveränität zählen immer! Adobe Stock, BGStock72

Bewerbung mit über 50 – 7 Denkfehler

Fühlst du dich zu alt, um den Job zu wechseln? Fragst du dich, ob du mit über 50 überhaupt noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hast? Lass mich eines vorweg nehmen: Mit 50 ist noch lange nicht Schluss!

Du bringst eine Menge wertvoller Erfahrung, Fachwissen und Souveränität mit – Dinge, die viele Unternehmen suchen. Ja, es mag Hindernisse geben, aber die sind überwindbar. Ich habe mit zahlreichen Menschen gearbeitet, die genau wie du dachten, sie hätten keine Chance mehr, und die dennoch erfolgreich den Schritt in eine neue Position geschafft haben.

Und falls du jetzt denkst „Was will mir so ein junger Hüpfer schon erzählen?“, ist das absolut berechtigt. Doch in den letzten acht Jahren habe ich als Outplacement-Coach mit vielen Menschen zusammengearbeitet, die ähnliche Gedanken hatten. Ich kenne die Herausforderungen, die du erlebst, aus erster Hand – von meinen Klient:innen, die ihre Karriere mit über 50 erfolgreich neu ausgerichtet haben.

Zudem bringe ich zehn Jahre Erfahrung als Recruiter mit. Das gibt mir Einblick in die Denkweise von Personalverantwortlichen, die du für deine Bewerbung nutzen kannst. Meine Aufgabe ist es, dir zu zeigen, wie du deine Stärken so präsentierst, dass sie auffallen – unabhängig von deinem Alter.

Fehler Nr. 1: Du denkst du bist „zu alt“

Einer der häufigsten Fehler: Viele glauben, dass ihr Alter automatisch ein Nachteil ist. Vielleicht hast du das auch schon von Bekannten gehört: „Mit über 50 findet man nichts mehr!“ Doch woher kommt dieses vermeintliche Wissen? Und wie fundiert ist diese Meinung? Tatsache ist, dass viele Unternehmen die Erfahrung und Reife älterer Arbeitnehmer:innen schätzen. Denk nur an die Stabilität und Problemlösungskompetenz, die du mitbringst. Zudem gibt es vermehrt Unternehmen, die den Mehrwert erfahrener Mitarbeiter:innen schätzen und spezielle Recruiting-Kampagnen hierzu starten. Auch XING bietet für Personalverantwortliche Informationen an, um sie darin zu unterstützen, Menschen Ü50 gezielt anzusprechen, denn das wird in Zukunft immer wichtiger.

Auszug aus einem Webinar, welches ich 2023 für Personalrecuiter:innen gegeben habe zum Thema "Recruiting 50+.

Schaut man sich die Verteilung der Generationen im Arbeitsmarkt an, wird schnell deutlich, dass nicht ausreichend Fachkräfte nachkommen, um die offenen Stellen nachzubesetzen, die sich durch den Renteneintritt der Boomergeneration ergibt.

Der Generationenwechsel am Arbeitsmarkt hinterlässt Lücken. Deine Erfahrung wird jetzt dringender denn je gebraucht!

Ich habe mit Klient:innen zusammengearbeitet, die genau diesen Gedanken hatten. Nachdem wir ihre Stärken und Erfolge klar herausgearbeitet hatten, bekamen sie plötzlich ganz andere Rückmeldungen – von Unternehmen, die begeistert waren, jemanden mit so viel Know-how im Team zu haben. Mach dir also bewusst: Dein Alter ist kein Nachteil, im Gegenteil: Es kann sogar ein Vorteil sein!

Mein Tipp: Sprich mit den Ü-50-Menschen, die sich erfolgreich beworben und einen neuen Job gefunden haben. Ich garantiere dir, du wirst erstaunt sein, wie viele es gibt und wie glücklich diese sind, den Schritt gegangen zu sein. Höre dir dazu auch gern mal die Story von Lucia im Berufsoptimierer-Podcast an.

Fehler Nr. 2: Du bildest dich nicht weiter

Deine Erfahrung ist ein wertvoller Schatz. Doch sei nicht so naiv zu glauben, dass damit alles abgedeckt ist. Die Realität ist, dass Arbeitgeber heute oft erwarten, dass man sich kontinuierlich weiterentwickelt. Das bedeutet nicht, dass du jede neue Technologie perfekt beherrschen musst, aber zeige, dass du offen bist, Neues zu lernen.

Ich hatte einmal einen Klienten, der lange in einer Führungsposition war und dachte, er müsse keine neuen Tools lernen. Gemeinsam fanden wir eine Weiterbildung, die zu seinen Interessen passte und ihn fit für aktuelle Anforderungen machte. Seine Bewerbung wurde dadurch deutlich stärker, und er bekam schnell ein Angebot. Also: Weiterbildung zeigt nicht nur, dass du anpassungsfähig bist, sondern auch, dass du motiviert bist, dich weiterzuentwickeln.

Fehler Nr. 3: Du nutzt dein Netzwerk nicht

Viele, die lange in einem Unternehmen waren, unterschätzen ihr berufliches Netzwerk. Doch dein Netzwerk ist oft der Schlüssel zu neuen Möglichkeiten. Denk an Kolleg:innen, ehemalige Geschäftspartner:innen oder sogar Bekannte aus dem Privatleben. Überlege: Wer könnte dich unterstützen?

Ich empfehle, eine „Netzwerk-Mindmap“ zu erstellen, in der du alle Personen sammelst, die du kennst, und wen diese Menschen eventuell in ihrem Netzwerk haben. Geh die Kontakte durch, tritt in den Dialog, frage nach oder biete Hilfe an. Es geht nicht darum, hunderte XING-Kontakte zu haben, sondern mit den Menschen zu sprechen, die dir wirklich weiterhelfen können. Du wirst überrascht sein, wie viele du tatsächlich kennst und wie gern Menschen dir helfen wollen.

Fehler Nr. 4: Du nimmst an, dass sich der Bewerbungsprozess verändert hat

Lass dich nicht verunsichern. Ja, es ist alles etwas digitaler geworden, doch in den meisten Unternehmen geht es nach wie vor um Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse. Also nicht wirklich etwas Neues, und das wird sich auch in den nächsten Jahren erst mal nicht ändern. Du kannst also aufatmen.

Es geht immer noch darum, deinen Mehrwert zu zeigen, herauszufinden, was das Unternehmen wirklich sucht, und deine Bewerbungsunterlagen entsprechend darauf auszurichten. Anstatt diese mit der Post zu schicken, versendest du sie heute nur per E-Mail oder lädst sie in ein Bewerbungstool hoch.

Fehler Nr. 5: Du reichst einen überladenen Lebenslauf ein

Ein weiterer häufiger Fehler: Ein Lebenslauf, der zu lang und unstrukturiert ist. Personalverantwortliche möchten nicht jede Station deiner 30-jährigen Karriere lesen, sondern schnell erkennen, wie deine Erfahrung zur ausgeschriebenen Stelle passt.

Konzentriere dich auf die vergangenen zehn Jahre, die interessieren die Personaler:innen am meisten, und stelle Erfolge heraus, die direkt relevant sind. Du musst auch nicht alle Weiterbildungen, die du besucht hast, auflisten, nur um zu zeigen, dass du dich weiterentwickelt hast. Fokussiere dich auch hier auf die relevanten, die genau zur Stelle passen.

Eine kompakte Bewerbung mit allen wichtigen Informationen ist für Personaler:innen nützlicher als eine Auflistung aller Tätigkeiten und Fortbildungen. Mach es ihnen so einfach wie möglich, sich für dich zu entscheiden. Denk daran: Dein Lebenslauf ist dein persönliches Marketinginstrument. Zeige klar, warum du die ideale Besetzung für den Job bist.

Fehler Nr. 6: Du verlässt dich im Vorstellungsgespräch auf alte Erfolge

Es ist großartig, wenn du auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken kannst. Doch das allein reicht im Vorstellungsgespräch nicht. Viele neigen dazu, ihre Vergangenheit zu betonen, ohne den Bezug zur ausgeschriebenen Stelle herzustellen.

Ein Beispiel: Anstatt zu sagen, „Das habe ich schon vor 20 Jahren gemacht“, könntest du sagen, „Dieses Projekt erinnert mich an ein ähnliches, das ich geleitet habe. Damals habe ich gelernt, wie wichtig XY ist, und ich könnte mir vorstellen, dass dieser Ansatz auch bei Ihnen sinnvoll wäre.“ So zeigst du, dass du deine Erfahrung auf aktuelle Anforderungen übertragen kannst. 

Fehler Nr. 7: Du nimmst deine Gesprächspartner nicht ernst

Vor einiger Zeit habe ich mit einem Coaching-Klienten zusammengearbeitet, der immer nur Absagen nach Vorstellungsgesprächen erhalten hat. Etwas, das mich stutzig gemacht hat, denn er war sympathisch, gut vorbereitet mit Top-Erfahrungen – und dennoch hat man sich immer für jemand anderen entschieden.

Also habe ich ihn gebeten, das nächste Gespräch aufzuzeichnen. Das Problem: Er war zwar super im Präsentieren, kam aber sehr überheblich rüber. Als der Recruiter ihn beispielsweise fragte, wie er mit dieser oder jener Aufgabe umgehen würde, sagte er, dass man sich keine Sorgen machen müsse, denn schließlich mache er das seit 20 Jahren und wisse, wie der Hase läuft. Außerdem unterbrach er sein Gegenüber ständig und führte die Sätze zu Ende, weil er glaubte zu wissen, was der andere von ihm wolle.

Meine Bitte: Begegne deinem Gegenüber immer auf Augenhöhe. Auch wenn dieser vielleicht jünger ist und weniger Erfahrung hat. Denn sie/er entscheidet maßgeblich, ob du die Stelle bekommst oder nicht. Überheblichkeit und Arroganz sind hier schlechte Wegbegleiter. Du kannst Erfahrung und Selbstsicherheit zeigen und gleichzeitig respektvoll bleiben.

Dein nächster Schritt

Jetzt, wo du weißt, welche Fehler du vermeiden solltest, liegt es an dir, die ersten Schritte zu gehen. Überlege dir: Welche kleinen Änderungen kannst du direkt umsetzen? Vielleicht ist es ein aktualisierter Lebenslauf, ein Gespräch mit einem alten Kontakt oder eine Weiterbildung, die du schon länger im Blick hast.

Ich verspreche dir: Du bist nicht „zu alt“, um den nächsten Schritt in deiner Karriere zu machen!

Deine Erfahrung, dein Wissen und deine Persönlichkeit sind wertvolle Ressourcen, die viele Unternehmen dringend suchen. Also: Trau dich und zeig, was du kannst – denn die besten Kapitel deiner Karriere können noch vor dir liegen!

Falls du Unterstützung brauchst, um den nächsten Schritt zu gehen – sei es durch ein Coaching oder eine Bewerbungshilfe – dann lass uns sprechen.

Übrigens: In meinem Podcast „Berufsoptimierer“ spreche ich regelmäßig über diese Themen und welche Lösungen es geben könnte.

Das war es wieder von mir.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße

Dein Bastian

PS: Sofern dir meine Artikel gefallen und du auch über den nächsten Artikel von mir informiert werden möchtest habe ich einen super Tipp für dich: Lade die XING App herunter und folge mir. So bekommst du automatisch eine Benachrichtigung, wenn ein neuer Artikel erschienen ist :-)

Kommentare

Bastian Hughes schreibt über Job & Karriere, Personalwesen

Authentisch. Erfolgreich. Sein. - Genau dabei möchte ich dich unterstützen. Als Ex-Personaler, Podcaster, Karriere Coach und Trainer für Unternehmen & Hochschulen begleite ich seit 2017 Menschen im Bewerbungsprozess und auf den Weg hin zu einer Karriere nach ihren Wünschen und Vorstellungen.

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