Bio-Baumwolle: Wie nachhaltig ist mein T-Shirt?
Warum Bio-Baumwolle die bessere Wahl ist
Öko wurde schon vor Jahren im Textilsektor zu einem Trend – und wegen der Verbindung von Lifestyle und Moral zu einem Modethema. Doch wie nachhaltig sind unsere T-Shirts? Worauf sollte geachtet werden? Kaum jemand weiß, dass beim Kaufpreis eines T-Shirts nur 1 % auf die Lohnkosten entfallen. Der restliche Preis verteilt sich wie folgt: 11 % Transportkosten und Steuern, 13 % Fabrikkosten, 25 % Produktwerbung, 50 % Kosten Handel und Gewinn (Durchschnittswerte, Quelle: Quelle: WDR, Kleidung in Zahlen – Über Mengen, Löhne und Marktanteile).
Für die Textilindustrie ist Baumwolle eine der wichtigsten Ressourcen: Etwa ein Drittel aller Textilfasern werden aus ihr gefertigt. Auf vielen Textilien steht zwar 100 % Baumwolle, aber der Anteil an Naturfaser liegt nach Angaben des Umweltinstituts bei herkömmlichen Baumwolltextilien im Durchschnitt bei 75 Prozent. Die restlichen25 Prozent sind Farbstoffe, Weichmacher und andere Chemikalien. Etwa zwei Drittel der global gehandelten Baumwolle werden in Indien, China und den USA produziert - meistens mit genveränderten Pflanzen. Das ist in der Bio-Landwirtschaft tabu, weshalb Bio-Baumwolle klar die bessere Wahl ist.
Die wichtigsten Fakten über Baumwolle:
• Der Anbau erfolgt in rund 80 verschiedenen Ländern.
• Die gesamte Anbaufläche beträgt etwa 30 Millionen Hektar.
• Ca. 100 Millionen Haushalte verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Kultivierung oder der Verarbeitung von Baumwolle.
• Konventionelle Baumwolle wird häufig mit nicht-nachhaltigen Methoden angebaut: Kaum eine andere Pflanze wird häufiger mit Pestiziden und Insektiziden behandelt.
• In einem einzigen Kilogramm Baumwolle stecken durchschnittlich 11.000 Liter Wasser.
• Immer wieder gibt es Berichte über Kinderarbeit, unzumutbare Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne.
Nur etwa 15 Prozent der weltweit angebauten Baumwolle gelten als nachhaltiger produziert.
Folgende Standards können aus Sicht des WWF als nachhaltig bezeichnet werden - diese arbeiten mit unterschiedlichen Kriterien, sind aber wesentlich nachhaltiger als konventioneller Baumwollanbau und –verarbeitung: Organic Cotton bzw. Bio-Baumwolle (das bekannteste Bio-Baumwolllabel ist GOTS), Cotton made in Africa, Better Cotton und das Fairtrade Cotton Siegel, das seit 2007 von der unabhängigen Zertifizierungsstelle TransFair für Textilien vergeben wird. Es umfasst die Fairtrade-Standards für Baumwolle, die nur für Kleinbauernorganisationen und Vertragsbauern gelten und verbessert die Lebensbedingungen der Produzenten durch eine faire Bezahlung der Rohstoffgewinnung und die Einhaltung von sozialen Mindeststandards in der Verarbeitung. Hier setzt die nachhaltige Beschaffung an, die Planung, Umsetzung und Kontrolle der notwendigen Instrumente und Abläufe zur Durchsetzung von Nachhaltigkeitsstandards bei Lieferanten umfasst. Dazu gehören: die Definition des Verhaltenskodex, die Verpflichtung der Lieferanten zur Einhaltung des Verhaltenskodex sowie die Kontrolle risikoreicher Lieferanten.
Für die meisten Verbraucher sind Umweltzeichen und Labels die schnellste und einfachste Art, sich Orientierung zu verschaffen.
Ihr guter Name garantiert die nachhaltigen Eigenschaften des jeweiligen Produktes. „Produkte, die bereits damit ausgezeichnet sind, werden bevorzugt in unser Sortiment aufgenommen. Wichtig ist uns dabei jedoch, den Verbraucher nicht mit einem undurchdringlichen ‚Label-Dschungel‘ zu verunsichern, sondern ihn mit ausgewählten und zuverlässigen Kennzeichnungen beim Einkauf zu unterstützen und damit bewussten Konsum zu fördern“, sagt Lothar Hartmann, der beim Öko-Versender memo AG die Unternehmenskommunikation leitet. „Vor der endgültigen Entscheidung zur Aufnahme eines Produkts in unser Sortiment führen wir anhand von Mustern umfassende Tests durch. Deren Umfang und Prüfkriterien sind abhängig von der Komplexität des Produkts. Bei Bedarf ziehen wir externe Berater oder Ergebnisse neutraler Tests und Untersuchungen hinzu“, sagt der CSR-Experte. Ausschlaggebend für die Aufnahme eines Produkts in das laufende Sortiment sind dabei Faktoren wie ressourcenschonende Herstellung, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen in der Produktion, Energieeffienz und Recyclingfähigkeit sowie natürlich Qualität und faire Preise. Bei der Lieferantenauswahl wird auch auf Langfristigkeit und den Ausbau von Kompetenzen gesetzt. Erst in der Verbindung mit einem nachhaltigen Beschaffungsmanagement, das Produkte und Prozesse kritisch hinterfragt, wird das Labeling konsistent.
T-Shirts mit Fairtrade-zertifizierter Bio-Baumwolle gehören hier zu den am meisten verkauften Produkten.
Sie werden gemäß dem Global Organic Textile Standard (GOTS) hergestellt. Er wurde vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) (Deutschland) zusammen mit der Soil Association (SA) (Großbritannien), der Organic Trade Association (OTA) (USA) und der Japan Organic Cotton Association (JOCA) (Japan) entwickelt und gilt für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Zudem definiert er umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette. Zusätzlich werden Sozialkriterien erfasst. Nur Textilprodukte, die aus mindestens 70 Prozent biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, können gemäß GOTS zertifiziert werden.
In seiner Studie „Sustainable Cotton Ranking 2017“ hatte der WWF in Kooperation mit dem britischen Pesticide Action Network (PAN) untersucht, ob und wenn ja welche Unternehmen nachhaltige Baumwolle nutzen. Dafür wurden 75 der größten Textilunternehmen betrachtet. Das Ergebnis war allerdings ernüchternd. Denn obwohl es Alternativen gibt, werden sie kaum benutzt. Häufig wird aus Unternehmenssicht behauptet, dass es zu teuer sei, auf nachhaltige Baumwollstoffe zu setzen. Preisaufschläge würden die Kunden an der Kasse nicht akzeptieren und seien deshalb auch nicht umsetzbar. Dass diese Argumentation nicht der Wahrheit entspricht, beweisen all die positiven Beispiele kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Weiterführende Informationen:
Nicole Franken: Corporate Responsibility in the clothing industry. From a consumer’s perspective. oekom Verlag 2017.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut in Mode: Wissenswertes über nachhaltige Bekleidung und Textilien. Amazon Media EU S.à r.l. 2017.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 71-80.