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Der bekannte ProSieben-Moderator Daniel Aminati in Berlin 2016. © picture alliance / dpa | Sophia Kembowski

Boyband, Absturz, Wiederaufstieg - was TV-Moderator Daniel Aminati aus seiner Zickzack-Karriere gelernt hat

Daniel Aminati ist einer der bekanntesten Moderatoren bei ProSieben. Der Weg dahin war nicht selbstverständlich: Aminatis Kindheit war geprägt von Brutalität, später nahm er Drogen und hatte Schulden. Wie er seine Selbtszweifel überwunden hat, verrät er hier.

Ein Interview von Anika Gottschalk

Sänger, Tänzer, Model, Schauspieler, schließlich einer der bekanntesten Moderatoren bei ProSieben – dein Werdegang sieht auf dem Papier perfekt, fast schon mühelos aus. Lief deine Karriere wirklich so glatt ab?

Daniel Aminati: Nein. Der Weg war turbulent, ereignisreich und geprägt von vielen Höhe nund Tiefen. Was sich tatsächlich hinter der Fassade oder vermeintlich schönen Lebensläufen verbirgt, wissen wir doch meistens gar nicht. Dabei sind es die Brüche und die Schicksale hinter den Masken, die eine Person interessant und nahbar machen.

Du hast dich in deinem aktuellen Buch mit deinen Rückschlägen und deiner Kindheit auseinandergesetzt. Darin erfahren wir, dass dein Vater dich und deine Mutter misshandelt hat. Deine Mutter war sogar Morddrohungen und Schlägen ausgesetzt, du musstest ins Heim. Was hat das mit dir als Heranwachsender gemacht?

Daniel Aminati: Ich war ein sehr ängstliches und unsicheres Kind. Durch die ständige Ablehnung und Zurückweisung meiner Eltern, die fehlende Geborgenheit und Liebe, habe ich kein Urvertrauen in das Leben mit auf den Weg bekommen. Ich hatte keine sichereren Gleise, auf denen ich fahren konnte, hatte Angst zu scheitern, nicht dazu zu gehören, nicht zu gefallen.

Ich hatte Angst zu scheitern, nicht dazu zu gehören, nicht zu gefallen.
Daniel Aminati

Wie hat sich das gezeigt?

Daniel Aminati: Unter anderem in meinen Beziehungen. Ich hatte in meinem Leben großartige Partnerinnen. Regina lernte ich mit 17 Jahren kennen. Bei ihr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, liebenswert zu sein. Heute ist sie nach wie vor eine enge Vertraute und zudem meine Schauspiel-Agentin. In mir war aber lange Zeit dieser falsche Glaubenssatz: Wenn ich nicht funktioniere, werde ich weggegeben. Eifersucht und Verlustangst war in früheren Beziehungen oft ein Thema. Ich hatte Minderwertigkeitskomplexe.

Kaum vorstellbar, wenn man auf deine Zeit als Leadsänger bei der Boyband Bad&Breakfast zurückblickt. Du warst ein Star.

Daniel Aminati: Ja, ich dachte zunächst auch, das sei das Ticket zum Glück. Ruhm, Geld, Frauen, Erfolg und vor allem Anerkennung. Ich bin diese Welle gesurft und habe mich gesonnt in der Bewunderung. Ich war ständig in Bewegung, kam gar nicht dazu, Dinge in Frage zu stellen. Ich habe eher schleichend gemerkt, dass ich zwar alles habe, aber etwas Entscheidendes fehlt. Ich war innerlich leer und wusste nicht, wie ich diese Leere ausfüllen kann.

Du hast schließlich die Band verlassen. Die erhoffte Solokarriere scheiterte – wie ging es weiter?

Daniel Aminati: Alle dachten, ich werde der neue Robbie Williams. Wurde ich aber nicht. Im Gegenteil. Plötzlich hatte ich keine Bühne mehr – die Anerkennung musste ich mir woanders suchen. Also habe ich mich in den Alkoholrausch gestürzt, mich von Drogen und der Nacht verschlingen lassen. Ich machte Schulden, musste mein Auto und meine Wohnung verkaufen, schlief am Ende wieder auf der Couch meiner Mutter. Die Nächte waren bunt, die Tage unerträglich. Ich hatte immer häufiger Suizidgedanken. Irgendwann saß ich im Proberaum meiner damaligen Coverband, der in einem Keller war, und schaute mir alte Videos von mir an und dachte: Daniel, du bist zu einer peinlichen Witzfigur geworden.

War das ein Schlüsselmoment für dich?

Daniel Aminati: Ich lag heulend auf dem Teppichboden und traf eine Entscheidung. Entweder ist hier jetzt endgültig Schluss oder ich übernehme Verantwortung und nehme mein Leben jetzt in die Hand. Aber so richtig. An dieser Stelle konnte ich meinen Kampfgeist mobilisieren. Meinen Ehrgeiz und den Überlebenswillen, den ich mir schon als Kind unbewusst antrainiert hatte. Es fügte sich alles zusammen.

Entweder ist hier jetzt endgültig Schluss oder ich nehme mein Leben jetzt in die Hand.
Daniel Aminati

Was hast du dann gemacht?

Daniel Aminati: Ich suchte erstmal alle notwendigen Papiere und offenen Rechnungen zusammen und verschaffte mir einen ehrlichen Überblick. Ich ging zur Schuldnerberatung, begann eine Drogentherapie, fing mit dem Boxtraining an und veränderte mein Umfeld. Ich stotterte monatlich 800 D-Mark von meinem Schuldenberg in Höhe von 500.000 D-Mark ab. Schritt für Schritt. Immer wieder sagte ich mir: Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich begann, mein Mindset zu verändern, dadurch dass ich Bücher über Persönlichkeitsentwicklung las. Ich interessierte mich zudem für spirituelle Sichtweisen und machte mir einen Fünf-Punkte-Plan, nach dem ich strikt lebte.

Wie lauteten die fünf Punkte?

Daniel Aminati:

  • Hör auf zu jammern.

  • Sei dir für nichts zu schade.

  • Meide die Menschen, die dir nicht guttun.

  • Lies Bücher, vor allem die richtigen.

  • Achte auf deinen Körper.

Tatsächlich hast du es geschafft, ohne Abschluss und klassische Berufsausbildung einer der bekanntesten Moderatoren bei ProSieben zu werden. Was rätst du Menschen, die ihren beruflichen Weg noch nicht gefunden haben?

Daniel Aminati: Schaut weniger auf Noten und auf andere, sondern macht das, was euch Freude bereitet, was euch erfüllt. Ich bin auf der Bühne und schließlich im TV gelandet, weil ich das Tanzen geliebt habe. Man wird nur gut in etwas, das man gerne immer wieder tut. Und seid mutig. Egal wieviel Bewerbungen abgelehnt werden, gebt nicht auf, greift zum Telefon oder werdet persönlich vorstellig. Wenn man ein Ziel oder einen Traum für sich visualisiert hat und mit Mut und Energie verfolgt, dann klappt das früher oder später.

Man wird nur gut in etwas, was man gerne immer wieder tut.
Daniel Aminati
Daniel Aminati als Schauspieler in der Rolle des Charly Graf. - Thomas Frank
Daniel Aminati als Schauspieler in der Rolle des Charly Graf. - Thomas Frank

Hat es dich Überwindung gekostet, so offen über sehr persönliche, teilweise harte Erfahrungen zu schreiben?

Daniel Aminati: Nein. Ich bin mit mir und meinem Leben im Reinen und möchte Menschen inspirieren und motivieren, in sich hinzuschauen und die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten zu entdecken.

Hast du Tipps, wie das gelingen kann?

Daniel Aminati: Mir selbst haben folgende Leitfragen geholfen, denn wenn du diese Fragen stellst, die in deine Zukunft gerichtet sind, erhältst du Antworten, wenn du dir zuhörst.

  • Was kann ich tun, damit mir das nicht mehr passiert?

  • Was muss ich tun, damit mein Leben leichter wird?

  • Wie schaffe ich es, mich in einigen Dingen zu entwickeln?

  • Wie finde ich heraus, wer ich sein will?

  • Was bereitet mir so viel Freude, dass ich weniger in der Angst lebe?

  • Wie finde ich den Mut, meinen Träumen zu folgen?

Du wirst in Kürze zum ersten Mal Vater. Was willst du deinem Kind für seinen Lebensweg auf jeden Fall mitgeben?

Daniel Aminati: Urvertrauen durch bedingungslose Liebe und die Möglichkeit, alle Gefühle zeigen zu dürfen. Stabile Gleise, auf denen es auch in schweren Zeiten fahren kann. Die Gewissheit, dass es fallen wird, aber danach gestärkter wieder aufstehen wird. Den Mut, der inneren Stimme zu folgen, auch wenn Außenstehende meinen, ein anderer Weg wäre der bessere.

Hattest du auch Tiefpunkte in deinem Leben, aus denen du durch eigene Kraft und Veränderungen gestärkt hervorgegangen bist? Erzähle uns Deine Geschichte in den Kommentaren oder an redaktion@xing.com

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Zum Interviewpartner:

Daniel Aminati wurde 1973 in Aachen als Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen geboren. Er wollte Profi-Fußballer werden und spielte in der A-Jugend des FC Bayern München, bevor er über eine Jazzdance-Ausbildung zum Tanzen kam und Leadsänger der Popband "Bed and Breakfast" wurde. Aminati arbeitet als Model, Radiomoderator, spielte diverse Rollen in TV-Serien und Filmen. Seit 2006 ist er als Moderator für den Sender Prosieben tätig, zunächst für das Wissensmagazin „Galileo“ und seit März 2009 für das Lifestyle Magazin „taff“. In seinem Buch „Am Abgrund wachsen dir Flügel“ schreibt er über seine Kindheit, über Rückschläge, Abstürze und Sucht. Er berichtet offen, wie er sich mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt hat, aus gefährlichen Verhaltensmustern ausgestiegen ist und Krisen meistert.

Weitere inspierende Zickzack-Karrieren findest Du hier:

"Beruf oder Berufung? Vom Hörsaal in den Kuhstall"

„Zurück ins Büro? Das geht jetzt nicht mehr!“ – tausche Konzernkarriere gegen Weinberg

„Endlich glücklich!“ – von der Werbemanagerin zur Surfhotelbesitzerin

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