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Braucht es heute neue Männernetzwerke?

Frauennetzwerke sind heute stark – Braucht es jetzt neue Männernetzwerke?

Es ist unbestritten, dass ein starkes Netzwerk für die berufliche Karriere unerlässlich ist. Einer der am häufigsten genannten Vorteile, die Männer gegenüber von Frauen haben oder haben sollen, ist jener der starken Vernetzung – was den Zugang zu Entscheidungsträgern ermöglicht.

Diese Vernetzung hatte sehr oft den Ursprung in der intensiven und ebenso prägenden gemein-samen Zeit im Militär. Ähnliche enge und lange währende Kontakte ergaben sich durch Studentenverbindungen und Service Clubs. Neben der Vernetzung in die Breite konnte gleichzeitig der Zugang zu erfahrenen Mentoren aufgebaut werden. Ergänzt wurde die Vernetzung durch ein passioniertes Vereinsleben, das ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Umfeldes war.

Dieses Zugehörigkeitsgefühl beeinflusste in der Folge oftmals auch Entscheide im beruflichen Umfeld und führte dazu, dass im Zusammenhang mit Beförderungen gerne von Vetternwirtschaft die Rede war – ein Image, das sich über Jahrzehnte gehalten hat. Entsprechend haben viele Frauen bis vor kurzem „Netzwerken“ mit folgenden Begriffen und Emotionen verbunden:

  • Seilschaften

  • Steigbügelhalter

  • Filz

  • Usw.

Begriffe dieser Art werden jedoch der wahren Bedeutung von „Netzwerken“ nicht gerecht. Besonders die Möglichkeiten der digitalen Kontaktaufnahme, wie z.B. im Businessnetzwerken XING, haben letztendlich mitgeholfen, dem Begriff Netzwerken wieder seine wahre Bedeutung zurückzugeben.

Netzwerken bedeutet heute:

Vielfältige Kontakte schliessen über Generationen, Branchen und Funktionen hinweg.

• Geben (Wissen teilen), unabhängig davon, ob vom Gegenüber je direkt etwas zurückkommt.

• Sich glaubwürdig als Fachperson in der (virtuellen) Welt positionieren

Durch die Genderdiskussion hat sich in den letzten Jahren auf der Seite der Frauen ein intensives Bedürfnis entwickelt, sich bewusst nach beruflichem Hintergrund oder Interessen zu vernetzen. Noch nie zuvor gab es eine so grosse Vielfalt an Frauenorganisationen, wöchentlich entstehen neue Interessen-Gruppen. Besonders die Frauen-Businessnetzwerke erfreuen sich grosser Beliebtheit, die Mitglieder profitieren von einem intensiven Erfahrungsaustausch. Dies hilft nicht nur bei der klassischen Karriereplanung, sondern auch bei der Erwägung einer Selbstständigkeit, wird dieser Schritt doch eine realistischere Option, wenn man sich mit Frauen austauschen kann, die einen solchen Weg bereits eingeschlagen haben.

Weiter haben die Unternehmen ihrerseits erkannt, wie sie durch interne Frauennetzwerke gegen aussen zeigen können, dass sie aktiv bereit sind, "Frauen zu fördern" (wobei ich diese Begriffswahl jeweils nicht glücklich gewählt finde, es klingt zu sehr nach "Förderunterricht").

An den Universitäten wird den Studentinnen und Berufseinsteigerinnen eine Vielfalt an Programmen offeriert, damit die Wirtschaft endlich ohne gesetzliche Regelung den Quotenanteil an Führungsfrauen erhöhen kann.

Besonders durch die von mir betreuten Frauennetzwerke sehe ich tagtäglich, wie wichtig all diese Programme sind und welchen Erfolg sich dadurch langsam einstellt.

In diesem Zusammenhang wurde ich auf eine Veränderung aufmerksam, die ich erst durch Gespräche mit Männern der bevorstehenden Kader-Generation realisiert habe.

Männer sind nicht mehr so gut vernetzt wie früher – sie können nicht mehr netzwerken!

Nach wie vor hören die jungen Männer die althergebrachte Meinung, Männer seien per se einfach stark vernetzt. Das klingt so selbstverständlich für sie, dass sie es gar nicht hinterfragen. Die Realität erkennen sie erst, wenn sie merken:

• Das Militär bietet heute nicht mehr die Grundlage für ein starkes Netzwerk, das auch nach 5/10/20 Jahren noch Türen öffnet.

• Sport und Freizeit findet jetzt meist in kleinen Gruppen statt, in denen man sich gut kennt; hier bietet sich keine Vielfalt an Kontakten mehr an.

• Spezifische Männer-Netzwerke beschränken sich nach wie vor auf Berufsverbände oder Service Clubs; die Vielfalt an Interessens-Netzwerken, wie es sie heute bei den Frauen gibt, ist inexistent.

Langsam stellt sich bei den Männern die Erkenntnis ein, dass Netzwerken sich verändert hat und dass jene Männer, die sich jetzt nicht damit befassen, bei raschen Veränderungsprozess aussen vor sein werden. Denn die Zukunft fordert eines mit Bestimmtheit von uns: „Lebenslanges Lernen“ – und damit ist nicht bloss fachliche Bildung gemeint.

Aus meiner Sicht können wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen nur von Frauen und Männern gemeinsam angegangen werden. Daher scheint es mir ratsam, dass sich die jungen Männer dieser Situation bewusst werden und ebenfalls die Initiative ergreifen, um sich aktiv zu vernetzen. So, wie ich die Frauen erlebe, tauschen diese gerne ihre Erfahrungen dazu aus.

Petra Rohner
XING Ambassadorin Frau&Business

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Petra Rohner schreibt über Frauen, Business, Networking, Netzwerke

Mit PR Consulting GmbH lege ich den Fokus auf die Beratung von Fach-und Führungskräften im Bewerbungsprozess, oder in Neuorientierung. Mit den Büchern "EINFLUSSREICH NETZWERKEN" vermittel ich meine Erfahrungen im beruflichen Netzwerken. Als Ambassadorin Frau und Business vernetze ich Frauen im XING.

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