Brich beim Gehalt das Tabu: Warum Du aufhören solltest zu schweigen, wenn Du gerecht bezahlt werden möchtest
Gleiche Arbeit, gleiches Geld – ein schöner Traum? Gehaltstransparenz kann helfen, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Lasst uns darüber sprechen.
Warum ist es eigentlich so schwer, offen über das Thema Geld zu reden? Wann haben wir beschlossen, dass es akzeptabler ist, über intimste Details unseres Privatlebens zu plaudern, als darüber, was auf unserer Gehaltsabrechnung steht?
Du sitzt vielleicht gerade bei der Arbeit und fragst Dich, ob Du marktgerecht bezahlt wirst. Ob Deine männlichen Kollegen für den gleichen Job tatsächlich mehr bekommen. Oder ob Du die einzige Person in der Firma bist, deren Kontostand zum Ende des Monats immer wieder gegen null rutscht. Aber: Du redest nicht darüber.
Ja, es gibt sie noch, die Klauseln in Arbeitsverträgen, die den Austausch über Gehälter untersagen. In den meisten Fällen sind sie rechtlich unwirksam. Ihre Wirkung auf Arbeitnehmende entfalten sie dennoch: Sie schüchtern ein.
Denn wenn Informationen über Gehaltsstrukturen fließen, fördert das nicht nur Fairness und Motivation. Es stärkt auch die Verhandlungsbasis der Arbeitnehmenden.
Das Gehalt verabschiedet sich aus der Tabuzone
Die gute Nachricht: Wir befinden uns an einem bedeutenden Wendepunkt. Das Gehalt verabschiedet sich aus der Tabuzone. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Studie, für die kununu 1.016 Arbeitnehmer·innen zum Thema Gehaltstransparenz befragt hat.
56 % der Befragten begrüßen es, wenn ihr aktueller Arbeitgeber den Gehaltsrahmen seiner Mitarbeiter·innen öffentlich macht. 31 % wären sogar mit der Veröffentlichung der genauen Gehaltszahlen einverstanden. Das ist ermutigend. Denn wer bereit ist, offener über sein eigenes Gehalt zu sprechen, leistet bereits einen Beitrag zur Gehaltstransparenz.
31 % wären mit der Veröffentlichung genauer Gehaltsdaten einverstanden.
Die Gründe für diese Haltung leuchten ein: Zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, dass die Transparenz das Gefühl für Fairness und Gleichbehandlung in der Belegschaft steigern würde. 67 % gehen davon aus, dass es motivierend auf Mitarbeiter·innen wirken würde, da Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar werden. Und 63% sind der Meinung, dass eine transparente Haltung des Arbeitgebers dabei hilft, neue Mitarbeitende für das Unternehmen zu gewinnen.
Die neue Offenheit betrifft aber nicht nur die interne Gehaltstransparenz, sondern auch die nach außen: Mehr als drei Viertel der Befragten würde es befürworten, wenn zumindest der Gehaltsrahmen einer Position in Stellenanzeigen publiziert wird.
Argumente, die angesichts des Fachkräftemangels kein Arbeitgeber ignorieren sollte.
Gehaltsangaben in Stellenanzeigen entwickeln sich zum „Must-have“
Anfang 2023 hat das Bundesarbeitsgericht eine Grundsatzentscheidung getroffen, die darauf abzielt, eine faire Bezahlung in Deutschland zu gewährleisten: Das Verhandlungsgeschick darf kein Grund für einen Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern sein. Damit ist der rechtliche Grundstein für eine verpflichtende faire Bezahlung gelegt. Das ist großartig. Aber es bleibt ein Anfang.
Um Lohnunterschiede erfolgreich zu bekämpfen, müssen wir sie sichtbar machen. Aus diesem Grund haben wir beim kununu Gehaltscheck 2024 mehr als 835.000 Gehälter analysiert, die Arbeitnehmende auf kununu.com angegeben haben. Wir zeigen, was Deutschland verdient, welche Städte, Jobs und Branchen am lukrativsten sind und wo sich Berufserfahrung und Personalverantwortung besonders lohnt.
Weiterhin klaffen Lücken zwischen Gehältern der Geschlechter
Es ist unser bisher größter Gehaltsreport – mit einigen Überraschungen. Oder hättest Du gedacht, dass ausgerechnet in Bielefeld die Arbeitnehmer·innen bundesweit am zufriedensten mit ihrem Gehalt sind? 58,6% der Bielefelder·innen bewerten ihren Verdienst als gut oder sehr gut. Und das, obwohl die Stadt im Vergleich der 20 größten Städte nur auf Platz 16 in puncto Gehaltshöhe liegt. Zum Vergleich: In München, mit einem Durchschnittsgehalt von 58.164 Euro auf Platz eins, sind nur 53,8% mit ihrem Gehalt zufrieden.
Andere Zahlen überraschen leider nicht: Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, den wir nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in einzelnen Jobs analysiert haben, ist immer noch eklatant. Ein Beispiel: In der weiblich dominierten Personalbranche (Human Resources) verdienen HR-Managerinnen jährlich durchschnittlich knapp 4.300 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Es liegt noch viel Arbeit vor uns …
Doch wir können gemeinsam daran arbeiten, eine faire und transparente Gehaltsstruktur zu schaffen, von der letztendlich alle profitieren. Gehaltstransparenz ist nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem, das alle Ebenen der Berufswelt tangiert. Was Du jetzt tun kannst?
Lass uns das große Schweigen brechen. Lass uns sichere Räume für einen Austausch schaffen. Bist Du bereit, den Anfang zu machen?
Ja, es erfordert Mut über das Gehalt zu sprechen. Doch wenn wir den Mut aufbringen, Transparenz zu verlangen und selbst über Gehalt zu sprechen, können wir zum Ende dieses Tabus beitragen.
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