Chef, mach mal Urlaub! Warum du ohne Auszeit auf eine Katastrophe zusteuerst
Unentbehrlich – ehrlich? Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich keine Pause gönnen, bezahlen mit ihrer Gesundheit. Das geht auf Kosten der gesamten Firma.
Lange genug hab ich's gemacht. Drei Jahre kein einziger Tag Urlaub. Mit 22. Verrückt, oder?
Alles prasselte auf mich ein, nachdem ich das Familienunternehmen übernommen hatte. Tag für Tag. Woche für Woche. Mein Energielevel sank. Doch ich gab nicht auf. Tagungen, Events, ständig unterwegs. Die Leute dachten: „Wow, die jettet in der Welt rum!“ Schließlich durfte ich die tollsten Städte und Länder besuchen. Doch die Wahrheit ist: Anstatt den Strand zu genießen, steckte ich in Meetings fest. Was ich auf meinen Reisen sehen durfte, waren: Konferenzräume. Und die sind, wenn man mal ehrlich ist, in Buxtehude gar nicht so viel anders als in Dubai.
Ich war unentbehrlich, dachte ich. Ohne mich? Das kann doch gar nicht funktionieren, da war ich mir sicher. Ich machte Pläne. Große Pläne. Doch der liebe Gott lachte darüber. Denn mein Akku entlud sich schneller als gedacht. Ich verstand: Für meine Firma und meine Familie bringe ich nur dann etwas, wenn ich selbst stabil bin. Wenn ich nicht auf allen Vieren dahinsieche. Also musste ich handeln.
Dass das Leben viel zu schnell vorbei sein kann, musste ich schmerzlich durch den völlig unerwarteten Tod meiner Schwester Byanka erfahren. Herzinfarkt, vermuten die Ärzte. Mit 49.
Urlaub als Chefin – kann das gutgehen?
Ich gebe zu: Mein erster Urlaub als CEO war eine große Herausforderung für mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich das Unternehmen allein am Laufen halten musste, und ich hatte Angst, dass meine Abwesenheit zu Problemen führen würde. Aber ich erkannte bald, dass ich nicht alles allein machen muss. Und dass mein Team sehr wohl in der Lage ist, auch ohne mich erfolgreich zu arbeiten.
Seitdem habe ich meine Einstellung zu Urlaub komplett geändert. Ich plane meine eigenen Auszeiten bewusster und nehme sie regelmäßiger. Ich habe festgestellt, dass ich nach einer Pause nicht nur erholt und entspannt bin, sondern auch neue Energie und Kreativität habe, um mich auf die nächsten Herausforderungen zu konzentrieren.
Und trotzdem erwische ich mich dabei, wie ich nicht mehr wie geplant vier dieser Auszeiten pro Jahr im Schweigekloster nehme, die mich erden und mir so guttun, sondern nur noch zwei. Oder war es doch nur wieder eine? Nobody’s perfect.
Ich will es mir nicht anmaßen, zu wissen, ob der Duck für eine Führungskraft in großen Konzernen wirklich geringer ist als bei einem Mittelständler. Aber die Last lässt sich vermutlich auf mehr Schultern verteilen. Wenn der Chef, der sonst im Tagesgeschäft aktiv ist, im Urlaub weilt und einer krank wird – dann wird es im Mittelstand schon strubbelig.
Als Chefin eines mittelständischen Unternehmens fühle ich immer noch oft den Druck, ständig erreichbar und produktiv sein zu müssen, um das Wachstum und die Entwicklung meines Unternehmens zu fördern. Doch ich weiß heute, dass es genauso wichtig ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um gesund zu bleiben und den Akku richtig aufzuladen. Für mich. Aber auch für das Unternehmen.
Du kannst das Schiff nur steuern, wenn du Kraft hast und bei klarem Verstand bist. Sonst meldet sich irgendwann dein Körper und drückt dir die Auszeit auf.Vanessa Weber, Geschäftsführerin Werkzeug Weber
Das schlechte Gewissen, wenn ich Urlaub mache, plagt mich nicht mehr so sehr. Früher dachte ich: Urlaub passt nie rein. Heute weiß ich: Urlaub passt nie rein – aber Du musst ihn trotzdem nehmen!
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Als Unternehmerinnen und Unternehmer sind viele von uns geneigt, sich selbst hintanzustellen und sich voll und ganz auf die Firma zu konzentrieren. Doch nur wenn wir gut für uns selbst sorgen, können wir langfristig erfolgreich sein.
Ich möchte daher alle Chefinnen und Chefs da draußen ermutigen: Nehmt euch endlich Urlaub! Plant frühzeitig und blockt die Zeit für euch selbst. Ja, ihr seid unentbehrlich. Aber nicht jeden Tag, nicht jede Woche, und schon gar nicht rund um die Uhr. Erst kürzlich habe ich einen passenden Kalenderspruch entdeckt: „Du musst nicht ständig erreichbar sein – außer du hast die Rufnummer 112.“ Gesteht euch Auszeiten zu. Eure Firma und eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden es euch danken.
5 Gründe, warum Du als Chef Urlaub buchen solltest (oder Du als Mitarbeiter Deinen Chef daran erinnern solltest)
🏥 Gesundheit geht vor: Behandle dich selbst wie deine Mitarbeitenden
Als Chef oder Chefin eines Unternehmens trägst du eine hohe Verantwortung. Mag sein, dass du sogar eine oder einer von denen bist, die rund um die Uhr im Einsatz sind. Aber willst du wirklich arbeiten, bis der Arzt kommt? Dass ständiger Stress und Überarbeitung zu gesundheitlichen Problemen führen, wissen wir alle. Doch es handeln immer noch zu wenige danach. Indem du dir regelmäßige Auszeiten und Urlaub gönnst, bewahrst du deine körperliche und mentale Gesundheit und arbeitest langfristig effektiver. Und das gefällt uns Chefinnen und Chefs bei Mitarbeitenden doch auch, oder?
🤝 Vertrau deinem Team: Man wächst auch an deinen Aufgaben!
Wenn du als Chefin oder Chef ständig präsent bist und dich um jedes kleinste Detail kümmerst: Meinst du, deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden jemals ihr volles Potenzial entfalten? Stell dir vor, deine Eltern hätten dich vor jeder Herausforderung im Leben behütet: Wärst du dann heute dort, wo du jetzt bist? Indem du dir Auszeiten nimmst, gibst du deinem Team die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Dies stärkt das Vertrauen in dein Team und fördert die persönliche und berufliche Entwicklung deiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
🔭 Andere Länder, andere Lösungen: Such neue Perspektiven
Wie soll man das große Ganze im Blick behalten, wenn man immer im Tagesgeschäft gefangen ist? Eine Auszeit versetzt dich in die Lage, dich auch mal vom Alltag zu lösen. Andere Kulturen, Sprachen, Gerüche, Farben, andere Mentalität, andere Probleme, andere Lösungen. Das pustet den Kopf frei und sorgt für neue Perspektiven. So kannst du frische Ideen entwickeln, strategische Entscheidungen treffen und das Unternehmen langfristig voranbringen. (Mehr dazu liest du in diesem Artikel.)
💪 Lebe vor, dass Erholung kein Zeichen von Schwäche ist
Indem du dir Auszeiten gönnst, sendest du auch deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine klare Botschaft: Es ist in Ordnung ist, Urlaub zu machen. Es ist okay, sich zu erholen. Dies fördert eine gesunde Work-Life-Balance und zeigt dein Verständnis für die Bedürfnisse deines Teams. Eine motivierte und ausgeglichene Belegschaft ist produktiver und meiner Erfahrung nach loyaler gegenüber dem Unternehmen.
🔥 Brenne für das Unternehmen – aber brenne nicht aus
Als Chefin oder Chef trägst du oft eine große Last auf deinen Schultern. Wenn du dir keine Auszeiten gönnst, stößt du mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann an deine Grenzen. Burnout kann nicht nur deine Gesundheit, sondern auch dein Unternehmen in Gefahr bringen. Glaub mir, ich weiß genau, wovon ich rede. Bei mir war es haarscharf. Also mach es besser! Indem du regelmäßig Urlaub machst und dich erholst, schützt du dich vor dieser Gefahr und bleibst langfristig leistungsfähig. Also, liebe Chefs da draußen, es ist an der Zeit. Nehmt euch Urlaub. Für euch und für euer Unternehmen. Denn ihr seid der Schlüssel zur erfolgreichen Zukunft.
Wo geht es für euch dieses Jahr noch hin oder hattet ihr gerade Urlaub? ☀️
