Circular Economy in der deutschen Messewirtschaft
Die deutsche Messewirtschaft, die aus vielen Akteuren - Geländebetreiber, Messeveranstalter, Aussteller, Standbauer, Besucher und Servicepartner - besteht, hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Voraussetzung dafür ist, dass sämtliche Bereiche des Systems Messe eng zusammenarbeiten und ganzheitlich denken. In einem kontinuierlichen Anpassungsprozess entwickelt sich der Bereich beständig weiter. Dazu gehören auch folgende Einzelmaßnahmen:
Reduzierung des Abfallaufkommens (Abfallvermeidung und verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen)
Angebote für eine emissionsarme bis emissionsneutrale An- und Abreise
vergrößertes Angebot an regionalen, saisonalen und biologisch hergestellten Cateringprodukten
Erstellung eines CO2-Fußabdrucks und Kompensation der CO2 -Emission
Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität an Messeplätzen
Schaffung nachhaltiger, mehrfach verwendbarer Messestände und Einsatz von hochwertigen Materialien
präzise Messung der Emissionen
Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien
Verwendung von Öko-Reinigungsprodukten
optimale Organisation von Transporten.
Kreislaufwirtschaft im Messebau umfasst sämtliche Aspekte der Produktion von Gütern und des Einsatzes von Ressourcen:
Reduktion: genaue Planung und kreatives Standdesign (Messestände nehmen nur die Fläche ein, die benötigt wird, um ihre Grundfunktionen zu erfüllen), Verwendung von hochwertigen und nachhaltigen Materialien
Wiederverwertung (mittels Reparatur sowie durch Upcycling oder Refurbishing): Mobiliar und Einrichtung tragen umfassend zum Ambiente eines Messestandes bei (z.B. Verwendung restaurierter Möbelstücke, Einsatz upcycelter Fischernetze)
Recycling: verwendete Gegenstände werden nach ihrer Nutzung in ihre Einzelbestandteile bzw. Rohstoffe zerlegt und erneut aufbereitet (Einsatz recycelbarer Materialien für einen Messestand).
Die Kreislauffähigkeit von Baustoffen, Produkten sowie die Herausforderungen der EU-Taxonomie sind Kernthemen auf der Messe BAU 2025 in München. Passend dazu präsentiert die Tochtergesellschaft der Messe München als eine der führenden Agenturen für Markenräume und Messebau im Foyer des Eingangs Ost ihr neues Ausstellungskonzept NEXT CIRCULAR. Dies gibt es in drei Leitdesigns – DYNAMIC, PULSE und FUSION. Im Zusammenspiel von Farbgebung und Grafik schafft ein ausgeklügeltes Lichtdesign ein perfektes emotionales Erlebnis und leuchtet jede Szene perfekt aus. „Wir schaffen einen wandlungsfähigen Smart Space, der eindrucksvoll die Zukunftskraft umweltschonender Konzeptansätze zeigt“, sagt Harald Hüser, Architekt und Lead Circular Concept bei meplan. Das innovative Raumkonzept weist neben dem eigenen Messestandskonzept woodï in eine zirkuläre Zukunft. Dazu wurden gemeinsam mit dem Messebauer Sectorplan, demecosign Institut für Nachhaltige Zukunft und der CircularSkills GmbH als Konzeptpartner geprüft kreislauffähige Designs und Materialien entwickelt. Die Basis des innovativen Raumkonzepts ist FRAME. Die frei konfigurierbaren Rahmen aus 75% recyceltem Aluminium zeichnen sich durch sehr hohe Wiedereinsatzraten aus. Ihr eventspezifisches Design erhalten sie durch hochwertige Interfaces aus unterschiedlichsten closed-loop Materialien. Bei deren Auswahl und -gewinnung achtet meplan auf 100%ig recycelte Materialien und auf eine 100%ige Recyclingfähigkeit. Es entstehen fast keine Abfälle, und es werden keine Materialien neu aus der Natur entnommen.
Das Konzept ist nicht nur hundertprozentig transparent, sondern berichtspflichtigen Unternehmen auch schlüssige Schnittstellen hinsichtlich EU-Ecodesign und EU-Taxonomie bietet: Die Systematik bilanziert die Umweltwirkungen des Messestands und schafft eine transparenteEntscheidungsbasis für zirkuläre Materialwahlen. Dabei werden sämtlicheUmweltauswirkungen der gesamten Wertschöpfung der Materialien erfasst undausgewertet - dadurch ist auch eine Vergleichbarkeit gewährleistet. „Die von uns angewandten Kriterien sind wissenschaftlich belegt und verleihen dem System sowie dem Aussteller ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit“, sagt Senior Consultant Bernd Draser. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der CircularScan, der es Unternehmen, Investoren und Kreditgebern ermöglicht, schnell und einfach Optimierungsbedarfe zu erkennen und Innovationen zu gestalten. CircularScan reduziert die Komplexität der EU-Regeln – aus einem schwer überschaubaren Dickicht wird ein klarer Überblick, den Hersteller, Investoren, Handwerker und alle Akteure der Wertschöpfungskette sofort erfassen können.
Eine schnelle und einfache Bewertung kann darin unterstützen, "zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen zu erkennen, wirtschaftliche Sicherheit zu schaffen und Europas Position als Innovationsführer zu stärken. In einer Welt voller Herausforderungen bieten die sechs Transformationskriterien der EU-Taxonomie eine klare Richtung für eine nachhaltige Zukunft. CircularSkills hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kriterien in ein verständliches, bezahlbares und planbares Konzept zuüberführen", bemerkt Peter Bachmann, der gemeinsam mit Fabian Wiesler das gleichnamige Unternehmen führt und erklärt, warum sich diese sechs Transformationskriterien lohnen:
Materialgesundheit: Gesunde Produkte schützen unsere Gesundheit und sparen Kosten.
Kreislaufführung: Ein Wirtschaftssystem, das Ressourcen in Kreisläufen denkt, macht uns unabhängiger und resilienter.
CO2-Fußabdruck: Klimaschutzmaßnahmen sichern eine lebenswerte Zukunft.
Biodiversität: Eine intakte Natur ist die Grundlage unseres Überlebens.
Soziale Verantwortung: Faire Standards fördern Stabilität und Motivation und reduzieren Migrationsanlässe.
Anpassung an den Klimawandel: Gebäude und Infrastruktur, die klimafest sind, reduzieren Risiken und sichern langfristige Werte.
Peter Bachmann spricht sogar von einer "Liebeserklärung an die EU-Taxonomie", denn diese Kriterien sichern unsere nachhaltige Zukunft und Arbeitsplätze. Die EU-Taxonomie ist ein wichtigerBaustein des European Green Deal, mit dem die Staatengemeinschaft bis 2050 klimaneutral werden will. Er kritisiert allerdings, dass politische Debatten und Stimmen einiger Verbandspräsidenten oder Lobbyvertreter zuweilen den Eindruck erwecken, "als ob es eine Option wäre, die EU-Taxonomie, den Green Deal oder ESG von der Agenda zu nehmen." Das ist seiner Meinung nach allerdings ein Trugschluss. "Der Klimawandel, die Ressourcenknappheit, der Migrationsdruck und die sterbende Umwelt sind allgegenwärtig – und sie beschleunigen sich immer stärker. Diese Herausforderungen werden nicht verschwinden, egal wie oft wir versuchen, sie zu ignorieren", so Bachmann. Transformationskriterien sollten deshalb nicht als Hürde, sondern als Chance und Innovationspotenzial begriffen werden, um notwendige Veränderungen aktiv zu gestalten. Häufig wird jedoch vergessen, dass es im Nachhaltigkeitskontext auch eine leicht verständliche Sprache braucht, die Menschen wirklich erreicht und in ihrer Kompliziertheit nicht abstößt. Wo Nachhaltigkeit nicht zugänglich ist, kann sie nicht wirken. Auch braucht es vertrauensvolle undinterdisziplinäre Netzwerke, die nicht nur Wirtschaft und Gesellschaft stärken, sondern auch dazu beitragen, einen kulturellen Wendepunkt in der Klima- und Umweltkrise zu erreichen.
www.meplan.de, www.ecosign-institut.de, www.circularskills.earth Live und im Gespräch zu erleben - NEXT CIRCULAR auf der Messe BAU 2025 vom 13. - 17. Januar 2025 im Bereich des Eingangs Ost, Stand Nr. EOE 10. Dort findet auch eine kundenorientierte Umfrage zu Bedürfnissen von Unternehmen hinsichtlich der EU-Taxonomie-Berichtspflicht statt.
Vortrag von Peter Bachmann am Mittwoch, den 15. Januar 2025, um 10:40 Uhr, zum Thema: „Zukunft des Bauens: Biobasierte Baustoffe im Fokus“. Ort Halle A4, Stand 330 im"Forum Innovation Hub". Veranstalter sind die RG-Bau im RKWKompetenzzentrum und des Fraunhofer-Informationszentrums Raum und Bau IRB
Strategien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in Deutschland
Neue Qualitätsmaßstäbe in der Tourismusbranche. Interview mit Peter Bachmann und Florian Wiesler
Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.