Das Handicap-Prinzip: Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?!
Hast du dich schon mal gefragt, warum die Schürze vieler Köche weiß ist? Eigentlich ziemlich dumm, wo doch ständig Soßen, Tomatensaft oder Schokolade draufkleckern und hartnäckige Flecken verursachen können …
Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht? Die Antwort: Dahinter steckt das sogenannte Handicap-Prinzip.
Tatsächlich erfüllt die freiwillige „Behinderung“ einen evolutionären Zweck. Der Name „Handicap-Prinzip“ geht auf das israelische Biologenpaar Amotz und Avishag Zahavi zurück, das diese Theorie 1975 entwickelte. Die beiden fragten sich, was ein Wesen generell attraktiv macht und warum beispielsweise der Pfau diese wahnsinnig langen Federn hat, obwohl sie weder zum Fliegen taugen noch beim Stolzieren stützen.
Bei ihren Beobachtungen fanden die Forscher heraus: Solche Signale werden von anderen dann als besonders wertvoll eingestuft, wenn sie kostenintensiv erworben und gepflegt werden müssen. Anders formuliert: Der Pfau steckt in einer evolutionären Zwickmühle. Sein Federschwanz behindert ihn zwar, aber ohne ihn pflanzt er sich nicht fort, weil die Weibchen umso mehr auf ihn fliegen, je größer sein Rad ist, das er damit schlägt. Auch der Mensch steht vor diesem Dilemma. Ob bei der Partnerwahl – oder beim Buhlen um Kunden oder die nächste Beförderung: Auch wir wählen dazu Dresscodes oder Statussymbole, die uns eigentlich einschränken oder völlig nutzlos sind. Aber aufgrund des hohen Preises, den wir dafür zahlen, macht uns das (oder unsere Dienstleistung) in den Augen anderer umso wertvoller. Eng geknöpfte Kragen mit würgenden Krawatten oder feinste Stoffe, die sofort knittern, wenn man sie ansieht und praktisch kaum zu reinigen sind, gehören zu solchen Klassensymbolen. Je komplizierter, teurer und einschränkender, desto „Wow!“ Wer das Prinzip erst einmal verinnerlicht hat, sieht es überall: Ständig wählt der Mensch freiwillige Behinderungen, um damit anderen zu zeigen: „Seht her, ich kann es trotzdem!“ Nur ein „wahrer Meister“ kocht so grandios, dass ihn selbst die weiße Weste nicht behindern kann …