Das Wirtschaftsmodell der Zukunft: Circular Economy
Produktions- und Konsumsysteme müssen deshalb nachhaltiger gestaltet werden. Die Circular Economy (CE) gilt als wichtiger Teil der Lösung und als Wirtschaftsmodell der Zukunft. Ziel ist es, so viele Ressourcen wie möglich im Kreislauf zu halten, sie so schnell und effizient wie möglich vom Zustand der Obsoleszenz in einen Zustand der Nutzung zu überführen, dabei Leckage weitgehend zu vermeiden und den Wiedergewinnungshorizont immer weiter zu verschieben. CE lässt sich allerdings nicht einfach auf herkömmliches Recycling reduzieren, sondern erfordert weitaus mehr – beispielsweise den kreislauffähigen Einsatz von Rohstoffen bereits beim Produktdesign. Kreislaufwirtschaft verlangt klares Denken und einen kritischen Blick für das wirklich Nachhaltige und Machbare. Je größer und komplexer die Projekte und Initiativen, je lauter der Hype, desto schwieriger der Durchblick. Nachhaltige Kreisläufe messen sich an Vernunft, Klugheit und gesellschaftlichen Fundamenten, die sich als „tragfähig“ erweisen. CE verbindet ökonomische und ökologische Chancen, schont die Umwelt, sorgt dafür, dass eingesetzte Rohstoffe länger und häufiger genutzt und neue Geschäftsmodelle und Einkommensquellen erschlossen werden, die auch immer stärker von der Digitalisierung getrieben sind.
Die Hamburger Otto Group testet derzeit viele neue Ansätze: Bonprix etwa entwickelt gemeinsam mit zwei Lieferanten Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte, die noch dieses Jahr vermarktet werden. About You handelt mit gebrauchter Kleidung, Manufactum setzt auf langlebige und reparaturfähige Produkte, Limango arbeitet an einem Pilotprojekt zur Kreislaufwirtschaft. Daneben werden ökologische Ansätze in der Produktion getestet - zum Beispiel wasserloses Färben für Textilprodukte oder Fasern, die nicht als Dämmmaterial und Putzlappen enden müssen, sondern aus denen künftig wieder Kleidung gemacht werden kann (Quelle: NOW 2021)
Auch beim Familienunternehmen Häcker Küchen werden Stoffkreisläufe geschlossen, wo es möglich ist. Über die Verwaltungsgesellschaften wurden hier beispielsweise Verpackungsmaterialien lizenziert. Damit ist gewährleistet, dass Verpackungen von den Entsorgungspartnern gesammelt werden, erfasste Verpackungen stofflich verwertet und alle Anforderungen der Verpackungsordnung erfüllt werden. Die Verpackungen werden umweltfreundlich über die Recycling-Kontor Transportverpackungen GmbH & Co. KG (RKT) entsorgt. Zudem werden mit den Lieferanten ständig Lösungen zum sparsamen Einsatz von Verpackungsmaterial erarbeitet. Auf den Einsatz von Styropor und Schrumpffolie wird zugunsten von Pappe und Papier verzichtet. Aileen Rückwarth, Assistentin der Geschäftsführung, hat das Thema Kreislaufwirtschaft stets ganzheitlich im Blick. So setzte sie sich dafür ein, das Ecosystem Büro nachhaltig zu verbessern. Sie und die Belegschaft fragten sich aber auch, wie Verpackungsmüll vermieden werden kann, und welche nachhaltigen Alternativen es im Kantinenbereich zu Styroporboxen und Plastikbesteck gibt. Die Entscheidung wurde zugunsten von Materialien entschieden, die vollständig biologisch abbaubar sind.
Deutlich zum Ausdruck gebracht wird dies auch durch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm, das CE-Paket der EU, die SDGs und den Green Deal (mit den Ökodesign-Richtlinien und der Richtlinie für Elektro- und Elektronikkaltgeräte wurden auch produktspezifische Gesetze erlassen). Im März 2021 hat die Europäische Kommission eine neue Industriestrategie und einen „Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft“ als Teil des europäischen Green Deals vorgestellt. Bereits zuvor war eine Initiative für nachhaltige Produkte angekündigt worden. Entsprechende Gesetzesvorschläge sollen nun bis Ende des Jahres vorgelegt werden. Vor diesem Hintergrund haben die Agora Energiewende und die Corporate Leaders Group (CLG) in der gemeinsamen Studie "Tomorrow’s markets today" Prioritäten identifiziert, wie die EU Marktanreize für klimaneutrale Materialien schaffen könnte (CO₂-Grenzwerten für importierte materialintensive Endprodukte, Maßnahmen in der öffentlichen Beschaffung etc.). All das stellt Unternehmen vor Herausforderungen und Pflichten, zu denen unter anderem gehört, die Herstellerverantwortung zu stärken, CE-Designfähigkeiten aufzubauen, ressortübergreifende Zusammenarbeit zu gewährleisten und den CE Business Case ganzheitlich zu berechnen.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Jens Kersten (Hg.): Inwastement – Abfall in Umwelt und Gesellschaft. Transcript Verlag, Bielefeld 2016.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.