Navigation überspringen
article cover
Warum Du als Gewinner aus Deinem ersten Bewerbungsgespräch herausgehen wirst - ©123rf.com

Dein erstes Bewerbungsgespräch: Warum Du nur gewinnen kannst

Du bist das erste Mal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen? Keine Panik! Mit diesen Tipps wirst auch Du selbstbewusster und entspannter in das Gespräch gehen. Denn klar ist: Du kannst jetzt nur gewinnen.

Du hast den Schulabschluss in der Tasche, ein Studium frisch abgeschlossen oder bist bisher immer einfach so in neue Jobs reingerutscht – und stehst nun zum ersten Mal in Deinem Leben vor der Situation, Dich in einem Bewerbungsgespräch präsentieren zu müssen? Dann habe ich hier einige Tipps, wie Du Dich gut vorbereiten und richtig in Stimmung bringen kannst. Denn Du kannst jetzt nur gewinnen!

Vorstellungsgespräch: Ein gutes Gespräch über gegenseitige Vorstellungen

Die Zeit der Bittsteller ist vorbei, habe ich vor einem Jahr auf meinem Blog getitelt. Ja, die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben sich in den vergangenen Monaten weiter verschoben. Arbeitgeber jammern über einen Fach- und Arbeitskräftemangel, investieren viel in ihr Recruiting und buhlen um die besten Talente – besonders bei Absolventinnen und Absolventen.

Doch Vorsicht, dies soll jetzt kein Freifahrtschein für Dich sein, mit heftig überzogenen Forderungen oder sogar überheblich bis unverschämt im Gespräch aufzutrumpfen. Oder würdest Du Dich so selbst als neuen Kollegen oder neue Kollegin einstellen wollen?

Es geht um Augenhöhe. Du hast wertvolle Fähigkeiten und Kompetenzen mit Deiner Arbeitsleistung anzubieten, Arbeitgeber zahlen Dir hierfür ein Gehalt und investieren im besten Fall in Deine Entwicklung. Du hast bestimmte Erwartungen, wie Dein Job der nächsten Jahre aussehen sollte, was Du erfahren und lernen und vielleicht hast Du auch schon eine Vorstellung davon, wie Du geführt werden möchtest oder in welchem Team Du Dich gut aufgehoben fühlst. Ein Arbeitgeber hat natürlich ebenso Erwartungen an Dich, welche Aufgaben Du wie erledigst und so zur Wertschöpfung oder Entwicklung eines Unternehmens beiträgst. Es ist ein Geben und Nehmen.

Im Vorstellungsgespräch geht es darum, diese Vorstellungen und gegenseitigen Erwartungen auszutauschen sowie Menschen kennenzulernen.

Dich als zukünftige Kollegin oder künftigen Kollegen im Team sowie auch Du Deine potenzielle Führungskraft. Deine Chefin oder Dein Chef darf sich dafür interessieren, warum die bestimmte Schulfächer gewählt oder Dich für dieses Studium entschieden hast, wie Du tickst und sich darüber Gedanken machen, ob und wie Du in das bestehende Team passt.

Genauso darfst Du Dir im Gespräch ausmalen, wie es vermutlich sein wird, mit dieser Chefin oder diesem Chef täglich zusammenzuarbeiten. Wird er oder sie Dich fördern, Deine Stärken erkennen und Deine Leistungen wertschätzen können? Oder sitzt Dir der Typ Kontrolleur alter Schule, statusgetriebener Wichtigtuer oder unterwürfiger Möchtegern gegenüber?

In den Gesprächen hast Du die Chance, dies alles herauszufinden – wie auch Dein Gegenüber möglichst viel über Dich erfahren möchte.

Du bekommst Einblicke in ein Unternehmen, das Dich (hoffentlich) interessiert. Du lernst andere Menschen mit ihren Werdegängen kennen. Du hast die Chance, Dir ein Bild über Deinen potenziellen zukünftigen Arbeitgeber zu machen. Du kannst eine bessere Entscheidung treffen, ob Du dort in den nächsten Jahren viel Zeit Deines Lebens verbringen möchtest.

Jedes Vorstellungsgespräch ist ein Training

Beim ersten Mal tat’s noch weh, beim zweiten Mal nicht mehr so sehr – und heut’ weiß ich, daran stirbt man nicht mehr.
Victor Laslo & Stefan Waggershausen (1990)

Vielleicht kennst Du den Song von einer 90er-Party, denn dies sind die ersten Zeilen, die Victor Lazlo und Stefan Waggershausen 1990 zum Besten gaben. Da war ich 18 – und habe auch viele Dinge zum ersten Mal getan: Führerscheinprüfung, Abi, Kriegsdienstverweigerung und Suche nach einer sinnhaften Zivildienststelle.

Heute bin ich 50, und vielleicht überrascht es Dich, doch natürlich gibt es immer noch Situationen in meinem Leben, in denen ich etwas zum ersten Mal erlebe und immer wieder neu angespannt, aufgeregt oder ehrfürchtig bin.

Ja, meine Lebenserfahrung weiß heute, „daran stirbt man nicht mehr“ – um im Liedtext zu bleiben, doch unser steinzeitlich programmiertes Gehirn ist leider immer noch der Meinung, dass Gewohntes sicherer als Neues ist.

Das Einlassen auf Neues sowie den Umgang mit Veränderung können wir trainieren. Jedes bewusste Verlassen der Komfortzone – und ich nenne sie lieber Gewohnheitszone – lässt uns neues Erfahrungswissen gewinnen und persönlich wachsen.

Du glaubst nicht, welche Horror-Geschichten ich von Klientinnen und Klienten erfahre, wenn sie mir von Bewerbungsgesprächen berichten. Mal werden stumpf Fragenkataloge abgearbeitet und die Kandidaten haben am Ende maximal fünf Minuten Zeit, um ihre Fragen zu stellen. Mal werden Lebensläufe bis ins Detail zerpflückt, über die gemeinsame Zukunft wird jedoch kaum ein Wort verloren. Und immer wieder die üblichen 08/15-Fragen "Was sind Ihre Schwächen?" und "Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?". Doch es gibt sie auch, die richtig guten Gespräche als echter Austausch auf Augenhöhe, in denen alles Wichtige besprochen und auch mal gelacht wird. Du wirst in Deinem Leben viele verschiedene Vorstellungsgespräche erleben - gute und richtig schlechte, doch diese vielfältigen Erfahrungen sind es, die ebenso wertvoll sind.

Selbst, wenn Dein erstes Vorstellungsgespräch eine völlige Katastrophe wird – wovon ich jetzt mal nicht ausgehe, da Du diesen Beitrag gelesen hast 😊, wirst Du anders in das nächste Gespräch gehen. Vielleicht etwas gelassener, weil Du es einmal überlebt hast. Vielleicht nimmst Du Dir auch vor, etwas anders zu sagen oder Dich anders zu verhalten. Jedes Training – wie im Sport – hat einen Übungs- und Lerneffekt. Selbst, wenn du eine Einladung für einen Job bekommst, der für Dich nur 2. Wahl ist – nutze diese Trainingsmöglichkeit! Und wer weiß, vielleicht entpuppt er sich am Ende sogar als Hauptgewinn.

Deine Vorbereitung entscheidet: Bist Du selbst mit Deinem Leben(slauf) im Reinen?

Bereitest Du Dich ernsthaft auf ein Vorstellungsgespräch vor, dann kommst Du nicht darum herum, Dich mit Dir, Deinem Leben, sowie Deinen Zukunftsvorstellungen zu beschäftigen.

Aus meiner Coaching Erfahrung ist die Selbstreflexion der alles entscheidende Erfolgsfaktor im Bewerbungsprozess.

Mir sitzen häufig Jobwechsler gegenüber, die mit irgendeinem Teil ihres Lebenslaufs nicht im Reinen sind: Weil sie kein Abitur, nicht studiert oder ein Studium abgebrochen haben. Oder weil ihr Lebenslauf (vermeintliche) Lücken aufweist, für die sie sich schämen oder mit denen sie negative Emotionen verbinden. Oder weil sie häufiger als üblich den Job gewechselt oder eine Probezeit nicht bestanden haben. "Habe ich mit diesem Lebenslauf überhaupt noch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt?", wollen manche Klienten von mir wissen.

Auch hier ist meine Erfahrung eindeutig: Solange Du selbst kritisch oder sogar abwertend auf Deinen Lebenslauf blickst, hast Du im Vorstellungsgespräch schlechte Karten. Oder positiv formuliert: Wer selbst mit seinem Lebenslauf im Reinen ist, kann Arbeitgebern auf Augenhöhe begegnen und alle – auch kritische – Fragen wortwörtlich „selbst-bewusst“ gelassen beantworten.

In der Vorbereitung für Dein erstes Bewerbungsgespräch wirst Du Dir viele Gedanken über Dich, Deine Werte und Stärken sowie Deine Zukunft machen. Nutze diese Zeit, um Dir selbst klarer über Dich zu werden, statt die Website eines Arbeitgebers samt seiner Geschäftsberichte der letzten zehn Jahre auswendig zu lernen. Je mehr Klarheit Du über Dich besitzt, umso leichter wird es im Gespräch mit einem Arbeitgeber sein, auch bei persönlichen Fragen gelassen und souverän zu antworten.

Du hast es geschafft: Was für ein gutes Gefühl!

Du kennst das Gefühl, wenn Du etwas zum ersten Mal erlebt – ich hätte fast gesagt überlebt – hast. Das Adrenalin in Deinem Körper fährt noch ein wenig weiter Achterbahn, Du bist euphorisch und zugleich erleichtert. Du hast Dich etwas Neuem gestellt und es geschafft.

Egal, wie es mit dieser Bewerbung weitergeht – ob Du am Ende den Job oder eine Absage bekommst, dieses gute Gefühl gehört in diesem Moment Dir. Du hast ein Bewerbungsgespräch erlebt – das erste Mal in Deinem Leben.

Ich weiß, es klingt womöglich für Dich jetzt noch absurd, doch ich wünsche Dir, dass Du es in vollen Zügen genießen kannst. Und vielleicht macht es Dir ja sogar Freude. :)

Was geht Dir bei der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch durch den Kopf? Und für alle, die es schon erlebt haben: Wie war Euer erstes Mal, und welche Erkenntnisse habt Ihr gewonnen? Ich bin gespannt auf Eure Kommentare unten. ✍️

👋

Am 14. Juni bin ich Gast bei der XING Job-Welt im New Work Harbour von XING in Hamburg. Dort gebe ich u. a. einen Workshop zum Thema „Das Bewerbungsgespräch meistern – so trittst Du selbstbewusst und stark auf“. Ich freue mich, einige von Euch dort persönlich zu treffen. Der Eintritt zur Job-Welt für Studierende ist frei.

NWX 23 - Das Festival für Arbeit und Zukunft in Hamburg mit der XING Job-Welt im New Work Harbour.
NWX 23 - Das Festival für Arbeit und Zukunft in Hamburg mit der XING Job-Welt im New Work Harbour.

Kommentare

Dr. Bernd Slaghuis schreibt über Job & Karriere, berufliche Neurorientierung, Bewerbung

Karriere ist heute mehr als nur "höher, schneller, weiter". Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf begleitet. Von der Neuorientierung und Bewerbung bis zum Onboarding. Meine Erfahrungen teile ich hier als XING Insider, auf meinem Blog und als SPIEGEL-Kolumnist.

Artikelsammlung ansehen