Dekorieren statt resignieren: Schöne neue Wohnwelten in Zeiten von Corona
Im Lockdown verbringen die Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Auch wenn der Trend im Deko-Bereich zum Minimalismus geht, so möchte hier kaum jemand auf praktische oder ansprechende Deko verzichten. Sandra Barmeier ist Interior-Stylistin von Häcker Küchen. Sie ist immer auf der Suche nach den neuesten Lifestyle- und Deko-Trends und gestaltet die Ausstellungsküchen des in Rödinghausen ansässigen Familienunternehmens. Hier am Stammsitz sind das 46 komplette Musterküchen. Auch ist sie für die Dekoration bei allen Messen sowie den damit verbundenen Styling-Konzepten verantwortlich. Eine Küche lebt für sie erst, wenn die Dekoration steht, die eine Erweiterung der Persönlichkeit darstellt und auf Vorlieben verweisen kann. Wer beispielsweise ein Kaffeeliebhaber ist, kann das auch in der Dekoration ausdrücken, indem er beispielsweise in offenen Regalen eine Kaffeemaschine platziert und dazu Espresso-Tassen, Wassergläser in Rauchoptik, schöne Kaffeebohnen-Vorratsdosen oder elegant glänzende Zuckerdosen auf schwarzen Tabletts.
In der Dekoration sollte auch ein roter Faden (der Nachhaltigkeit) das tägliche Leben „durchziehen“.
Für Barmeier ist es aber auch wichtig, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, in welche Richtung die Gestaltung gehen soll. Sie erstellt zum Beispiel Moodboards, die an Collagen erinnern. Hiermit erarbeitet sie einen ersten visuellen Eindruck einer Raumgestaltung. Inspirieren lässt sie sich von der Online-Plattform Pinterest. In einer Häcker-Ausstellungsküche hat sie sich beispielsweise dem Kinderbuch „Alice im Wunderland“ gewidmet. So finden sich im Raum immer wieder Elemente, die damit verbunden sind (eine Kuckucksuhr, schwarz-weißes Teeservice, Bildern von Alice und dem weißen Hasen). Ein paar Regalböden sollten möglichst leer bleiben, denn überladene Schränke und Regale wirken unordentlich. Auch empfiehlt sie, sich kleine Deko-Inseln zu schaffen. So zeigen Vasen und Gefäße (auch aus recycelten Rohmaterialien) erst ihre Schönheit, wenn sie in einer kleinen Gruppe zusammenstehen. Zwei gleiche Elemente sollten im Regal oder Schrank dicht nebeneinanderstellen.
Auch Pflanzen und Duftkerzen und -lampen unterstreichen die Wohlfühlatmosphäre. Durch die spezielle Knettechnik erhalten beispielsweise Stumpenkerzen aus Bienenwachs eine einzigartige Maserung, die eine ansprechende Dekoration abgeben. Durch die exzellente Rohstoffauswahl und hochwertige Verarbeitung sind sie besonders rein und natürlich. Natürliche Bienenwachskerzen sind eine ökologisch sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Kerzen aus Paraffin, einem Produkt, das aus Erdöl gewonnen wird. Bienenwachs ist ein nachwachsender und ungiftiger Rohstoff, bei dessen Abbrennen keine gesundheitsschädlichen Stoffe abgegeben werden. Auch Teelichtbehältnisse aus Recyclingglas schaffen nicht nur ein angenehmes Ambiente, sondern überzeugen auch mit ihrer Herstellung: Sie bestehen zu 100 % aus recyceltem Glas (Beispiele aus: memolife).
Holz als Gestaltungselement
Kontraste lassen sich durch einen Stilmix schaffen. Ist die Küche aus kalten Materialien zusammensetzt, empfiehlt sie warme Kontraste als Gegenpart – zum Beispiel den Einsatz von Holzartikeln, die zugleich für einen Hauch Natürlichkeit sorgen und mit individuellen Mustern begeistern (Natural Look). Massives Holz sieht gut aus, hat eine warme Ausstrahlung und ist äußerst langlebig. Generell sollte auf die Nachhaltigkeit der eingesetzten Produkte geachtet werden - ist das Grundmaterial recycelbar, so ist die Dekoration bereits nachhaltiger als Einweg-Plastik-Artikel. Bei Holz kennzeichnet das FSC-Umweltzeichen Produkte, für deren Herstellung Holz aus umwelt- und sozialverträglich bewirtschafteten Wäldern verwendet wird, unabhängig zertifiziert nach den strengen Richtlinien des Forest Stewardship Council (vgl. memolife).
Die neue Devise heute lautet nicht mehr nur „Raus in die Natur!“ oder „Raus ins Grüne!“, sondern ebenso: „Natur und Grünes rein!“ Je mehr die grüne und farbige Welt draußen schrumpft, desto mehr hält sie Einzug in unser Zuhause, in dem Alltagsobjekte wie Aufbewahrungsorte einer intakten Natur erscheinen. Hier sind wir gerettet und geborgen. Besonders beliebt sind natürliche und zurückgenommene Farben. Auch ein Eukalyptus-Grün an einer Wand in Kombination zu einer weißen Küche harmoniert hervorragend. Schwarz ist für Sandra Barmeier punktuell eingesetzt immer der richtige Ratgeber in Stylingfragen. Im Trend liegt derzeit der japanische Purismus. Die Einrichtungsphilosophie verzichtet auf alles Überflüssige, zeichnet sich durch Klarheit aus, dunkle Hölzer und die Farbe Schwarz. Der Trend „Japandi“ spiegelt den Wunsch nach Entschleunigung wider. Erste Gegenbewegungen zur Beschleunigung tauchten schon vor einigen Jahren auf, als Slow Food, Cocooning und Chill Out in den privaten Alltag Einzug hielten.
Entschleunigung und unternehmerische Nachhaltigkeit sind allerdings eng miteinander verwandt.
Denn wird die gleichzeitige Betrachtung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem angestrebt, gilt es, die Entschleunigung (wieder) zu entdecken. Es geht darum, einen effizienten und bewussten Umgang mit Ressourcen, Menschen und Natur zu erreichen. Was für einige heute Trend ist, gehört für andere wie den Öko-Onlinehändler memo schon immer zum Kerngeschäft (Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus einschließlich des Faktors Arbeit): Es wird der Einfluss eines Produktes von seiner Entstehung (Entwicklung, Materialbeschaffung, Produktion) über die Nutzung bis zur Entsorgung wird betrachtet.
Produkte mit langen Lebenszyklen tragen zur Entschleunigung bei, weil die mit hohem Ressourcenverzehr verbundene Produktentwicklung nicht in kurzen Abständen erfolgt. Entschleunigung bei der Produktentwicklung und Innovationen wirkt sich ökonomisch positiv aus und verbessert soziale und ökologische Randbedingungen.
Weiterführende Informationen:
Dunkle Zeiten: Warum Schwarz im Trend liegt
Harmonie der Kontraste. In: WORK. Kitchen Stories. Nr. 20 (Dezember 2020). Hg. von Häcker Küchen, S. 30-31.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Wohnen 21.0: Grundzüge des Seins von A bis Z: global – lokal – nachhaltig. Amazon Media EU S.à r.l. 2018.