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Depeche Mode: Zwischen Himmel und Hölle – alle Alben und Songs

Wo nichts mehr sicher ist, hält man sich gern an das Authentische - an das, was einem Boden unter den Füßen gibt. Für viele Menschen gehört dazu auch die Musik von Depeche Mode, die unserer schnelllebigen Welt einen eigenen Musikstil und eine eigene Ästhetik entgegengesetzt.

Spätestens seit dem Erscheinen ihres Albumklassikers Violator (1990), sorgt die starke Live-Band auf jeder Tour für ausverkaufte Hallen und erreicht mit jeder Neuerscheinung Platz 1 der hiesigen Charts. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1980 vom britischen Label-Boss Daniel Miller, sind 15 Studioalben erschienen, an denen sich die Entwicklung Depeche Modes von Synthiepoppern mit Teenieschwarm-Potenzial zu genialen Soundtüftlern mit Tiefe an der Oberfläche manifestiert. Neben Vince Clarke, Alan Wilder und dem 2022 verstorbenen Andy Fletcher bildeten Martin Gore und Sänger Dave Gahan stets den Kern der Band.

Heute blicken sie auf eine ungewöhnliche Karriere zurück, die neben Höhen und Tiefen durch Weltruhm, Drogen, Alkohol und Nahtoderfahrungen vor allem von der enormen Kreativität geprägt war, mit der Depeche Mode eine Vielzahl neuer Sounds entwickelten. Kult und Kultivierung kommen hier zusammen – alles erscheint wie ein Garten: Er muss – wie Alben und Konzerte - vorausschauend geplant werden, dann wird er besät oder bestellt, und schließlich bringt er zu gegebener Zeit Früchte hervor. Auch die Pflege von Kunst und Kultur ist ein Langzeitprojekt. Das Umgraben, Umwenden, Eingraben, Auflockern und Einebnen ist auch ein schönes Sinnbild für die Entstehung von guten Songs.

Es ist ein Vorgang, der die Welt wieder in Ordnung bringt.

 Das Buch „Depeche Mode – alle Alben, alle Songs“ des britischen Journalisten Brian J. Robb widmet sich dem Gesamtwerk der britischen Band – Song für Song und Album für Album, begonnen bei Speak & Spell (1981) bis zum aktuellen Album Memento Mori (2023). Brian J. Robb arbeitete als Journalist und Redakteur für britische Film- und Entertainment Zeitschriften und verfasste über 20 Biografien von Filmgrößen wie Johnny Depp, Will Smith oder Leonardo DiCaprio. Er war Herausgeber des Official Star Wars Magazins. Wer den Spuren von Depeche Mode auf den 208 Seiten von Brian J. Robb folgt, erfährt etwas über ihre unbeschwerte Anfangszeit, den kommerziellen Durchbruch der Band mit Music For The Masses und Violator, ihre Achterbahnfahrt der Neunziger, die Alben der 2000-Jahre bis zu Memento Mori. Man erfährt auch, dass für Martin Gore Peace einer der besten Songs sei, die er je geschrieben hat. Und dass  Heaven einer der Gründe ist, warum er immer noch Musik macht.

Ausführlich wird der Entstehungsprozess der einzelnen Songs beschrieben, zudem geht Brian J. Robb auf die Umstände ein, unter denen die Aufnahmen jeweils stattfanden: von den düsteren Industrial-Einflüssen auf Black Celebration über den kommerziellen Durchbruch mit Music For The Masses und Violator, der Achterbahnfahrt der Neunziger, die für Dave Gahan beinahe mit einer tödlichen Überdosis endete, bis zur Rückkehr als musikalische Innovatoren mit Alben wie Playing The Angel oder Spirit. Anfang der 1990er-Jahre waren sie beispielsweise 14 Monate auf der „Devotional“-Tournee: Martin Gore war alkoholabhängig, Andy Fletcher litt an Depressionen, Alan Wilder beging Ehebruch mit der Sängerin der Vorband, und Sänger Dave Gahan sah seine Bandkollegen nur auf der Bühne. Ansonsten verbrachte er in der Garderobe seine Zeit und nahm Heroin. Er ist in seinem Leben oft vor sich selbst geflohen – häufig mit Drogen, bis ihm klar wurde, „dass es nicht schlimm ist, ich selbst zu sein.“

„Leide gut, und wenn du gut genug leidest, kannst du weitermachen.“ Dave Gahan, 2005

Der rote Faden von Depeche Mode sind die großen Lebensthemen: Liebe, Sex, Tod, Politik und Gesellschaft. Ihre Songs, deren Entstehung oft auf dem Bauchgefühl basiert, erzählen zugleich ihre Geschichte, die trotz aller Abgründe auf einem nachhaltigen Ansatz basiert: Es wird gezeigt, dass aus bescheidenen Anfängen immer große Dinge entstehen und dass Ressourcen früh entwickelt werden müssen, damit sie einem dienen können, und nicht erst dann, wenn sie benötigt werden. Auch werden die Veränderungen dargestellt, die jedes einzelne Band-Mitglied durchlaufen hat. Nachhaltigkeit und der Schutz von Natur und Umwelt sind im Laufe der Jahre zu einem dringlichen Thema geworden. Eternal schrieb Martin Gore für seine erste Tochter mit seiner neuen Frau Kerrilee Kaski. Es ist eine Rückbesinnung auf Alan Wilders Umwelt- und Anti-Atomkraft-Songs von „Construction Time Again“:

"Ich werde für Dich da sein

Immer

Und wenn die schwarzen Wolken aufziehen

Und der radioaktive Niederschlag fällt

Werde ich ich Dir in die Augen schauen

Und Dich küssen

Und Dir all meine Liebe geben

So gut wie das nur irgendjemand kann

So gut wie das nur irgendjemand könnte

Du bist meine unendliche

Unendliche Liebe."

Zeile für Zeile zeugt dieses Buch von echter Liebe für eine Band, für die das Leben eine Passion ist: Leid und Leidenschaft.

Das Buch:

  • Brian J. Robb: Depeche Mode – alle Alben, alle Songs. Aus dem Englischen von Paul Fleischmann. Hannibal Verlag, Höfen 2025.

Weiterführende Informationen:

 

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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