Der große Gehaltsreport 2022: Verdienen Sie mehr als der Durchschnitt?
Ein neuer Gehaltsreport 2022 zeigt: In diesem Jahr dürften die Gehälter in Deutschland überdurchschnittlich steigen. Wo und in welchen Branchen Sie das höchste Gehalt erwartet.
Düsseldorf. Gehalt ist in Deutschland noch immer ein Tabuthema. 30 Prozent der Beschäftigten hierzulande wissen nicht einmal, wie viel ihr Ehepartner verdient. Rund acht von zehn haben keine Ahnung, welche Summe auf dem Gehaltszettel der Kolleginnen und Kollegen steht. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Stepstone Gehaltsreport 2022 mit mehr als 5000 Teilnehmenden.
Die Online-Jobplattform veröffentlicht die Studie erstmals zusammen mit Gehalt.de, um diese Wissenslücke zumindest zu verkleinern. Der Gehaltsreport, der dem Handelsblatt vorliegt, basiert auf 600.000 aktuellen Gehaltsdaten und bietet einen Überblick, was Sie in verschiedenen Branchen, Regionen und Jobs verdienen können.
Einige Topbranchen stechen in diesem Jahr hervor. Der Fachkräftemangel ermöglicht allerdings in vielen Branchen überdurchschnittliche starke Gehaltssteigerungen.
„Wir befinden uns in Zeiten der Arbeiterlosigkeit“, erklärt Stepstone-CEO Sebastian Dettmers. Die Nachfrage nach Arbeitnehmern übersteige schlichtweg das Angebot. „Arbeitgeber müssen und werden zwangsläufig attraktive Gehälter zahlen, um gute Mitarbeiter zu halten und neue Talente zu gewinnen“, so der Chef der Jobplattform.
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Was also lässt sich im nächsten Jahresgespräch raushandeln? Welches Gehalt zahlen Arbeitgeber in anderen Städten für Ihre Kenntnisse und Erfahrungen? Oder liegen Sie vielleicht schon über dem durchschnittlichen Gehalt in Deutschland? Alles zur Gehaltsstudie im Handelsblatt-Überblick.
Gehaltsreport 2022: Mögliches Jahr der Lohnsteigerungen
Die Gehälter 2022 könnten in Deutschland um drei bis 4,7 Prozent ansteigen, prognostiziert Stepstone. In den zehn Jahren vor Corona (2010 bis 2019) sind die Löhne zwar durchschnittlich nur um 2,4 Prozent gestiegen. Die Aufstockung des Mindestlohns und die fehlenden Fachkräfte könnten die Gehälter allerdings weiter in die Höhe treiben.
Denn um Jobsuchende für eine Firma zu gewinnen, sei das richtige Gehalt und ein transparenter Umgang damit entscheidend, erklärt Stepstone-Gehaltsexperte Korbinian Nagel. Er ergänzt, dass vor allem der Faktor Gehalt in Zukunft „noch stärker zum strategischen Hebel im Kampf um die besten Mitarbeiter*innen“ wird.
Stepstone-Gehälter: Diese beiden Branchen liegen weit vorn
Die Halbleiterindustrie gilt als Topbranche des Jahres. Beschäftigte verdienen hier mit 76.317 Euro überdurchschnittlich gut, wie der Stepstone-Gehaltsreport zeigt. Es folgt die Biotechnologie-Branche, in der Mitarbeitende im Durchschnitt 74.341 Euro bekommen. Auch die Schlüsselindustrien zahlen gut: Bei Banken verdienen Mitarbeiterinnen durchschnittlich 63.786 Euro und in der Automobilbranche 62.122 Euro.
Callcenter bezahlen ihre Mitarbeiter dagegen mit einem aktuellen Jahresdurchschnittsgehalt von 32.614 Euro besonders schlecht. Es folgen die Arbeit in Hotels und Gaststätten (36.894 Euro), der Einzelhandel (44.864 Euro), die Tourismusbranche (42.182 Euro) sowie die Arbeit in sozialen Einrichtungen (39.666 Euro).
Branchen, in denen der Mindestlohn gilt, profitieren aber in diesem Jahr von der geplanten Erhöhung. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 9,82 Euro pro Stunde. Ab dem 1. Juli 2022 soll er auf 10,45 Euro erhöht werden, ab Oktober soll dann der Sprung auf zwölf Euro erfolgen.
Unter der Annahme, dass der Mindestlohn wie geplant angehoben wird, geht Stepstone in seiner Prognose von Gehaltssteigerungen von bis zu 7,5 Prozent aus.
Was für alle Branchen gilt: Je mehr Mitarbeiter ein Betrieb beschäftigt, desto höher ist tendenziell auch deren Verdienst. Während kleine Arbeitgeber mit bis zu 50 Beschäftigten ein Bruttodurchschnittsgehalt von 42.024 Euro zahlen, verdienen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei großen Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten im Durchschnitt fast 25.000 Euro mehr.
Auch Berufserfahrung zahlt sich aus. Mitarbeitende mit weniger als einem Jahr Berufserfahrung verdienen durchschnittlich 36.511 Euro. Ab drei Jahren Berufserfahrung liegt das Durchschnittsgehalt schon 10.000 Euro höher.
Gehaltsreport bei Absolventen: Wer verdient am meisten?
Akademikerinnen und Akademiker kommen im Schnitt auf 67.964 Euro Bruttojahresgehalt, Mitarbeitende ohne Studienabschluss verdienen mehr als 20.000 Euro weniger.
Die höchsten Gehälter als Akademiker erzielen Ärztinnen und Ärzte mit einem durchschnittlichen Gehalt von 92.597 Euro. Mitarbeitende aus dem Vertrieb, der Unternehmensberatung, dem IT-Sektor oder Ingenieure verdienen ebenfalls überdurchschnittlich gut.
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Diese Bundesländer sind laut Stepstone an der Spitze
Die Höhe des Gehalts hängt auch vom Standort ab. Im Länder-Gehaltsvergleich liegt Hessen mit dem durchschnittlichen Bruttogehalt vorne (55.023 Euro), gefolgt von Baden-Württemberg (54.665) und Bayern (53.661).
Das erklärt sich mit der Bankenszene im hessischen Frankfurt und den traditionell gut zahlenden Mittelständlern im Süden der Republik.
Die niedrigsten Durchschnittsgehälter werden in den strukturschwächeren Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (39.996), Sachsen-Anhalt (40.790) und Brandenburg (41.087) gezahlt.
Das Ranking der Großstädte dominiert Frankfurt am Main mit 61.617 Euro. Es folgen München (60.767) und Stuttgart (60.815). Allerdings sind in diesen Städten nicht nur die Verdienstmöglichkeiten am größten, auch die Lebenshaltungskosten sind überdurchschnittlich hoch.
Gender-Pay-Gap: Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau
Zur Statistik des Gehaltsreports 2022 gehört ein weiterer Faktor, der nichts mit der eigenen Qualifikation zu tun hat und sich doch auf die Bezahlung auswirkt: das Geschlecht. Laut Stepstone verdienen Frauen hierzulande im Schnitt knapp 45.000 Euro, während ihre männlichen Kollegen auf über 54.000 Euro kommen.
Dieser sogenannte Gender-Pay-Gap erklärt sich mitunter dadurch, dass sich Frauen, etwa wegen der Familie, häufiger aus dem Berufsleben zurückziehen, öfter in Teilzeit arbeiten, so seltener aufsteigen – und weniger verdienen.
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