Der Preis des Denkens: Warum Weihnachtsgeschenke Überlegung kosten sollten
Selten nachhaltig
Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Kauf von Weihnachtsgeschenken keine wesentliche Rolle. Vor allem die jüngeren Generationen legen offenbar wenig Wert auf einen umwelt- und ressourcenschonenden Einkauf. Das ergab eine Ende 2019 von der FOM Hochschule für Oekonomie & Management durchgeführte bundesweite Weihnachtsumfrage. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Oliver Gansser vom ifes Institut für Empirie & Statistik der FOM beteiligten sich rund 30 Professorinnen und Professoren an der Studie. Rund 5.600 Studierende befragten im Herbst 2019 in Face-to-face-Interviews mit standardisierten Fragebögen bundesweit rund 62.000 Frauen und Männer im Alter von 12 bis 99 Jahren, quotiert nach Geschlecht und Alter. Im Fokus standen Kriterien wie umweltfreundlichen Materialien, die Verwendung gesundheitsschonender Lacke und Farben (Ökosiegel, biologische Herstellung) sowie die Recyclingfähigkeit von Produkten.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Die Hitliste der Geschenke war 2019 im Vergleich zu den Vorjahren konstant: Jeder zweite Deutsche verschenkt Heiligabend Geschenkgutscheine (51 %), gefolgt von Kosmetik (46 %), Konzert- und Theaterkarten (44 %), Büchern (41 %) und Schmuck (40 %).
Weit abgeschlagen sind traditionelle Geschenke wie Heimtextilien und Lederwaren (jeweils 15 %) oder Hausrat bzw. Porzellan (17 %).
Durchschnittlich gab jeder Bundesbürger 2019 rund 475 Euro für Weihnachtsgeschenke aus.
Persönliche Empfehlungen von Freunden und Bekannten sind die wichtigsten Informationsquellen für den Geschenkekauf (53 %), noch deutlich vor Social Media und anderen Online-Medien (21 %).
Bei den 23- bis 38-Jährigen geben rund 90 % der Befragten an, die Bestellung im Internet zu tätigen.
Jeder zweite junge Mensch geht erst in den letzten acht Tagen vor dem Fest auf Shoppingtour, bei den Älteren (über 38 Jahre) haben zu diesem Zeitpunkt schon rund zwei Drittel ihre Geschenke beisammen.
77 % der 12- bis 22-Jährigen gaben an, dass diese Kriterien für sie keine Rolle spielen. Bei der Generation Y (23-38 Jahre) waren es 67 Prozent, bei den 39- bis 54-Jährigen immerhin noch mehr als Hälfte (55 %).
Nur 26 % aller Befragten zwischen 12 und 99 Jahren bemerkten, bei der Verpackung ihrer Geschenke auf umweltfreundliche Verpackungen wie zum Beispiel Recyclingpapier zu achten.
Ebenfalls nur 26 % aller Befragten wollen auch an Weihnachten unnötigen Müll vermeiden.
Die Studie belegt, dass sich anscheinend die wenigsten Menschen über den nachhaltigen Geschenkekauf Gedanken machen. Ähnliches gilt auch für Werbeartikel. „Bei den meisten Unternehmen zählt ausschließlich der Preis“, sagt Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation beim Ökoversender memo AG. Wer auf Nachhaltigkeit und Qualität verzichtet, läuft allerdings Gefahr, dass sich die beabsichtigte Werbewirkung nicht erfüllt. Die Unternehmenssprecherin verweist darauf, wie wichtig in diesem Zusammenhang auch die eigene Firmenphilosophie ist: Bei Geschenkartikeln wird ebenso auf Umweltverträglichkeit, soziale Fairness und Qualität geachtet: „Vor allem bei unseren Werbeartikeln sind uns nachhaltige Alternativen im Gegensatz zu Wegwerfartikeln sehr wichtig.“
Wo Privatkunden inspirierende Geschenkideen finden
Privatkunden finden grüne Geschenke u.a. im Avocadostore, dem Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle oder dem grünen Onlineshop memolife, der zu den angebotenen Produkten und Geschenksets auch gleich die Geschichten der nachhaltigen Wertschöpfungsketten mitliefert. So wird zum Beispiel gezeigt, wie sich liebevolle Kunstwerke gestalten lassen: So bietet das My Pretty Circus Recycling-Geschenkpapierset verschiedene Möglichkeiten zum kreativen Verpacken. Zu den Unternehmen, die ebenfalls recyceltes oder umweltfreundliches Geschenkpapier anbieten, gehören PÁPYDO, Bow & Hummingbird, Karamelo, Kleinwaren von Laufenberg, PlanetPaket und Compostella. Nur wenigen ist bewusst, dass bei herkömmlichem Geschenkpapier für Farben und Muster, Texturen und Glanzoberflächen bei der Produktion viele Chemikalien verwendet werden. Druckfarben, Färbemittel oder auch Chromverbindungen, die häufig bei der Produktion von normalem Geschenkpapier verwendet werden, sind besonders schädlich für die Umwelt. Schon hier zeigt sich, dass Nachhaltigkeit billig nicht zu haben ist. Schenken ist mehr als nur Geben – es ist auch Denken und kostet Überlegung.
Weiterführende Informationen:
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Denken und Schenken: Warum Geben im Kopf beginnt. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2016.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Verpackt oder unverpackt? Warum Stoffkreisläufe eine Frage der Nachhaltigkeit sind. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2018.