Deutlich mehr Gehalt dank Jobwechsel
Jobwechsel lohnen sich in den meisten Fällen – vor allem finanziell: Wer seinen Job wechselt, kann im Durchschnitt eine Gehaltserhöhung von 10 bis 20 Prozent herausschlagen und so sein Lebenseinkommen stärker steigern als bei einer internen Karriere.
Bestätigt wurde das kürzlich erst wieder von einer McKinsey-Studie. Dabei zeigte sich, dass freiwillige und regelmäßige Jobwechsel (also aufgrund eigener Ambitionen) das Gehalt um bis zu 33 Prozent steigern können. Ein enormes Potenzial für die eigene Karriere- und Gehaltsentwicklung. Allerdings mit einem kleinen Haken.
Der satte Gehaltssprung sollte nicht das Hauptmotiv eines Wechsels sein. Auch wenn völlig legitim und nachvollziehbar ist, dass Sie mehr verdienen wollen. Im Vordergrund sollte stets die eigene berufliche Entwicklung stehen. Erst diese steigert ja nachhaltig den eigenen Marktwert – und wer für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Soll heißen: Personaler stellen ungern Söldner ein, deren einzige Motivation es ist, möglichst viel Kohle abzuräumen.
Wie viel kann ich verlangen?
Bevor Sie also in die Gehaltsverhandlung gehen, sollten Sie sich zunächst die Rahmenbedingungen genau ansehen. Diese entscheiden darüber, ob – und wie sehr – sich der berufliche Schritt finanziell lohnt:
Ist die neue Stelle ein Aufstieg – also mit mehr Verantwortung für Personal oder Budget verbunden, dann können Sie – je nach Position – bis zu 20 Prozent mehr Jahresgehalt (brutto) verlangen.
Wer auf eine gleichrangige Position innerhalb der Branche (nur zu einem anderen Arbeitgeber) wechselt, kann meist zwischen 5 und 10 Prozent Gehaltsplus herauszuholen. Muss das aber auch begründen können.
Wer das Privileg hat, von einem anderen Arbeitgeber oder einem Headhunter abgeworben zu werden, kann zwischen 20 und 30 Prozent mehr Gehalt durchsetzen. Oft erhalten Sie bereits ein gutes Angebot als Motivation für den Wechsel.
Ein Jobwechsel in eine andere Branche, womöglich in einen ganz anderen Beruf, kann hingegen eher zu Abstrichen beim Gehalt führen. Die wenigsten Quereinsteiger können dabei mit Erfahrungen, Know-how und Kontakten punkten. Hier müssen Sie überlegen, wie viel Sie bereit sind, runterzugeben. Bis zu 10 Prozent können es aber sein.
Tipps für mehr Gehalt
Viele Arbeitnehmer tun sich schwer damit, über ihr Gehalt zu sprechen. Ganz zu schweigen, das Gehalt zu verhandeln. Grund ist unsere allgemein steife Haltung zum Geld: Geld hat man, darüber spricht man nicht!
Lösen Sie sich bitte von dieser Haltung! Gehaltsverhandlungen werden Sie ein ganzes Berufsleben lang begleiten. Sehen Sie die berufliche Veränderung als Übung und Daueraufgabe, bei solchen Gesprächen das Beste für sich herauszuholen. Die folgenden Tipps gebe ich regelmäßig in Coachings und Kursen - sie haben sich nicht nur bei einem Jobwechsel vielfach bewährt:
Sie bestimmen die Rahmenbedingungen mit dem ersten Angebot. Psychologisch wirkt hier der sogenannte Anker-Effekt. Es lässt sich nachweisen: Wer das Startangebot macht, landet am Ende näher an seinem Ziel, selbst wenn das irrwitzig hoch ist. Setzen Sie also ruhig etwas höher an.
Ungeübte Verhandler nutzen gern eine Gehaltsspanne, etwa „Meine Vorstellungen liegen zwischen 40.000 und 50.000 Euro“. Studien zeigen: Damit signalisieren Sie Unsicherheit. Und natürlich wird Ihr Gegenüber danach immer den unteren Rahmen anvisieren. Dann bleibt kein Verhandlungsspielraum mehr.
Ich weiß, hier gehen die Meinungen auseinander. Die Erfahrungen und Erfolge sprechen aber eine eindeutige Sprache: Sagen Sie lieber „43.550 Euro“ als „40.000 Euro“ Jahresgehalt. Je krummer die Zahl, desto besser, sagt auch der Sozialpsychologe David Loschelder von der Universität des Saarlandes. Die krumme Zahl signalisiert Ihrem Gegenüber, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben und genau (!) wissen, was Sie wert sind. Zweiter Effekt: Wer sein Jahresgehalt in glatten Tausenderzahlen angibt (40.000, 50.000, 60.000 …) wird beim anschließenden Gehaltspoker in Tausenderschritten gedrückt. Wer eine krumme Zahl nennt, macht das dem Verhandlungspartner schwerer.
Seien Sie bitte nie defensiv, wenn es um Ihr künftiges Gehalt geht. Viele Jobwechsler starten ihre Gehaltsverhandlung zu schüchtern: „Ich weiß ja nicht, ob es dafür überhaupt ein Budget gibt, aber …“ Oder: „Das ist mir jetzt unangenehm, aber ich hätte gern mehr Geld …“
Riesenfehler! Sie bitten nicht um Almosen, Sie verhandeln – und zwar über den Gegenwert Ihrer Arbeitsleistung. Diesen kennen Sie und können ihn selbstbewusst einfordern. Nicht unverschämt, und Sie sollten auch nicht überreizen. Der Ton muss freundlich bleiben. Aber Sie sollten nicht zum Bittsteller schrumpfen.
Bei einer Gehaltsverhandlung ist der Konjunktiv grundsätzlich tabu. „Wäre es möglich …“ oder „Würden Sie in Erwägung ziehen …“ schwächt jedes Argument ab. So werden Sie nicht bekommen, was Sie verdienen. Liegt das Gehaltsangebot deutlich unter Ihren eigenen Vorstellungen, sollten Sie das nicht akzeptieren. In dem Fall rate ich zum geordneten Rückzug: Sagen Sie ruhig, dass das deutlich unter Ihren Vorstellungen liegt und dass Sie darüber eine Nacht schlafen müssen. Nehmen Sie sich diese Bedenkzeit: In den seltensten Fällen wird man in einem Job glücklich, in dem man sich permanent unterbezahlt fühlt.