Die Kraft der Stille: Wie ein Darkness-Retreat dein berufliches Ich stärkt
Stell dir vor, fünf Tage und Nächte in absoluter Dunkelheit zu verbringen. Kein Kontakt zur Außenwelt, kein Essen, keine Ablenkungen. Was auf den ersten Blick wie eine Bestrafung erscheint, habe ich freiwillig gewählt: ein Darkness-Retreat.
Vor zwei Jahren hörte ich in einem Podcast-Interview von Aubrey Marcus zum ersten Mal von Darkness-Retreats. Seitdem hat mich dieser Gedanke nicht mehr losgelassen: Was passiert mit mir, wenn ich so lange in kompletter Isolation bin, nicht nur räumlich, sondern auch visuell?
Die Spitzensportler, mit denen ich zusammenarbeite, gehen regelmäßig an ihr Limit und darüber hinaus. Das bedeutet für mich: Auch ich darf immer wieder meine Grenzen verschieben. Mal ist es ein Ultra-Marathon und dieses Mal eben ein Darkness-Retreat.
Eine Erfahrung, die kaum in Worte zu fassen ist
Vor etwas mehr als einer Woche durfte ich wieder das Licht der Welt erblicken. Was dazwischen passiert ist, lässt sich schwer in Worte fassen: Tiefgründig, herausfordernd, wertvoll, heilsam, grenzwertig, transformativ – das trifft es in etwa, doch die wirklich passenden Worte fehlen mir.
Anstatt jedoch ewig über die Erfahrung zu schreiben, möchte ich dir meine tatsächlichen Erkenntnisse mitteilen. Den ausführlichen Erfahrungsbericht findest du hier als Video.
Take Away #1: Die Dunkelheit bringt alles ans Licht
Im Alltag kannst du dich leicht ablenken. Sobald sich etwas nicht gut anfühlt, suchst du dir eine alternative Beschäftigung. Du kannst vor deinen Gefühlen und Schatten weglaufen. Selbst Weiterbildungsformate wie Podcasts, Bücher oder YouTube können Fluchtmechanismen sein.
In der Dunkelheit gab es für mich kein Entkommen. Ich musste mir alles anschauen… wirklich alles. Teilweise raubte mir das den Schlaf und brachte mich an den Rand der Verzweiflung, doch letztendlich war es vor allem eins: Heilung.
Wenn du das nächste Mal reflexartig nach einer Ablenkung suchst, frage dich: Wovon willst du dich gerade ablenken? Was willst du gerade nicht fühlen oder dir nicht anschauen? Wovor läufst du gerade weg? Licht ins Dunkel deiner Innenwelt zu bringen, schafft Freiraum.
Take Away #2: Die Kunst des „Nichtstuns“
Hier ist eine kleine Challenge für dich: Nimm dir in den nächsten Tagen mal 30–60 Minuten Zeit, in denen du planmäßig nichts tun willst. Und mit nichts meine ich wirklich NICHTS … kein Buch lesen, kein Spaziergang, kein Netflix, kein Podcast … nichts. Achte darauf, wie lange es dauert, bis dein Kopf keine Lust mehr hat und wieder etwas tun will.
Bei mir waren es anfangs nur wenige Minuten in der Dunkelheit, dann kam direkt der Impuls: „Vielleicht könnte ich meditieren oder Yoga machen oder Breathwork oder, oder, oder …?“
Wir haben es verlernt, einfach nur zu sein. Dabei ist genau das unsere Natur. Im Sein finden wir wirkliches Glück, Zufriedenheit und innere Freiheit. Erst dann sollten wir wieder ins „Doing“ kommen.
Take Away #3: Zeit ist eine Illusion
Spirituelle Lehrer sprechen schon seit Jahrtausenden davon, dass wir alle im „Ewigen Jetzt“ leben. Inzwischen hat auch die Wissenschaft aufgeholt, und wir wissen, dass Zeit nur eine Illusion ist. Vergangenheit und Zukunft existieren nur als Konzepte in unserem Kopf. Alles, was jemals passiert ist und passieren wird, geschieht JETZT, in diesem einen Moment.
Bereits nach zwei Tagen hatte ich das Zeitgefühl mehr oder weniger verloren. Während „draußen“ oft nur wenige Stunden vergangen waren, hatte ich in der Dunkelheit gefühlt ganze Tage durchlebt. Falls du die „Timechamber“ aus Dragonball Z kennst, weißt du, wovon ich rede.
Zu viel Zeit zu haben oder (wie die meisten Menschen) zu wenig Zeit ist letztendlich nur eine Frage deiner Perspektive.
Wenn du immer davon sprichst, keine Zeit zu haben, wird auch keine freie Minute übrig bleiben.
Take Away #4: Erst in der Stille finden wir die Wahrheit
Nachdem ich die ersten Stunden überstanden und mich mit der Dunkelheit angefreundet hatte, kam ich unweigerlich zu den großen Fragen der Menschheit: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Und was will ich wirklich?
Ich komme langsam in ein Alter, in dem viele Menschen oft in eine „Midlife-Crisis“ verfallen. Du hinterfragst, was du tust. Du denkst über verpasste Chancen nach. Bist dir nicht mehr sicher, was du wirklich willst.
Erst gestern hat mich wieder ein Manager eines Global Leaders mit genau diesen Herausforderungen angeschrieben und mich um Hilfe und Coaching gebeten. Der Erfahrung nach entsteht diese „Leere“ in uns vor allem durch die zunehmende Entfernung von uns selbst.
Große Ambitionen. Ein Ziel jagt das Nächste. Dazwischen bleibt keine Zeit zum Durchatmen und kein Raum, um den eigenen Weg zu reflektieren.
Erst in der Stille können wir wieder eine Verbindung zu uns selbst aufbauen und Antworten auf die großen Fragen unseres Lebens finden. Im Anschluss kannst du das Leben wieder in vollen Zügen genießen und das Spiel des Lebens für dich noch größer gestalten als je zuvor.
Zusatz-Tipp: Dunkelheit in deinen Alltag integrieren
Du musst kein Darkness-Retreat machen, um dich mit der Kraft der Dunkelheit zu verbinden. Schon vor dem Retreat habe ich damit begonnen, abends in der Dunkelheit zu meditieren.
Licht aus, Augen schließen, und du wirst merken, dass nicht nur deine Meditationen eine ganz andere Qualität annehmen, sondern die Dunkelheit dir auch viele wertvolle Erkenntnisse liefert.