Die neue „Smart Search“ von XING: Übernimmt KI jetzt auch die Jobsuche für uns?
XING geht mit der Einbindung von generativer KI bei der Jobsuche einen zeitgemäßen Weg. Doch wie funktioniert die neue Smart Search? Ein Test.
Es vergeht kaum eine Woche, kaum ein Tag, kaum eine Stunde, in der nicht ein neues KI-Tool als der neue Hype angepriesen wird. Auch für die Jobsuche tut sich ein riesiger Markt von neuen Anbietern auf, die von der Erstellung von Anschreiben, über die Analyse von Lebensläufen und Stellenanzeigen bis zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche die ganzheitliche Palette des Bewerbungsprozesses abdecken. Hier den Überblick zu behalten, fällt schwer.
Idealerweise konzentriert man sich auf ein Tool. Erprobte Nutzer von ChatGPT wissen die Vorteile des Chatbots zur Unterstützung für den Bewerbungsprozess zu nutzen. Woran es bei ChatGPT jedoch hakt ist die Stellensuche, sofern man nicht bereit ist, die Pro-Version zu bezahlen. Zwar ist über andere generative KI wie Google Gemini oder den Microsoft Co-Pilot Stellenrecherche möglich, jedoch ohne Anbindung an ein Online-Profil (was Vorteile bei der Suche mit sich bringt).
Hier setzt XING mit der KI-gestützten neuen „Smart Search“ an: War es über den XING-Stellenmarkt vorher nur möglich, über die Eingabe einzelner Schlüsselbegriffe nach Stellen zu suchen, sind jetzt komplexere Suchanfragen und die Suche unter Einbindung des XING-Profils möglich. Dies ist besonders nützlich für Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten oder Berufseinsteiger:innen, die noch keine konkrete Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben.
Die freie Smart-Search im Test
Ich habe sowohl die Smart Search für Nicht-XING-Mitglieder ohne und für Personen mit XING-Profil getestet. Den Anfang mache ich mit der für alle nutzbaren Funktion. Aufrufen kann sie unter dem Link www.xing.com/jobs/search/ki/start.
Ist man es von Stellenbörsen üblicherweise gewohnt, einzelne Schlagworte in das Suchfeld einzugeben und dann nach entsprechenden Kriterien zu filtern, finden wir hier nun ein freies Eingabefeld, in das wir alles reinpacken können, was uns in den Sinn kommt. XING selbst empfiehlt folgendes Vorgehen und gibt Beispiele:
„Im großzügigen Eingabefeld der neuen Smart Search beschreiben sie in eigenen Worten, was ihnen im nächsten Job wichtig ist: Karriere- oder Gehaltsziele, Voll- oder Teilzeit, Unternehmenskultur, eigene Stärken und Fähigkeiten, ganze Sätze, Zahlen, … Alles geht, alles ist erlaubt:
• Ich will Kinder zum Lachen bringen
• Hauptsache, was mit Fußball!
• Ich will Social-Media-Managerin sein für ein nachhaltiges Unternehmen. Von zu Hause arbeiten, ne 4-Tage Woche. Bin gut im Kommunizieren. Belastbar und mit Liebe zum Detail. Aber die Bezahlung muss stimmen mit mindestens 50k.“
Folgenden Selbstversuch habe ich unternommen:
Angezeigt werden mir vom „Consultant Green-IT“, über den „IM Systems & Tools Advisor“ bis zum „PMO (Mensch*)“ Stellentitel, auf die ich selbst nie gekommen wäre.
Die Smart Search soll Job-Suchenden „einen völlig neuen Blick auf ihre beruflichen Möglichkeiten“ gewähren. Das klappt schon mal prima.
Zwar werden mir Stellen angezeigt, deren Profil ich aufgrund spezifischer Anforderungen nicht erfülle, dafür jedoch auch Stellen, bei denen es relativ offen ist, ob es sich um Muss- oder Kann-Anforderungen handelt. Hier ist dann etwas Mut bei der Bewerbung gefragt.
Noch passender werden die Ergebnisse, wenn ich mit den beigefügten Filtern „Arbeitsplatz“, „Beschäftigungsart“, „Karrierestufe“ und „Gehalt“ arbeite.
Die Smart Search mit XING-Profil
Nach mehreren Testdurchläufen konnte ich feststellen, dass die Qualität der Ergebnisse stark von der Qualität der eigenen Angabe abhängt. Daher war ich gespannt darauf, die Smart Search unter Einbindung des eigenen XING-Profils auszutesten. XING dazu:
„Wem für so eine Suche anfangs die richtigen Worte fehlen, kann auf vorgefertigte Eingabe-Prompts wie ,Such mit meinem XING Profil‘ zurückgreifen. Die XING KI durchforstet daraufhin nicht nur die knapp 1 Mio. Anzeigen im XING Stellenmarkt nach den eingegebenen Wörtern. Sie interpretiert auch den Kontext und die Intention der jeweiligen Suche, findet verwandte Begriffe und bedeutungsähnliche Aussagen.“
Also logge ich mich ein und probiere die Smart Search mit meinem Profil aus. Dafür klicke ich auf das Feld "Such mit meinem Profil", das unter dem Freitextfeld erscheint.
Der vorgefertigte Prompt (Eingabe) von XING lautet:
„Ich suche nach Positionen als Referent Personalentwicklung oder Karrierecoach in Oberhausen, Düsseldorf oder Duisburg. Ich bin Berufseinsteiger⋅in und bringe bereits Kenntnisse in Coaching, Personalentwicklung und Berufsorientierung mit.“
Das stimmt so weit, mit einer Einschränkung: Mit fast 20 Jahren Berufserfahrung würde ich mich nicht gerade als Berufseinsteiger bezeichnen. Ich denke zunächst, dass die KI hier einen Fehler gemacht hat. Doch ich schaue noch mal in die von mir im Vorfeld angegebenen „Job-Wünsche“ und siehe da: Dort habe ich versehentlich „Berufseinsteiger“ eingetragen.
Wichtiges Learning hier: Nicht nur das erstellte XING-Profil ist hier Grundlage für die Smart Search, sondern vor allem die Eingabe unter den „Job-Wünschen“.
Ich justiere meine Jobwünsche, allerdings werden mir nun dieselben Stellen angezeigt, die XING mir über seinen Stellenmarkt basierend auf meinem XING Profil, meinem Suchverhalten und meinen Job-Wünschen schon angezeigt hat. Nun muss ich dazu sagen, dass ich mein Profil als Trainer für XING-Workshops eh schon sehr ausführlich und transparent ausgefüllt habe und XING regelmäßig nutze. Ich habe die Suche mit Profil daher von Teilnehmern aus unserem Bildungszentrum und Berufseinsteigern machen lassen, die durch diese Art der Suche neue Impulse gewinnen konnten. Voraussetzung war da jedoch ein bereits gut ausgefülltes Profil, dass eine Vielzahl von in anderen Stellen übertragbare Fähigkeiten und Kenntnisse enthielt.
Fazit – Übernimmt KI nun auch die Jobsuche für uns?
Sieht man, mit welcher Geschwindigkeit generative KI unser Nutzerverhalten mit Suchtechnologien verändert, geht XING mit seiner Smart Search einen zeitgemäßen und wichtigen Schritt. Die Smart Search ist intuitiv und liefert bei passender Eingabe inspirierende Ergebnisse. Dabei steht sie gerade am Anfang der Entwicklung. Erfahrungsgemäß wird KI mit stetiger Nutzung besser, so mit Sicherheit auch die von XING.
Dass KI die Jobsuche für uns jedoch nicht übernehmen wird, liegt unter anderem an zwei Gründen:
Es braucht bei Jobsuchenden erst mal Klarheit über die eigenen Kompetenzen, Werte und Ziele, die dann wiederum transparent im Profil benannt werden.
So gut auch die Suchtechnologie ist, hängt sie stark von der tatsächlichen Arbeitsmarktsituation ab. Manchmal gibt der offene Stellenmarkt einfach nicht das Gesuchte her.
Ein abschließender Wunsch daher noch von mir:
50 – 70 Prozent der Jobs in Deutschland werden nicht über Stellenangebote vergeben, sondern über den verdeckten Stellenmarkt. Daher wäre es prima, wenn die Smart Search sich nicht nur auf den offenen Stellenmarkt konzentrieren würde, sondern auch auf die Suche nach passenden Unternehmen oder Zielpersonen. Das Potenzial dafür bietet XING ja über die erweiterte Suchfunktion.
Wie sind Eure Erfahrungen mit der Smart Search?