Drei Gründe, warum gerade jetzt die Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber sinnvoll sein kann
Das alte Unternehmen will Carina wieder einstellen. Eine Expertin erklärt, wie man als Arbeitnehmer·in in dieser Situation das Beste für sich rausholt.
Frage der Woche:
Kürzlich hat mich mein alter Arbeitgeber mit einem Jobangebot kontaktiert. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und überlege deswegen, zurück in mein altes Unternehmen zu gehen. Ist das sinnvoll?
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Liebe Carina,
„Niemals geht man so ganz“ ist ein alter Song, der sich auf das Privatleben bezieht, beruflich aber genauso gut anwendbar ist. Das sogenannte Boomerang-Hiring, also die gezielte Rückkehr von früheren Mitarbeitenden zum alten Arbeitgeber, ist für viele Unternehmen zu einer interessanten Variante des Recruitings geworden, gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Es kann also sein, dass dich frühere Arbeitgeber ansprechen und fragen, ob du zurückkommen möchtest. Hier sind drei Gründe, warum du dich auf dieses Wagnis einlassen solltest:
1. Du kennst bereits die Produkte und Prozesse im Unternehmen
Wenn du den Job wechselst, brauchst du normalerweise einige Wochen bis Monate, bis du die neue Organisation und ihre Produktwelt komplett verstanden hat, man nennt es auch Onboarding. Diese Phase im neuen Unternehmen überspringst du, wenn du zum Ex-Arbeitgeber zurückkehrst. Du kannst sofort wirksam werden und zeigen was du kannst – ohne lange Anlaufphase.
Viele Unternehmen schaffen es außerdem, nach außen hin glamourös und souverän aufzutreten. Man gewinnt den Eindruck, in diesen Unternehmen sei alles in Ordnung. Hinter den Kulissen sieht es dann ganz anders aus: Veraltete IT und komplizierte Prozesse machen den Arbeitsalltag schwer und demotivieren die Mitarbeitenden. Böse Überraschungen dieser Art bleiben dir hier erspart, denn du weißt, was auf dich zukommt.
Mein Tipp: Erkundige dich vor der Rückkehr, was sich im Unternehmen in Bezug auf die Produkte und Prozesse während deiner Abwesenheit geändert hat. Es ist gut möglich, dass durch die Coronakrise oder veränderte Marktbedingungen das Produktportfolio erweitert oder umgestellt wurde. Beuge also bösen Überraschungen vor.
2. Du kennst viele Menschen in diesem Unternehmen
Die meisten Menschen kündigen nicht, weil das Unternehmen schlecht ist, sondern wegen ihrer Vorgesetzten. Wenn du zum Ex-Arbeitgeber zurückkehrst, kennst du deine Chefs schon, vermutlich auch viele Kolleg·innen. Du weißt also, mit wem du es konkret zu tun haben wirst. Das ist ein großer Vorteil gegenüber ganz neuen, unbekannten Arbeitgebern. Denn oft genug ist man von den Vorstellungsgesprächen begeistert, hat aber nur einen Bruchteil der Menschen kennen gelernt, mit denen man zusammen arbeiten muss. Anstatt mit den netten Menschen aus HR arbeitest du dann vielleicht mit den verschlossenen ITlern zusammen. Überraschungen dieser Art hast du hier nicht zu erwarten, denn du weißt ja, mit wem du es zu tun haben wirst.
Mein Tipp: Finde vor der Rückkehr heraus, mit wem genau du zusammenarbeiten wirst. Kennst du die Kolleg·innen oder hat es in der Belegschaft viele Wechsel gegeben? Du solltest insbesondere im Hinblick darauf, wer deine Chefin oder dein Chef wird, genau Bescheid wissen. Hast du damals selbst wegen deiner Führungskraft gekündigt und würdest nach der Rückkehr nach wie vor an sie berichten, solltest du dir den Schritt spätestens jetzt ganz genau überlegen.
3. Du hast gute Argumente für eine Gehaltssteigerung
Bei jedem Jobwechsel ist normalerweise eine Gehaltssteigerung zwischen zehn und 15 Prozent drin. Auch bei der Rückkehr zu einem früheren Arbeitgeber kannst du mindestens so viel verlangen, denn du bietest dem Unternehmen viele Vorteile:
Deine Einarbeitungszeit entfällt weitgehend und du bist sofort eine vollwertige Mitarbeiter·in
Du bringst Erfahrungen aus anderen Unternehmen mit und bereicherst deinen Arbeitgeber mit neuen Impulsen
Du entscheidest dich zu einer Rückkehr, bist also loyal und wirst nicht kurzfristig wieder das Handtuch werfen. Dein Arbeitgeber weiß, wen er einkauft, und kann sich auf dich verlassen
Du hast also gute Argumente dafür, warum dein Gehalt einen deutlichen Sprung machen sollte. Vermutlich wirst du ohnehin in einer höheren Position eingestellt, so dass du schon durch die größere Verantwortung mehr verdienen wirst als zuvor. Unabhängig davon gelten die genannten Argumente bei Boomerang-Hiring in jedem Fall.
Mein grundsätzlicher Tipp: Verlasse einen Arbeitgeber möglichst nicht im Streit. Es ist immer gut, auch nach der Trennung weiter im Gespräch zu bleiben. Die Rückkehr zum alten Arbeitgeber ist nur möglich, wenn du das Unternehmen zuvor auf Augenhöhe und respektvoll verlassen hast. Halte dir diese Chance grundsätzlich offen und verhalte dich fair – unabhängig davon, ob du selbst gekündigt hast oder gekündigt wurdest.
Ich wünsche dir viel Glück in deinem neuen alten Job.
Liebe Grüße
Claudia Michalski
Bist Du in Dein altes Unternehmen zurückgekehrt? Erzähle uns in den Kommentaren, ob Deine Erwartungen erfüllt wurden.
Wer schreibt hier?
Claudia Michalski ist XING Insiderin und Geschäftsführerin der OMC OpenMind Management Consulting GmbH in Berlin. Sie berät Organisationen und Führungskräfte in der Veränderung, Newplacement, Existenzgründung und LifeDesign. Claudia ist Ex-Geschäftsführerin der Handelsblatt Media Group mit 25 Jahren Management-Erfahrung in der Medienbranche. Bei XING schreibt sie über berufliche Neuorientierung, Karrierewege und Executive Newplacement.