DRK-Landesschule Nordrhein: 30.000 Retter in 15 Jahren ausgebildet
Die Landesschule Nordrhein (LANO) des DRK-Landesverbandes Nordrhein e.V. feierte kürzlich ihr 15-jähriges Standortjubiläum. In 15 Jahren wurden mehr als 30.000 Teilnehmer aus ehren- und hauptamtlichen Strukturen des Deutschen Roten Kreuzes, anderer Hilfsorganisationen, Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehren und Kommunen sowie externe Kunden ausgebildet und für anspruchsvolle Einsätze fitgemacht.
„Wir blicken auf eine bewegte Zeit zurück und freuen uns über 15 Jahre Bildungsarbeit im Rettungsdienst“, erklärt Christine Scholl, Abteilungsleiterin Nationale Hilfsgesellschaft, DRK-Landesverband Nordrhein e.V.
Am 1. März 2003 startete die LANO als Mieter in den Räumlichkeiten des Bildungszentrum BGZ Simmerath der Handwerkskammer Aachen ihren Schulbetrieb als Berufsfachschule für den Rettungsdienst und Schule für Breitenausbildung im DRK.
Fokus auf pädagogischer Vermittlung von Themen
„Zu Beginn umfasste das hauptamtliche Personal drei Personen: die Schulleitung, stellvertretende Schulleitung und eine Mitarbeiterin für die Verwaltung. Heute beschäftigt die LANO schon 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Schulleiter Stefan Willms. „Früher haben wir stärker mit medizinischen Experten als Honorarkräften gearbeitet. Heute wissen wir, der Fokus liegt darauf, medizinische Themen plastisch und pädagogisch zu vermitteln. Daher haben wir heute mehr hauptamtliches Personal“, so der Schulleiter. Von 2003 bis heute waren mit Belegung aller Kursangebote 50.000 Übernachtungen im BGZ sowie 30.000 weitere in Hotels und Pensionen verbunden.
Notfallmedizinisches Simulationscenter
Bei der LANO wird praxisorientierte Ausbildung großgeschrieben. So wurde im Mai 2010 das Notfallmedizinische Simulationscenter (NMSC) am Standort in Simmerath eingeweiht. „In den realitätsnahen Kulissen vergessen Teilnehmer schnell, dass es sich hier ‚nur‘ um ein Training handelt und jeder Handgriff durch diverse Kameras zur Nachbesprechung aufgezeichnet werden“, sagt der stellvertretende Schulleiter, Leander Thormann.
In vier Monaten Bauzeit wurde eine Trainingsfläche von ca. 350 qm geschaffen. Die Kosten beliefen sich auf ca. 100.000 Euro. Mit den realitätsnahen Kulissen verfügt das NMSC unter anderem über eine komplette Gebäudebaustelle nebst Baugerüst, ein Park- bzw. Spielplatzszenario und einen Straßenabschnitt. Ein mobiler Pkw, ein fest verbauter Lkw sowie ein Motorrad und Fahrrad ermöglichen die Darstellung unterschiedlichster Verkehrsunfallszenarien.
Trainieren unter realen Bedingungen
„Eine Nebelmaschine, Blaulicht, optische und akustische Simulationen ermöglichen den Lernenden hautnahe Erfahrungen, die in späteren Rettungseinsätzen von unschätzbarem Wert sind“, erklärt die ehemalige Schülerin, Anja Dolz. Sie war im ersten Schuljahrgang als Rettungshelferin an der LANO und hat in ihrer Laufbahn sämtliche Lehrscheine bei der LANO absolviert. Heute ist die 35-Jährige selbst Ausbilderin und hat sogar ihren Ehemann an der LANO kennengelernt.
Eine komplett nachgebaute und möblierte Wohnung runden das Angebot des NMNC ab. Auch erfahrene Retter nutzen die Simulationsmöglichkeiten für Fortbildung und Training. „Das Simulationscenter der LANO kann auch von externen Gruppen wie Schulsanitätern, Betriebssanitätern oder Helfern anderer Organisationen gebucht werden und eignet sich bestens als Kulisse für Filmaufnahmen und Fotoshootings“, sagt Stefan Willms, Schulleiter.
Neue Herausforderungen durch das Notfallsanitätergesetz
Mit Inkrafttreten des Notfallsanitätergesetzes 2014 kamen auf die Landesschule tiefgreifende Veränderungen zu. Jetzt galt es, die bis dahin tätigen Rettungsassistenten in Vorbereitungskursen und Ergänzungsprüfungen für die neuen Aufgaben fitzumachen und die Berufsausbildung neuer Notfallsanitäter zu gestalten.
„Jedes Jahr besteht für ca. 4.000 junge Menschen die Möglichkeit, eine qualifizierte Ausbildung zu beginnen. Ein guter mittlerer Schulabschluss bzw. eine andere, gleichwertige, abgeschlossene Schulbildung oder ein Hauptschulabschluss mit anschließender erfolgreicher Berufsausbildung von mindestens zweijähriger Dauer und die gesundheitliche Eignung zur Ausübung des Berufs reicht, um diesen interessanten Beruf zu erlernen“, sagt Schulleiter Stefan Willms.
Die Ausbildungsbetriebe sind die zuständigen Rettungsdienstbetreiber wie das Deutsche Rote Kreuz, die übrigen Hilfsorganisationen sowie die im Rettungsdienst tätigen Feuerwehren. In drei Jahren werden die Auszubildenden in einer Kombination aus Praxiseinsatz, Schule und Klinik fit für den Beruf des Notfallsanitäters gemacht. Weiterhin kann sich ein Notfallsanitäter auch ohne Abitur weiterbilden oder studieren. Es gibt Weiterbildungen in Form von Zertifikatslehrgängen, etwa zum Dozenten im Gesundheitswesen oder Leiter einer Rettungswache.
Kooperation mit der Steinbeis Hochschule
Auch das Aus- und Fortbildungsangebot der LANO wurde stetig weiter ausgebaut. Längst ist der Standort in Simmerath auch Campus für die berufsbegleitenden Studiengänge und Zertifikatslehrgänge in den Bereichen Berufspädagogik, Rettungsdienstmanagement sowie Notfall- und Krisenmanagement, die in Kooperation mit der Steinbeis-Hochschule Berlin, Institute for Public Health and Healthcare Nordrhein-Westfalen angeboten werden.
2017 fand das erste „KrisenFest“ der LANO statt, ein Kongress zum Thema Notfall- und Krisenmanagement. Das nächste „KrisenFest“ wird am 7. und 8. Juli 2018 in Simmerath durchgeführt.
Neben rettungsdienstlichen Aus- und Fortbildungen ist die LANO auch in der Breitenausbildung, der Betriebssanitäteraus- und fortbildung sowie der rettungsdienstlichen Führungskräfteaus- und fortbildung aktiv.