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Karriere bei Google? In vier entscheidenden Kriterien musst Du das Recruiting überzeugen

Du willst dich bei Google bewerben? Kein Anschreiben bitte!

Kein Bild im Lebenslauf, keine Motivationsschreiben und gern Quereinsteiger: Auf diese Punkte musst Du achten, wenn Du einen Job bei Google landen möchtest.

Google, BMW, Hilti: Wir haben HR-Expert·innen bei Deutschlands beliebtesten Arbeitgeber·innen gefragt, worauf sie im Bewerbungsprozess achten – damit Du Deine Chancen auf den Traumjob erhöhst.

**Carolin, du arbeitest als Recruiting Specialist bei Google.**Welche Talente und Fähigkeiten sind bei Google in Europa gerade besonders gefragt?

Carolin Ochsendorf: Wir haben viele Vakanzen in unterschiedlichen Teams, von Marketing über Vertrieb bis hin zu Programmierung. Der Ausbildungshintergrund ist für uns nicht entscheidend.

Wie finde ich heraus, ob ich die richtigen Qualifikationen mitbringe?

Ochsendorf: Die Qualifikationen sind bei jeder ausgeschriebenen Position angegeben. Das können technische Fähigkeiten sein, Programmiersprachen also wie Python, C++, SQL oder dergleichen, oder besondere sprachliche Qualifikationen.

Gutes Englisch setzen wir immer voraus. Darüber hinaus hängt es dann am zu besetzenden Job, auf welche zusätzlichen Qualifikationen wir achten: Projektmanagement, digitale Werbekenntnisse. Die Bandbreite ist sehr weit, steht aber immer konkret in der Jobbeschreibung.

Haben Initiativbewerbungen bei Google eine Chance?

Ochsendorf: Wir schreiben alle Vakanzen aus, deshalb sollte man sich ganz gezielt bewerben. Wir haben leider keine Möglichkeit, Initiativbewerbungen zu verarbeiten.

Und wie stehen die Chancen für Quereinsteiger·innen bei Google?

Ochsendorf: Ja, Quereinsteiger·innen empfinden wir bei Google als eine echte Bereicherung! Viele Googler haben einen ungewöhnlichen Ausbildungshintergrund, das ist normal bei uns. Für Kandidat·innen, die zuvor schon eine Karriere in einem anderen Beruf hatten, sind wir ebenfalls sehr offen.

Worauf müssen Bewerber•innen bei Anschreiben und CV achten?

Ochsendorf: Ich freue mich immer, wenn ich keine Bilder auf dem CV sehe. Auch wenn das in Deutschland noch üblich ist, für uns sind Bewerbungsfotos nicht relevant.

Bei Google sind zudem nicht immer deutschsprachige Recruiter·innen für die Stellen in Deutschland verantwortlich, deshalb sollten Lebensläufe immer auf Englisch verfasst sein und bitte maximal ein bis zwei Seiten lang sein. Anschreiben und Motivationsschreiben sind für uns dagegen nicht relevant.

Welchen Fehler sollte ich beim Google-Bewerbungsschreiben vermeiden?

Ochsendorf: Was ich als Recruiterin so gar nicht mehr sehen mag, ist ein CV, der zwar nur eine Seite lang ist, aber mit minimaler Schriftgröße. Lieber zwei Seiten als eine – aber es geht vor allem darum, Prioritäten zu setzen.

Quereinsteiger·innen sind eine echte Bereicherung
Carolin Ochsendorf, European Recruiting Specialist bei Google

Angenommen, ich werde zum Gespräch eingeladen. Worauf muss ich mich vorbereiten?

Ochsendorf: Wir folgen einem sehr klar strukturierten Prozess und setzen drei oder vier halbstrukturierte Interviews, in Ausnahmefällen auch mal fünf. Halbstrukturiert heißt, dass wir Fragen stellen, die zum Teil vorbereitet sind. Sie geben uns die Möglichkeit, Antworten objektiv und fair zu bewerten.

Wie kann ich mich gezielt auf das Gespräch vorbereiten?

Ochsendorf: Am Besten ist es, authentisch zu sein. Es gibt Kandidat·innen, die sehr viel zur Vorbereitung gelesen haben. Sich vorab zu informieren ist natürlich sinnvoll, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wenn wir den Eindruck bekommen, dass jemand lehrbuchartig antwortet und nicht mehr er oder sie selbst ist, können wir nicht mehr klar beurteilen, ob eine Person zu uns, dem Team und dem Job passt.

Im Netz kursieren wirklich herausfordernde Interview-Fragen, die Google bei Bewerbungsgesprächen stellen soll. Würdest du eine mit uns teilen?

Ochsendorf: „Wie viele Haare hat ein Hund?“, „Wie viele Golfbälle passen in ein Auto?“ oder „Warum sind Gullideckel rund?“ Wir haben solche Fragen lange gestellt, das stimmt. Ziel war es, zu sehen, wie Talente mit Fangfragen umgehen oder welche teils kreativen Lösungsansätze sie nutzen.

Wir stellen diese Fragen schon seit einigen Jahren nicht mehr, weil für uns mittlerweile vor allem zählt: „Passt diese Person zu uns?“ und „Ist sie die richtige Besetzung für diese Position?“.

Mit wem spreche ich genau, wer ist mein Gegenüber?

Ochsendorf: Das erste Gespräch ist meistens mit jemandem aus dem Recruiting-Team, die weiteren Interviews führen die Teams selbst. Das bedeutet erstens: der oder die potenzielle zukünftige Manager:in – zweitens: ein·e zukünftige Teamkolleg·in und drittens: jemand, der bei Google in einem ganz anderen Team arbeitet.

Welche Idee steckt dahinter?

Ochsendorf: Das machen wir so, damit wir nicht nur Kandidaten·innen für ein Team einstellen, die später keine Möglichkeit haben, sich innerhalb Googles weiterzuentwickeln. Denn wir suchen ja nach Talenten, die das Potenzial haben, sich bei und mit Google kontinuierlich weiterzuentwickeln. Alle Interviewer·innen bei Google wurden zu diesem Zwecke geschult und können anhand der Google-Kriterien die Kandidat·innen fair bewerten.

Mein erster Google-Call steht also an. Worauf sollte ich jetzt unbedingt achten?

Ochsendorf: Bei einem Gespräch via Videokonferenz: unbedingt das Set-up checken! Was ist im Hintergrund zu sehen, wenn ich mich einwähle? Wir haben schon lustige Dinge gesehen … manchmal verrät ein Spiegel im Hintergrund auch Ungewolltes, und das Ziel ist doch, einen professionellen Eindruck zu machen. Außerdem: Teste, ob die Internetverbindung stabil ist!

Die Technik steht. Gibt es weitere Stolperfallen?

Ochsendorf: Der erste Eindruck zählt, also nutzt es nichts, im Nachhinein anzugeben, warum man nicht in Topform war. Wenn ich mich aufgrund einer persönlichen Situation nicht in der Lage fühle, den vereinbarten Termin wahrzunehmen, sollte ein·e Bewerber·in darum bitten, ihn zu verschieben. Eine Verschiebung aufgrund persönlicher Umstände ist immer eine Option.

Worauf achtet ihr in einem Vorstellungsgespräch besonders?

Ochsendorf: Wir haben festgestellt, dass es für uns vier Kriterien gibt, die eine hohe Vorhersagekraft für eine erfolgreiche Karriere bei Google haben – darauf fokussieren wir uns in den Interviews. Kandidat·innen, die in allen vier Bereichen eine starke Bewertung erhalten, wollen wir gern einstellen.

Welche Kriterien sind das?

Ochsendorf: Erfahrungen und Kenntnisse, also ob man fit für den Job ist. Kognitive Fähigkeiten, etwa wie Datenquellen genutzt und Entscheidungen getroffen werden. Führungsqualitäten wie Verantwortungsbewusstsein und ob man die gewisse Googliness mitbringt, also etwa mit Feedback gut umgehen kannst.

Und auf welche Soft Skills legt Google besonders viel Wert?

Ochsendorf: Da wir sehr viel in Teams arbeiten, ist die Fähigkeit, Feedback zu geben und anzunehmen, wirklich essenziell. Wir suchen Kandidat·innen, die in Strukturen arbeiten können, die sich kontinuierlich verändern, die Spaß daran haben, den Status quo zu hinterfragen und zu verbessern. Ideenvielfalt ist uns wichtig, daher schauen wir uns auch gern Kandidat·innen mit möglichst unterschiedlichen Werdegängen an.

Hand aufs Herz: Wie sieht es mit Vereinbarkeit von Job und Freizeit bei Google aus?

Ochsendorf: Google bietet vieles an von Teilzeit zu Job-Shares, auch für Führungspositionen. Einige Kolleg·innen bringen ihre Hunde mit. Die einen arbeiten von daheim, manche hybrid, andere kommen dauerhaft ins Büro. Wir versuchen, für jede·n das passende Arbeitsmodell anzubieten. Das klappt meist sehr gut, kommt aber auch auf den jeweiligen Job und das Team an.

Wie viele Urlaubstage gibt es bei Google in Deutschland?

Ochsendorf: Wir bieten 30 Urlaubstage pro Jahr. Elternteile mit Neugeborenen bekommen Extratage. Für mehr Zeit mir der neuen Familie – aber auch weil die meisten ohnehin zu müde zum Arbeiten sind.

Wie sieht es mit Weiterbildung und Wiedereinstieg, zum Beispiel nach der Elternzeit oder Krankheit, aus?

Ochsendorf: Google bietet Sabbaticals und Fortbildungstage. Kolleg·innen, die aus längerer Abwesenheit zurückkommen, können Extratrainings und anfangs reduzierte Arbeitszeiten nutzen, damit der Wiedereinstieg leichter fällt.

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Die 4 entscheidenden Google-Kriterien

  1. Bist Du fit für den Job? Hast Du die nötigen Erfahrungen und Kenntnisse?

  2. Was sind Deine kognitiven Fähigkeiten? Wie triffst Du Entscheidungen, welche Datenquellen nutzt Du, wonach wägst Du ab?

  3. Bringst Du die nötigen Leadership Skills mit – kannst Du Verantwortung übernehmen und Innovation vorantreiben?

  4. Hast Du die Googliness? Was bringst Du mit, womit bereicherst Du das Unternehmen, wie arbeitest Du im Team und gehst mit Feedback um?

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Check-Liste für Deine Bewerbung bei Google

  • Kein Foto✔️

  • Kein Anschreiben✔️

  • 1–2 Seiten CV auf Englisch✔️

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Carolin Ochsendorf ist European Recruiting Specialist bei Google Germany GmbH - ©Dave Jasim/Google LLC
Carolin Ochsendorf ist European Recruiting Specialist bei Google Germany GmbH - ©Dave Jasim/Google LLC

Carolin Ochsendorf arbeitet seit mehr als 15 Jahren bei Google in Hamburg. Ihre Karriere bei Google begann im Recruiting für verschiedenste Positionen in Nordeuropa (DE, AT, CH, Nordics) – seitdem hat sie für unterschiedliche Teams in ganz EMEA (Europa, Afrika und Mittlerer Osten) rekrutiert. Sie ist zudem mit Herzblut im Themenbereich Diversity, Equity & Inclusion engagiert.

Weitere Informationen

Unternehmensseite Google bei XING

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