Einfach verstehen: Warum Kommunikation eine Lebenskunst ist
Die Kunst des Herausfindens
Lebenskunst im Sinne eines bewusst geführten Lebens ist ein ständiger Lernprozess und keine vollendete Meisterschaft. Sie kann dazu beitragen, mit den persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen besser zurechtzukommen, eine positive Einstellung nicht zu verlieren und dennoch negative Dinge nicht auszuklammern. „Der Glaube an das Gute ist begründet, aber er darf uns nicht blind machen für das enorme Unheil, das der Mensch anrichten kann“, sagt der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun, der sich mit folgenden Fragen beschäftigt: Warum funktionieren Kommunikationsrezepte nie? Was bedeutet Schweigen? Warum sind Missverständnisse normal? Wie kann Kritik geübt werden, ohne den anderen zu verletzen? Und wie lässt sich das Miteinander-Reden in eine Lebenskunst verwandeln?
Lebenskunst wird von ihm als dynamische Balance aus Selbstfürsorge und Hingabe an ein Ganzes verstanden, von dem man selbst ein Teil ist. Statt fertiger Antworten bieten Schulz von Thun und der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in ihrem Buch „Kommunikation als Lebenskunst“ eine Heuristik im Sinne einer Kunst des Herausfindens. Von Heraklit soll die Aussage überliefert sein, dass die schönste Harmonie durch das Zusammenbringen der Gegensätze entsteht. In diesem Sinne lässt sich auch das gelingende Leben und Kommunizieren als „ein Ensemble von Regenbogenqualitäten“ begreifen, die wiederstreitende Impulse oder Werte von ihrer scheinbaren Ausschließlichkeit befreien und Unterschiedliches verbinden: „Beständigkeit und Wandel, Ehrlichkeit und Takt, Authentizität und Diplomatie, Autonomie und Angewiesenheit“.
Auch CSR- und Nachhaltigkeitskommunikation sollte verständlich sein, denn dadurch wird Beteiligung ermöglicht, und es können Kommunikationsbarrieren eingerissen werden.
„Einfachheit besagt, dass es besser ist, geläufige, anschauliche Wörter zu verwenden und eher kurze, einfach gebaute Sätze. Der Ratschlag lautet somit: „Sprich wie ein Mensch und nicht wie ein Universitätsgelehrter!“ Aber auch Medienkompetenz – dieser Aspekt ist im Buch nicht erwähnt - ist heute unverzichtbar: Claudia Silber ist seit 2009 als Pressesprecherin bei der memo AG in Greußenheim tätig – seit 2013 leitet sie den Bereich Unternehmenskommunikation des Unternehmens. In dieser Funktion ist sie nicht nur für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des ganzheitlich nachhaltig tätigen Versandhandels zuständig, sondern verantwortet auch das Sponsoring und ist Ansprechpartnerin für die zahlreichen Kooperationspartner. Zu ihren Aufgaben gehört u.a. auch die Mitarbeit am memo Nachhaltigkeitsbericht, der alle zwei Jahre erscheint.
Medienkompetenz bedeutet für sie, „immer auf dem möglichst neuesten Stand der aktuellen Medien (online und offline) zu sein und diese in sinnvoller Art und Weise zu nutzen. Wer medienkompetent ist, kann heutzutage zuverlässig und wahrheitsgetreu berichtende Medien von den ‚schwarzen Schafen‘ unterscheiden (Stichwort: Fake News).“ Ein medienkompetenter Mensch ist für sie in der Lage, weder zu viel noch zu wenig Zeit mit den Medien zu verbringen und sich letztlich selbst ein Bild zu machen.
Selbsterkenntnis ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, denn wer sich selbst versteht, kommuniziert auch besser, ist authentischer und glaubwürdiger. Auch im CSR- und Nachhaltigkeitsbereich braucht es Übersetzer sowie Bodenständigkeit: „Wer nur hierarchisch und von seinem eigenen Standpunkt aus entscheidet, der gerät in Gefahr, sich in einen arroganten, wenig kollegialen Autokraten zu verwandeln, der auf dem hohen Ross der Ignoranz und Überheblichkeit dahintrabt und nicht selten vom Pferd fällt“, schreibt Schulz von Thun.
Es ist aber auch genauso wichtig, auf den Punkt zu kommen und zu argumentieren.
Wer mit einem Beispiel arbeitet, sagt Bernhard Pörksen, sollte sich bewusst sein, dass es auf Anhieb „sitzen“ und auf den Punkt fokussiert sein muss. Es „darf nicht durch eigene Komplexität die Aufmerksamkeit allzu sehr auf sich selbst lenken – denn es soll ja „nur ein Beispiel“ sein – für etwas.“ Kommunikation muss greifbar sein, deshalb sollte beispielsweise auf die „technisch perfekte Fertigware einer PowerPoint-Präsentation“ verzichtet werden, wenn es auf den direkten Austausch und vertiefenden Dialog ankommt. Hier greift das Haptische im Besten Wortsinn: das „Anfertigen von Skizzen, die Nutzung von ganz einfachen Symbolen, das Zeichnen im Gespräch mit anderen… Denn unser Gehirn nimmt Visualisierungen anders und schneller auf als den gesprochenen oder geschriebenen Text.“
Weiterführende Informationen:
Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun: Kommunikation als Lebenskunst. Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens. Carl-Auer-Verlag 2016.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.