Eli Lilly & Novo Nordisk: Jetzt beginnt die zweite Runde des Hypes um Abnehmspritzen
Zwischenzeitlich kamen Zweifel auf, wie nachhaltig der Hype der Diätmedikamente ist. Doch jetzt nimmt der Boom wieder Fahrt auf.
Der Markt für Abnehmspritzen ist groß, ihr Hype noch größer. Weltweit leiden immer mehr Menschen unter der chronischen Erkrankung Adipositas oder Fettleibigkeit. Dazu kommen mehr oder weniger Prominente und Wohlhabende, die nicht unter der Krankheit leiden, aber trotzdem überschüssige Pfunde verlieren wollen – und einen Weg finden, die Verschreibungspflicht zu umgehen. Analysten rechnen damit, dass der Markt bis Ende des Jahrzehnts 150 Milliarden Dollar schwer sein dürfte.
Den US-Hersteller Eli Lilly hat der Erfolg mit dem Abnehm-Medikament zum wertvollsten Pharmakonzern der Welt befördert. Der dänische Konkurrent Novo Nordisk konnte sich im vergangenen Jahr zeitweise den Titel als wertvollster Konzern Europas sichern.
Dann aber kamen Zweifel auf, wie nachhaltig der Boom der Schlankmacher wirklich ist. Novo Nordisk enttäuschte zuletzt mit Studienergebnissen. Eli Lilly überraschende mit schwächelnden Absatzzahlen und musste seine Prognose für das Geschäftsjahr anpassen. Voller Nervosität schauten die Investoren daher auf die Geschäftszahlen der beiden Konzerne. Seit Donnerstag können sie sich ganz offiziell wieder entspannen: Das kleine Tal scheint überwunden, die zweite Runde des Hypes beginnt.
Hersteller von Abnehmspritzen investieren in neue Werke
So konnte Eli Lilly seinen Umsatz im vierten Quartal um 45 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar steigern. Der Umsatz mit dem Diabetesmittel Mounjaro schnellte auf 11,5 Milliarden Dollar in die Höhe. Im Vorjahr lag dieser noch bei 5,2 Milliarden. Die Abnehmspritze Zepbound, die erst Ende 2023 auf den Markt kam, brachte dem Konzern weitere 4,9 Milliarden Dollar ein.
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Hersteller von Abnehmspritzen investieren in neue Werke
So konnte Eli Lilly seinen Umsatz im vierten Quartal um 45 Prozent auf 13,5 Milliarden Dollar steigern. Der Umsatz mit dem Diabetesmittel Mounjaro schnellte auf 11,5 Milliarden Dollar in die Höhe. Im Vorjahr lag dieser noch bei 5,2 Milliarden. Die Abnehmspritze Zepbound, die erst Ende 2023 auf den Markt kam, brachte dem Konzern weitere 4,9 Milliarden Dollar ein.
Diese Zahlen liegen zwar ein bisschen unter den Erwartungen der Konzerne. Ursprünglich hatte Eli Lilly auf ein noch stärkeres Ergebnis gehofft. Doch die Nachfrage im wichtigen US-Markt wuchs etwas langsamer an als erhofft, sodass Großhändler zunächst Lagerbestände abbauen und auf neue Bestellungen verzichten konnten. Entscheidender für die Beurteilung der Märkte aber sind die Prognosen. Und bei denen ist Eli Lilly wieder voller Optimismus: Für 2025 erwartet das US-Unternehmen einen Gewinnschub. Geplant sei die Expansion der Diabetes- und Abnehm-Medikamente in neue Märkte, so Konzernchef David Rick.
Um das zu ermöglichen, investiert das Unternehmen aktuell Milliarden in den Ausbau seiner Produktionskapazitäten. Früheren Schätzungen des Unternehmens zufolge soll Eli Lilly im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 mindestens die 1,6-fache Menge produzieren können.
Ganz ähnlich klingt es auch, wenn Novo-Nordisk-Chef Lars Fruergaard Jørgensen über seine Zukunftsaussichten spricht. 2024 setzte der dänische Pharmakonzern mit Wegovy im vergangenen Jahr umgerechnet 7,8 Milliarden Euro um, ein Zuwachs von fast 86 Prozent. Der Umsatz von Ozempic stieg um gut ein Viertel auf 16,1 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass auch die Dänen investieren wollen, insgesamt einen zweistelligen Milliardenbetrag. Doch bis die neuen Werke da sind, wird es dauern. Noch ist unklar, wie schnell Novo Nordisk die Produktion hochfahren kann. Die Prognose der Dänen für 2025 bleibt daher vorsichtig. Der Pharmakonzern rechnet mit einem im Vergleich schwächerem Wachstum zwischen 16 und 24 Prozent. 2024 waren es noch 26 Prozent.
Tabletten könnten den Markt entlasten
Es ist nicht nur ein Wettlauf der Kapazitäten, der sich aktuell zwischen den beiden Konkurrenten abspielt. Ebenso hart umkämpft ist der Wettkampf in Sachen Wirksamkeit. Bei den derzeit verfügbaren Diätmitteln liegt Eli Lilly deutlich vor Novo Nordisk. In den USA, dem wichtigsten Markt für Adipositas-Medikamente, wurden in der Folge im vierten Quartal mehr wöchentliche Rezepte für die Abnehmspritze von Eli Lilly ausgestellt als für die von Novo Nordisk.
Die Dänen arbeiten deshalb mit vollem Einsatz an einem neuen Medikament, das die Wirksamkeit der Konkurrenz überbieten soll. Kurz vor Weihnachten wurde die ersten Studienergebnisse veröffentlicht und sorgten für eine herbe Enttäuschung: Statt der erwarteten 25 Prozent ihres Gewichts verloren Patienten mit dem neuen Novo-Nordisk-Mittel im Schnitt nur 20,4 Prozent und damit nur unwesentlich mehr als mit jenem von Eli Lilly. Dabei ist das Mittel in der Herstellung komplexer und somit teurer als das der Amerikaner.
Die große Frage bleibt, inwiefern Novo Nordisk und Eli Lilly in der Lage sein werden, ihren Forschungsvorsprung gegenüber neuer Konkurrenz zu verteidigen: Pharmakonzerne wie Pfizer, Roche oder Boehringer Ingelheim arbeiten inzwischen an ähnlichen Produkten. Mit dem steigenden Wettbewerb wird es immer wichtiger für die Hersteller, sich zu differenzieren. Nicht nur in Form von Kapazität und Wirksamkeit – auch Faktoren wie Nebenwirkungen, kostengünstige Herstellung und die Häufigkeit der Verabreichung dürften zunehmend wichtiger werden.
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