„Es geht immer noch ein bisschen weiter…“: Auf dem Weg mit Rolf Zuckowski
Kinderhits wie "Du Da im Radio", "Die Weihnachtsbäckerei" und dem Geburtstags-Lied "Wie schön, dass Du geboren bist" haben Musikgeschichte geschrieben. Am 12. Mai 2022 wurde der Musiker, Komponist, Produzent und Autor von Kinderliedern 75 Jahre alt. Nachhaltiger Erfolg bedeutet für ihn, nichts im Selbstzweifel oder Hochmut wieder einzureißen, was nach bestem Wissen und Gewissen selbst aufgebaut wurde. „Ein schönes Erfolgsgebäude ähnelt jenen Schlössern, die außer ihrem Haupttrakt aus der Zeit des größten Glanzes nach und nach wohl gestaltete Nebentrakte und Seitengebäude erhalten haben, dazu einen Park, um sich mit Freunden und Gästen zu erfreuen und neue Kräfte für neue Erfolge zu sammeln.“ Persönlich lernte ich ihn im Mai 2012 kennen – kurz nach seinem 65. Geburtstag in Berlin. Ich war damals DFB-Nachhaltigkeitsbeauftragte in der DFB-Kommission Nachhaltigkeit und fragte ihn, ob er zu einer Kinder-Pressekonferenz kommen wolle, die eine Schülerin und ich moderierten. Er sagte sofort zu und setzte sich mit seiner Gitarre in den Zug. „Starke Kinder“ war sein gesungenes Grußwort zum Biesalski-Cup 2012, einem Turnier, das unter der Schirmherrschaft des ehemaligen DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger stand und sich durch einen inklusiven Ansatz und individuelle Regeln ausgezeichnet hat. Eingeladen wurden unter anderem Förderschulen mit dem Schwerpunkt „körperlich-motorische Entwicklung“ aus Berlin und Brandenburg sowie einzelne Regelschulen.
Ich habe dieses Erlebnis, die Gespräche und die Korrespondenz mit ihm nie vergessen. Mich interessierten bestimmte Bausteine seiner Biografie, die in all den Jahren noch zusammenhanglos von mir gesammelt wurden. Jetzt, nach Erscheinen seiner Autobiografie „Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück. Mein musikalisches Leben“, fügte sich alles zu einem Gebäudekomplex, in den wir hineinleuchten dürfen. Aufgewachsen ist Rolf Zuckowski als Sohn eines Seemanns in der Jarrestadt in Hamburg-Winterhude. Zuckowskis Mutter war Friseurin und Postzustellerin, sein Vater Seemann. Er konnte lustig und streng sein, forderte viel von anderen, hielt den Forderungen aber oft selbst nicht stand und fand nirgendwo Beständigkeit. Als der jüngere Bruder in seiner eigenen Familie wuchs er ohne die ersehnte Wertschätzung auf und flüchtete schon mit 14 Jahren in die Seefahrt. Der Anerkennung durch andere lief er, weil es vielleicht auch an Selbstachtung fehlte, sein Leben lang vergeblich hinterher, bis er sich schließlich 1980 mit 60 Jahren das Leben nahm. Zuckowski bezeichnet das Schicksal seines Vaters als den „Schlüssel“ für viele seiner Liedertexte:
Der Lebensmut seiner Mutter, auch in schwierigsten Zeiten, war für ihn immer eine große Kraftquelle, aus der er ein Leben lang schöpfen konnte. Das Gefühl, dass es ohne ihn nicht geht, hat ihm Verantwortungsgefühl und Selbstbewusstsein gegeben. Kreativität ist für ihn die Schwester oder das Kind der Neugierde und der Freude am Ausprobieren, sie scheint ihm vor allem im Wesen von klein auf angelegt zu sein - dies zu erkennen und nicht zu verschütten ist (s)eine Lebensaufgabe, „nicht zuletzt bei Kindern, für die man als Erwachsener Verantwortung spürt.“ Vom Wäschewaschen bis Kohleholen wurden die Kinder von seiner Mutter mit in den Alltag einbezogen. „Ich fand das gut“, sagt Zuckowski im Rückblick. Die Lieder „Einen Schritt voraus“ und „Drüben“ auf seinem Album „Hat alles seine Zeit“ und „Einen Schritt voraus“ halten das Andenken an seine Mutter wach. An ihrem Lebensende sagt sie leise zu ihrem Sohn: „Auch Eltern werden groß, man hat sie lieb und lässt sie los“. Diesen Satz verstand er erst viel später. Bei einem Strandspaziergang am Strand von Westerland auf Sylt setzte er ihn im Lied „Für dich“ um und kommentierte dies mit dem Satz:
Auch wenn der Vater häufig nicht anwesend war, fühlte sich Rolf Zuckowski von seinen Eltern und Großeltern geborgen und geliebt. Zu seinen schönsten Erinnerungen gehört, wenn der Vater zu Weihnachten von seinen Seereisen nach Hause kam und im Gepäck Geschenke aus fernen Kontinenten hatte. Als er 14 Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater die erste Gitarre. Als er 14 Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater die erste Gitarre. Wenig später wurde er in die Schulband „The beAthovens“ aufgenommen. Aus dem Spiel auf der Gitarre wurde durch seine Lieder schrittweise eine musikalische Spielwelt auf vielen Ebenen und in allen Lebensabschnitten. Sein generationsübergreifendes Lebenswerk zeigt, was Nachhaltigkeit wirklich ist - nämlich ein langsamer Prozess, der sich auch aus seiner Biographie speist: „Aus dem Kinderhaus Iserbrook-Sülldorf bis hinaus in die großen Konzertsäle und Arenen führten mich viele kleine Schritte. Nicht einen Sprung kann ich im Rückblick erkennen, ein Sichvortasten war und bleibt meine Gangart.“
Er glaubt immer an die Macht der kleinen Schritte („Es geht immer noch ein bisschen weiter…“), denn „wenn man sie gemacht hat, kann man getrost zurück und nach vorn blicken, ohne das eigenen Zutrauen zu verlieren.“ Hinzukommt, dass bei dieser Gangart besser andere Menschen besser mitgenommen werden können und man bodenständig bleibt. Denn Hybris und äußerer Erfolg, die den Zweifel im Keim erstickt, sind häufig miteinander verbunden. Die Geschichte, auch der Unterhaltungsindustrie, ist voll von Beispielen. Selbstzweifel in einer gesunden Balance mit dem Selbstvertrauen zu halten, ist für Zuckowski eine Daueraufgabe geblieben. „Je größer der Erfolg ist, desto wichtiger wird die kritische Selbstreflektion, weil das mitwirkende Umfeld zunehmend dem ‚Meister‘ vertraut oder ihm gegenüber widerspruchsscheu wird. Das Alphatier sollte unbedingt das ganze Alphabet ernst nehmen, inklusive Z wie Zweifel.“
In den 1960er Jahren konnte man ihn mit Beatmusik und seiner Band "The beAthovens" in den legendären Musikclubs der Stadt ("Top Ten" und dem "Starclub") erleben. Dennoch studierte er zunächst Betriebswirtschaftslehre, falls es mit der Musikerkarriere nicht klappen sollte. Nach seinem BWL-Studium mit dem Schwerpunkt Verkehrsbetriebslehre, suchte er „instinktiv“ die Anstellung im Musikverlag. 1972 - der Junior Sikorski saß auf dem Sessel des soeben verstorbenen Seniors – wurde er Assistent der Geschäftsleitung. Dabei erlebte er die klassische Familiensituation: „Papa geht zur Arbeit und kommt unerfüllt nach Hause. Das verstärkt die Sehnsucht nach Wandel. 1975 dann die Konsequenz: Kündigung. Der Prozess verlief jedoch friedlich und konstruktiv und endete bzw. begann mit einer neuen Kooperation im selben Haus.“ Die eigene Verlagsedition hieß „Edition Taurus“. Später „Musik für Dich“, bis heute ist ein Verlag in der Verlagsgruppe Sikorski/Boosey&Hawkes.
Ab 1976 gab er hunderte kleiner Konzerte in Kindergärten und Schulen, die allerdings immer größer wurden (bis zu drei Konzerte täglich). Die Gagen waren bei den Kindergartenkonzerten klein (50 Pfennig pro Kind), aber dennoch erscheint ihm diese Zeit rückblickend sehr erfüllend. Das Lied „Sind so kleine Hände“ (1979) von Bettina Wegener war die Hymne seiner frühen Elternjahre. Ohne die Wirkung dieses Liedes wären große Teile seines Liederschaffens nicht denkbar gewesen. Unverzichtbar für die nachhaltige Wirkung seines Schaffens ist ein „Kern des Eigenen“. Zuckowski sagt, dass er diesbezüglich „buddhistisch angehaucht“ ist und glaubt, dass jeder Mensch seinen individuellen Filter hat, die Dinge der Welt zu empfinden, zu verarbeiten und wiederzugeben: „Dieser einmalige Filter ist unser eigentliches Ich.“
Literarisch: Erich Kästner und Astrid Lindgren
Musikalisch: Die Beatles
Pädagogisch: Janusz Korczak
Religiös: Traugott Giesen
Politisch: Willy Brandt
Gemeinnützig: Audrey Hepburn
Als ewiges Kind: Sir Peter Ustinov.
Rolfs Freunde, die 1981 mit „Du da im Radio" ihren ersten Hit landeten. Kurz vor der Geburt seines Sohnes Alexander 1974 zog sich Zuckowski für zwei Wochen mit seiner Frau Monika (die mit dem zweiten Kind schwanger war) und der Tochter Anuschka auf seine Lieblingsinsel Sylt zurück. Dort schrieb er die Musik zu den Vogelhochzeit-Bildern seines Freundes Peter Meetz. Mit dem Singspiel „Vogelhochzeit“ baute er im Kopf „das Nest für die Familie“ und legte den Grundstein für seine Karriere. Erfunden hat er es im Bewusstsein für das Familienleben vor allem für seine Tochter, die damals drei Jahre alt war. Ohne "Die Vogelhochzeit" hätte es vielleicht weitere Kinderliederklassiker wie "Du da im Radio" oder „… und ganz doll mich" nicht gegeben. Zum Kinderlieder-Star avancierte er nicht zuletzt durch seinen Auftritt 1981 bei "Wetten dass..." mit "Rolf und seinen Freunden".
Routine bedeutete in den frühen 1980er Jahren für ihn, vor allem „am Ball“ bleiben und den Erfolgsfaden nicht verlieren. Über die Jahre hinweg gehörte und gehört aber auch dazu: Mitarbeitende halten, Teamkompetenz steigern, Musikpartner pflegen und herausfordern. Es geht um Beständigkeit mit Partnerfirmen, mittel- bis langfristige Verträge neben Ablaufroutinen bei Neuveröffentlichungen und Tourneen. In späteren Jahren achtete ich darauf, dass nicht zu viel Überlappendes entwickelt wird, aber auch nicht zu wenig, dass auch Freiräume fest eingeplant. Seine beste Kritikerin ist seine innere Stimme (Bauchgefühl oder Intuition), „die aber die Assistenz meiner Frau und meiner Kinder oft schätzen gelernt hat.“
Dafür ist er dankbar. Dazu gehört, dass er in seiner Frau schon in jungen Jahren die Liebe seines Lebens gefunden hat, oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein und jene Menschen getroffen zu haben, die seinen Weg maßgeblich beeinflussten. Auslöser für den Text „leiseStärke“ war eine Sprachspielerei mit dem Wort „Lautstärke“. Dass Lautes durchaus nicht immer stark ist, dafür wäre ihm so manches Beispiel eingefallen, aber in der „Late-Night-Stimmung“ dieses Songs konnte es nur seine Frau sein, der er für ihre Art dankt, das gemeinsame Zusammenleben mit ihrer „leiseStärke“ immer neu so lebenswert zu machen. Das Kraft spendende Umfeld ist sein Nest, seine Ehe, seine sich entfaltende Familie und Freunde. Das Glück zeigte sich aber oft auch nur in „kleinen Anstößen“, die sich erst später „als etwas sehr viel Größeres entpuppten. Als sein Sohn im Blankeneser Treppenviertel im Alter von knapp drei 3 Jahren stolperte und er ihn aufheben wollte, sagte der Junge: „Ich schaff das schon!“ Daraus entstand das gleichnamige Lied, das vielen Menschen geholfen hat, „aufzustehen und ihre Kräfte neu zu sortieren."
Er schrieb aber auch Lieder für Nana Mouskouri, Juliane Werding, Paola und den Gran Prix d'Eurovision. Es scheint bei der Betrachtung seines Gesamtweges, als hätte er immer nur das getan, von dem er überzeugt war, es am besten zu können. Doch es gab Situationen, auf die er nicht eingegangen ist, weil er ganz bei sich selbst bleiben wollte: So hat er 1975 abgelehnt, das Büro von Udo Lindenberg zu leiten und 1978 abgesagt, das Tour-Management des Trios "Peter, Sue & Marc" in der Schweiz zu übernehmen. Auf einer ähnlichen Ebene liegt seine Absage, 1985 die Nachfolge von Michael Schanze als Moderator der TV-Show "1, 2 oder 3" anzutreten. 1983 hat er mit Peter Maffay den Drachen „Tabaluga" erfunden, widmete sich dann aber eigenen Projekten.
Im Kleinen liegt für ihn das Geheimnis der Welt verborgen, denn es „offenbart alle Wunder unserer Existenz, ist immer wieder Ausgangspunkt für große Erkenntnisse. In jedem Samen ist alles angelegt, was bis hin zu seiner vorbestimmten Größe wachsen kann. Der Blick auf das Kleine ist so wichtig, weil das Große von allein auf sich aufmerksam macht. In kleinen Räumen fühlt er sich am wohlsten, weil sie Geborgenheit geben. Auch seine kleine Familie hat sich aus einem verwinkelten Dachgeschoss heraus entfaltet. Kreativität ist für ihn ein großes Geheimnis – so wie Gott, der sich in uns im Kleinen offenbart, wenn wir kreativ sind. Auf Sylt lernte Rolf Zuckowski Traugott Giesen kennen, der zu dieser Zeit Pastor in der Keitumer Kirche St. Severin war und ihn an den christlichen Glauben herangeführt hat. Bis dahin hatte er mit der Kirche wenig im Sinn. Er ist zwar mit christlichen Werten erzogen worden, doch spielte die Kirche keine besondere Rolle im Elternhaus. Der Sylter Pastor schenkte ihm sein Buch „Gott liebt dich und braucht dich“, das Zuckowski bis heute begleitet. Der Musiker versteht die Botschaft des Buchtitels so: „Wenn du die Schöpfung wertvoll findest und den ständigen Wandel erkennst und glaubst, dass dies alles gestaltet ist, dann musst du dazu beitragen, dass das Werk gut wird.“
„Ich glaube über das Danken, weil ich immer etwas finde, für das ich Danke sagen möchte“. Das gibt ihm Stärke auch in schwierigen Zeiten. Inzwischen ist er in seiner Blankeneser Kirchengemeinde engagiert, hat sogar schon in den Gottesdiensten musiziert. Seine christlichen Gedanken transportiert er häufig über seine Texte – allerdings unbewusst. In der Musik, glaubt Zuckowski, offenbare sich die Seele eines Menschen. „Jeder spürt, dass es eine Seele in jedem von uns gibt, dieses Ich-Gefühl, dass man mit Worten eben nicht beschreiben kann.“ Immer auch wird der Bogen zum Großen und zum Thema Nachhaltigkeit in all seinen Dimensionen geschlagen, wie es beispielsweise in seinem Lied „Der kleine Frieden“ zum Ausdruck kommt. Das Gehetzte und Komprimierte ist heute vielfach allgemeiner Standard. Die Geduld sinkt und damit die Bereitschaft, sich mit Themen in der Tiefe auseinanderzusetzen. Gleichzeitig steigt die Reizschwelle, die überschritten werden muss, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Sein Lied „Zu viele Bilder“ ist in innerer Zwiesprache gewachsen. Den zunehmenden Möglichkeiten, sich zu informieren und zu unterhalten, konnte auch er nicht widerstehen – obwohl er sich immer bewusst war, dass die wachsende Dimension des Angebots auch eine Gefahr birgt. In einer Phase des Rückzugs und der vorübergehenden Enthaltsamkeit entstand das Lied. Es liegt für ihn auf einer Ebene mit „Inseln der Stille“, wo es um das Übermaß des Weihnachtskonsums geht. Auch „Alle wissen alles, keiner weiß Bescheid“ darf in diesem Zusammenhang gesehen werden. Das Wesen der Kreativität hat für ihn etwas Belebendes, „es ist eine fruchtbare Unruhe, eine ständige Bereitschaft, den Funken für etwas Neues oder Verknüpfendes zu erkennen und in einen schöpferischen Prozess einzusteigen.“
1985 entstand das erste Album für Erwachsene („Zeit für Kinder, Zeit für uns“), das die Kinderliederwelt authentisch erweitern sollte. Das wäre mit "Rolf und seine Freunde" nicht möglich gewesen. Dennoch war es eine enorme Herausforderung, weil ihm zunächst Skepsis bis Ablehnung entgegengebracht wurde - auch vom Chef der Schallplattenfirma. Für Zuckowski spielt die Grenzziehung zwischen „Klein und Groß“ allerdings kaum eine Rolle: „Ich habe das Schreiben für Erwachsene und Kinder in meinem Inneren nie getrennt.“
2003 wurde unter seiner Schirmherrschaft der Verein „Elbkinderland e.V.“ gegründet. Sein Vereinsgebiet erstreckt sich über etwa 1.000 Flusskilometer. Kinder und Elbanwohner werden durch das Engagement über alle Landes- und Sprachgrenzen hinweg miteinander verbunden. Mit dem Buch „Wir entdecken die Elbe“, für das Zuckowski als Herausgeber zu jedem Kapitel einen persönlichen Brief an die Leser geschrieben hat, möchte er dazu anregen, den Fluss, seine Menschen und Landschaften noch weiter zu erkunden. Im Jahr der Elbtour 2010 ging er zusammen mit einigen Elbkinderlandfreunden ein großer Wunsch in Erfüllung: Er erreichte die Quelle der Elbe, mitten im Naturschutzpark des Riesengebirges auf 1.600 Meter Höhe. Der Fluss ist für ihn weit mehr als das „Tor zur Welt“. Seit seinem 63. Lebensjahr kennt er die Elbe von der Quelle bis zur Mündung. Der Fluss ist für ihn eine „Persönlichkeit“. „Die Elbe muss damit leben, nach kurzer Freiheit unterhalb der Schneekoppe vielfach aufgestaut zu werden, geliebt, besungen, gebraucht, benutzt. Sie strömt vorbei an Ufern, die der Mensch ihr abgerungen hat, vom Weinanbaugebiet bei Meißen bis zum Welthafen Hamburg und den Deichen der Marschlande.“ All das ist „sein“ Fluss, den er mit vielen Elbfreunden immer mehr schätzen gelernt hat.
Neben dem Fluss zieht sich als Leitmotiv der wachsende Löwenzahn - der sich zur Pusteblume wandelt - durch viele persönliche Texte von Rolf Zuckowski:
„Ich frag nicht nach einem Sinn
Genieß' die letzte Abendsonne
Solang ich noch eine Pusteblume bin“.
Er kennt die Wirklichkeit und weiß, dass es ein Aufwachsen ohne Kümmernisse nicht gibt. „Trost müssen verständnisvolle Erwachsene spenden, die ihre eigene Kindheit nicht abgelegt haben wie einen alten Hut.“ Er möchte Kindern zeigen, dass es, selbst wenn man sehr unglücklich ist, immer Hoffnung gibt. Auch wenn ihm die Jahresuhr seines Lebens unmissverständlich sagt, dass die längste Strecke hinter ihm liegt, so freut er sich als Optimist umso mehr auf das, was noch kommen mag. Er ist immer Optimist gewesen - ein „Zugewandter“, denn er wendete sich niemals ab, sah Licht und Farben statt schwarz:
Der Philosoph Karl Popper sagte: „Optimismus ist Pflicht.“ Das ist keine naive, sondern eine vernünftige Haltung, aus der heraus sich viele Lieder von Rolf Zuckowski ganz verstehen lassen. Es geht um die Zeit, „die vor uns liegt, immer weniger für uns und immer mehr für unsere Kinder und Kindeskinder.“ Die Weltlage sowie einschneidende Weltereignisse haben ihn mehrfach zum verzweifelten Optimismus gewandelt (mit einer „We Shall Overcome“-Mentalität). Eine Welt ohne Optimisten wäre verloren: „Pessimisten bauen nichts auf, sind manchmal vielleicht hilfreiche Lektoren, aber sie schreiben nicht das Buch der Geschichte.“
Vorrat an innerer Sicherheit: Schulbeginn braucht Nachhaltigkeit
Rolf Zuckowski: Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück Mein musikalisches Leben. Edel Books. Hamburg 2022.
Rolf Zuckowski: 5 Jahre Mai. Meine persönlichen Erinnerungen. Hamburg 2007.