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Hans Sarpei: „Zu wenig Menschen mit Migrationsgeschichte kommen in Führungspositionen“ | ©MissNadiaS

Ex-Fußballprofi Hans Sarpei fordert: „Bringt mehr Menschen mit Migrationsgeschichte in Führungspositionen!“

Ein offener Brief an Recruiter·innen.

Liebe Recruiter, liebe Personaler,

stellt Euch vor, ihr habt vor vielen Jahren Deutschland zu eurem neuen Zuhause gemacht. Ihr kennt die Hürden, die man überwinden muss, und habt erlebt, was es bedeutet, zwischen zwei Welten zu stehen. Ihr wisst, wie Integration gelebt und wie sie manchmal nur behauptet wird. Ich spreche aus eigener Erfahrung – als jemand, der mit drei Jahren nach Deutschland kam. Im Fußball, wo ich zu Hause bin, klappt es oft gut mit dem Miteinander.

Doch wenn es um Führungspositionen geht, um Entscheiderstellen, da ist noch Luft nach oben. Da müssen wir mehr machen, das ist klar.

Wir reden oft darüber, wie wichtig es ist, jedes Talent zu nutzen. Der Sport zeigt dabei auf, wie Integration funktionieren kann. Aber er zeigt auch, was nach dem gemeinsamen Sieg oft vergessen wird: die Anerkennung und der Einsatz für Minderheiten und Migranten, wenn sie mal nicht den Erfolg bringen. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.

Es ist nicht genug, „Nein“ zu Rassismus zu rufen, wenn es brennt. Wir müssen tiefer graben, müssen fragen, wie wir aktiv gegen Rassismus stehen. Was lernen Kids und Erwachsene wirklich über Respekt und Vielfalt? Was tragen wir konkret bei? Und welche Chancen bieten wir Menschen, die von Rassismus betroffen sind? Auch mir begegnet er noch immer täglich, in den unterschiedlichsten Formen.

Ihr seid in der einzigartigen Position, diese Vorbilder in Euren Unternehmen zu schaffen.

Die Unternehmen, die Ihr repräsentiert, sollten nicht nur offen sein für diverses Personal – sie sollten es aktiv anstreben. Wir brauchen Gelder, Infokampagnen und Bildungsprojekte, die das Leben der Leute verändern, die Vielfalt atmen und leben.

Doch wir brauchen nicht nur offene Türen, wir brauchen konkrete Zahlen. Früher dachte ich, eine Quote für Menschen mit Migrationshintergrund wäre nicht notwendig. Doch ich habe meine Meinung geändert. Sagen wir, jede vierte Leitungsposition sollte ihnen gehören. 25 Prozent. Klingt viel? Tatsächlich würde das nicht einmal dem Anteil in der Gesamtbevölkerung Deutschlands entsprechen. Der liegt nämlich bei knapp 27 Prozent.

Sie wollen wissen, wie weit wir von dieser Gerechtigkeit entfernt sind? Aktuell sind es gerade mal 9 Prozent der höchsten Führungspositionen, die von Menschen mit Migrationszuschreibung bekleidet werden. Sie merken, dass da etwas nicht stimmt, oder?

Wer anders könnte besser über Menschen mit Migrationsgeschichte sprechen, sie vertreten, als die, die sie wirklich kennen? Eine Quote ist keine Beschränkung. Sie ist eine Chance für Unternehmen, reicher zu werden – an Erfahrung, an Weisheit, an Kreativität.

Ich bin für eine Quote: 25 Prozent aller Führungspositionen sollten mit Menschen mit Migrationsgeschichte besetzt werden.

Die fehlende Repräsentation liegt nicht an fehlender Qualifikation und sicher nicht an mangelndem Fleiß. Schuld sind Strukturen, die sich viel zu langsam an die Realität anpassen.

Ihr seid in der einzigartigen Position, diese Vorbilder in Euren Unternehmen zu schaffen. Wir brauchen mehr Menschen mit Migrationshintergrund in führenden Rollen – nicht nur weil es recht und gerecht ist, sondern weil es unseren jungen Talenten zeigt, dass auch sie es schaffen können. Dass sie Teil dieser deutschen Erfolgsgeschichte sein dürfen und sollen.

Schaut doch, wie junge Sportlerinnen und Sportler zu ihren Idolen aufschauen. Sie sehen, dass alles möglich ist. Das bereichert nicht nur ihre Träume, sondern steigert auch ihre Anstrengungen. Dieses Prinzip müssen wir in die Arbeitswelt übertragen. Wir brauchen diese Identifikationsfiguren in allen Ebenen der Unternehmenshierarchie. Wenn die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft nicht in den Führungsriegen widergespiegelt wird, wie können wir dann von echter Integration sprechen?

Setzt Euch bitte dafür ein, dass nach modernsten Personalmethoden eingestellt wird. Gestaltet interne Prozesse transparent und vorbildhaft. Damit unsere Arbeitswelt die gesamte Gesellschaft gut repräsentiert.

So entwickeln wir ein starkes Commitment gegenüber denen, die von Rassismus betroffen sind. Es ist Zeit, zu handeln, nicht nur zu reden. Es ist Zeit, als Unternehmen stolz auf Vielfalt zu sein und Menschen mit Migrationshintergrund aktiv in die Teams und in Führungsrollen zu holen. So wird Integration gelebt. Tag für Tag, in jeder Personalentscheidung.

Mit der Hoffnung auf Wandel

Ihr Hans Adu Sarpei

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Hans Adu Sarpei, 48

Der gebürtige Ghanaer kam mit 3 Jahren nach Deutschland. Seine Profi-Fußballer-Karriere begann beim SC Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Weitere Stationen waren der VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen und schließlich FC Schalke 04, mit dem er 2011 den DFB-Pokal gewann. Seit 2000 spielte er zudem in der ghanaischen Nationalmannschaft, u.a. bei der WM 2010.

Heute setzt Hans Sarpei sich aktiv gegen Rassismus ein, trainiert DFB-Jugendmannschaften und ist Sportlicher Direktor bei Eintracht Spandau in der Baller League. Die Baller League besteht aus 12 Teams, die in einem kurzweiligen Indoor-Konzept und auf Basis eines revolutionären Regelwerks gegeneinander antreten. Mit dabei: prominente Creator und Profis als Team-Manager·innen. Und XING als Hauptsponsor.

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Hans Adu Sarpei schreibt über Sport, Gesundheit & Soziales, Internet & Technologie, Marketing & Werbung

Mein Name: Hans Sarpei. Im Ghana geboren, in Deutschland aufgewachsen und auf dem Fußballplatz groß geworden - Rassismus ist für mich kein Modethema, sondern Alltag. Ich will meine Popularität nutzen um ein Bewusstsein für Alltagsrassismus zu schaffen und ein Vorbild für gelebte Integration sein.

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