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Fachkräftemangel ist Ideenmangel. Alleine oder zusammen? Recruiting-Gemeinschaft? Mit wem kooperieren Sie? Beispiele!

Was halten Sie von Recruiting-Gemeinschaft? Kennen Sie Beispiele? Mit wem kooperieren Sie im Recuiting? Warum wird im Einkauf und in F&E kooperiert, aber nicht in der Personalgewinnung? Sind Sie bereit zur Debatte?

2017 fragte ich: "Warum kooperieren nicht längst ALLE Betriebe?" und bin damit in der Top 3 der meistgelesenen XING-Insider-Artikel, 93.208 Views, 514 Likes und 119 Kommentare! Das Thema bewegt! Das ist GUT! Und doch stehen wir weiterhin ganz am Anfang eines möglichen Trends, den wir zusammen schaffen können, wenn Sie wollen.

  • “Weiter so“ ist keine Option!

  • Kleine und mittelständische Unternehmen, die sich im Recruiting nicht neu aufstellen, haben im Arbeitsmarkt das Nachsehen. Mitarbeitergewinnung landet in Umfragen regelmäßig auf Platz 1 der Streßfaktoren im Mittelstand. In einer dynamischen Welt mit mehr kollaborativen Strukturen in der Arbeitswelt und in der Freizeit kann Personalgewinnung nicht wie im letzten Jahrhundert laufen.

  • Zusammen stärker! Kleine und mittelgroße Firmen können im Wettbewerb um Azubis, Fach- und Führungskräfte gegenüber großen Unternehmen bestehen, wenn sie im Recruiting kooperieren. Wenn`s im Einkauf bereits funktioniert, warum nicht im Recruiting?

  • Sharing Economy ist ein Mega-Trend. Sharing-Gemeinschaften im Recruiting profitieren von gemeinsamen Aktionen, der Bündelung finanzieller Ressourcen, vom Know-how-Transfer und der gegenseitigen Empfehlung guter Bewerber.

  • Act local! Standortfaktoren wie Wohnraum, Arbeitsplätze, Kinderbetreuung, Bildungs- und Freizeitangebote werden immer wichtiger. Lokale Partner wie Wirtschaftsförderungen, Banken, Immobilienmakler können ihre Kommune durch gemeinsame Angebote zur Talentgewinnung stärken. In Erfurt wurden ein Haus, die Finanzierung des Hauses, zwei Arbeits- und zwei Kita-Plätze gebündelt angeboten, und "zack" kam eine ganze Familie aus München.

Die Kombination aus demografischem Wandel, einer jahrelang guten konjunkturellen Lage und technologischer Dynamik stellt den Mittelstand im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte vor große Herausforderungen. Doch liegt es wirklich am Fachkräftemangel oder am Ideenmangel?

  1. Die Zahl der Erwerbstätigen ist NICHT der entscheidende Engpass. Es gibt so viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland wie nie zuvor. Ein absoluter Rekord: 45 Millionen Erwerbstätige. Plus fast zwei Millionen Deutsche, die im Ausland arbeiten. Aufgrund der steigenden Zahlen von Erwerebstätigen steigt auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber.

  2. Wissen Sie, wer sich NICHT bei Ihnen bewirbt? Immer die Mehrheit passender Kandidaten. Die Mehrheit kennt mittelständische Unternehmen nicht. Woher auch? UNBEKANNT kann keine Bewerbung bekommen. Unbekannte Firmen bekommen weniger Bewerbungen und die namhaften Konzerne immer mehr.

  3. Nur 0,4 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Konzerne wie AUDI, Bosch und Airbus, deren große Bekanntheit dazu führt, dass sie pro Jahr Bewerbungen im sechsstelligen Bereich bekommen.

Die Konzerne sind sichtbar aufgrund ihrer bekannten Marken. Das bringt immer mehr Bewerber/innen.
Die Konzerne sind sichtbar aufgrund ihrer bekannten Marken. Das bringt immer mehr Bewerber/innen.

Kleine und mittelständische Unternehmen haben sich schon immer zusammengetan, um Probleme zu lösen, die ein Unternehmen alleine schlecht bewältigen konnte. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden Einkaufsgemeinschaften, um über die gemeinschaftliche Beschaffung von Waren im Wettbewerb mit den großen Kaufhäusern und Filialbetrieben bestehen zu können. Der Einkauf als Gruppe ist günstiger als alleine. Für günstigere Preise tun sich Unternehmen zusammen. Verbünde wie EK/servicegroup und Genossenschaften wie EDEKA sind erfolgreiche Einkaufskooperationen.

Gemeinschaft ist in vielfältigen Formen bekannt. Die Zahl der Vereine hat sich in 50 Jahren versiebenfacht auf 580.000. Fast jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in einer von mehr als 600.000 gemeinnützigen Organisationen. 95 Prozent davon sind Vereine, aber auch Stiftungen, Genossenschaften und andere Einrichtungen sind darunter. Und ihre Zahl wächst, wie der Ziviz-Survey 2017 zeigt.

Im Recruiting macht jedes Unternehmen sein eigenes Ding. WARUM? Auf sich gestellt, alleine und gegeneinander. Das ist weder sinnvoll noch effizient. Warum wird hier nicht wie im Einkauf kooperiert?

  • Entwicklungen im Recruiting sind dynamisch. Bewerberinnen und Bewerber erwarten heute einfache Prozesse wie beim Online-Shopping. Es muss schnell gehen und bequem sein im Sinne von 'convenient'. Am besten alles mit 1 Klick!

  • Hundert Bewerbungen an hundert Unternehmen sind nicht mehr zeitgemäß.

  • Kandidaten wollen Transparenz über das Stellenangebot in einer Region, Branche und Berufsgruppe haben. Niemand durchforstet 2.500 Stellenbörsen.

  • Fach- und Führungskräfte haben immer häufiger die umgedrehte Erwartung, dass Unternehmen aktiv auf sie zukommen und sich bewerben. Zu Recht!

Schauen wir uns die Potenziale von Recruiting-Gemeinschaften näher an. Ansatzpunkte für Kooperationen:

  • Sichtbar werden: Gemeinsame Veranstaltungen von Firmen für Menschen in der Region. Was Menschen nicht sehen und erleben, das gibt es für sie nicht.

  • Bündelung der offenen Stellen: Alle Unternehmen und Partner auf einer gemeinsamen Online-Stellenbörsen. Tausende Jobs in einer Region oder Branche auf einen Blick sind natürlich attraktiver für Menschen auf Jobsuche.

  • Einmal für alle bewerben: EIN Bewerberpool für ALLE offenen Stellen einer Branche oder Region steigert den Anreiz, sich zu bewerben. Das passt zu Online-Such-Gewohnheiten und bietet bessere Chancen für ALLE Beteiligten!

  • Empfehlung guter Kandidaten im Firmen-Verbund: Wenn ein Kandidat gut passt, aber auf Platz 2 landet, ist es sehr einfach, dieses Talent in der eigenen Branche und Region zu halten. Sie empfehlen, Ihre Partner freuen sich und die Branche und Region sind gestärkt. Seit 10 Jahren geht das datenschutzrechtlich korrekt!

  • Austausch in Erfahrungsaustausch-Gruppen (ERFA): Geteilt werden Best-Practice-Beispiele der Personalgewinnung. Neue Ideen wie Jobpartys und Maßnahmen wie Recruiting-Videos können in Kooperation entwickelt werden.

  • Sichtbar werden: Gemeinsamer Auftritt auf Karriere- und Fachmessen.

  • Sichtbar werden: Gemeinsames Personalmarketing und Social-Media-Aktivitäten.

  • Daten auswerten: Gemeinsame Analysen des regionalen Bewerbermarktes bringen Klarheit über inhaltliche Schwerpunkte und zeigen Suchmuster von Kandidaten auf. Womit können Sie punkten? Was können Sie verstärken?

  • Gemeinsame Trainings: Zusammen gute Trainer, Coaches und Keynote-Speaker gewinnen.

Eininge Branchen-Kooperation und regionale Recruiting-Gemeinschaften, die mir gut gefallen:

Come together. Seit Jahrtausenden bauen Menschen zusammen Städte und unterrichten Kinder in Schul-Gemeinschaft. Nun sind Sie dran in der Personalgewinnung. Nutzen Sie Netzwerke zur Personalgewinnung. Bauen Sie regionales Wissen auf. Stärken Sie Ihre Branche und Region. Welche Kooperation wünschen Sie sich für Ihre Personalgewinnung? Welche planen Sie? Welches Beispiel inspiriert Sie? Wen wollen Sie für eine Kooperation gewinnen? Wer passt zu Ihnen? Mit wem möchten Sie sich zeigen? Wen sprechen Sie heute aktiv an? Wen treffen Sie demnächst? Mit wem gewinnen Sie zukünftig gemeinsam Mitmenschen, Kollegen, Partner, Mitgestalter?

Dieser Artikel ist natürlich in Kooperation entstanden und ein Gemeinschaftswerk von Jürgen Grenz, Philipp Weber-Diefenbach und mir. Diskutieren Sie mit uns. Wir freuen uns auf Ihr kräftiges Kontra und Ihre beflügelnden Beispiele.

Kommentare

Martin Gaedt schreibt über Provotainment, Leben und Arbeit, cleveres Recruiting, Wirtschaft & Management

Martin Gaedt ist Autor von "4 TAGE WOCHE", "Rock Your Work", "Rock Your Idea" und "Mythos Fachkräftemangel". Er ist Provotainer und hat seit 2014 in 650 Keynotes mehr als 100.000 Gäste begeistert, provoziert und entertaint. Seit 1999 gründet er Unternehmen und stellt 44 Fragen, der Anfang des Neuen.

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