Fancy klingende Jobtitel und die Frage: „Was arbeitest Du eigentlich?“
Geht es nur mir so, dass ich mit vielen Jobtiteln und Positionsbezeichnungen nichts mehr anfangen kann? Oder gibt es tatsächlich ständig neue Tatigkeiten und Karrierelevel, für die Bezeichnungen gefunden werden müssen?
Als ich vor vielen Jahren ins Berufsleben eintrat, konnte ich anhand eines Titels und der Jobbezeichnung erkennen, auf welchem Level welche Aufgabenstellung mein Gegenüber im Unternehmen hatte. Die Jobtitel klangen damals unspektakulär, gaben sie doch lediglich ihrer Funktion entsprechend die Position und die Berufsbezeichnung wieder.
Nach und nach kamen aufgrund der steigenden globalen Vernetzung internationale Jobtitel dazu. Auch neue Berufsbilder brachten bisher unbekannte, meist englischsprachige Bezeichnungen mit. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als plötzlich Recruiter gesucht wurden und passenderweise viele Unternehmen die Personalabteilungen in HR umbenannten.
Ich selbst startete ins Berufsleben mit einem Jobtitel, den wohl die allerwenigsten kennen und der mir eigentlich auch nichts sagte – als „Assistance Mitarbeiterin“ bei einer Versicherung. Noch heute frage ich ab und zu Menschen, was sie denken, welcher Job sich dahinter verbirgt. Und ja, bisher war die richtige Antwort noch nie dabei …
Meine zweite Stelle trat ich bei Hays an als „Manager of Consultant Relations“. Manager-Level hatte diese Aufgabe nicht und leider auch kein Managergehalt. Spaß gemacht hat mir die Suche und Betreuung freiberuflicher Spezialisten dennoch sehr, und eine ungefähre Einordnung der Aufgaben ließ sich immerhin vom Titel und guten Willen ableiten.
Jobtitel wie „Head of“ und „Director“ schinden Eindruck. Doch entscheidend ist, was dahintersteckt.
Ein zur Tätigkeit und der Funktion im Unternehmen passender Jobtitel ist aus meiner Sicht dauerhaft sinnvoller, als durch fancy oder hochgestapelte Titel auffallen und Eindruck erwecken zu wollen. Ein „Director“, der dann doch keine Entscheidungen selber treffen kann und weder über Ressoucen noch Budget verfügt, verwandelt sich vom Löwen schnell zum Bettvorleger.
Spannend ist zudem die Frage: Welchen Einfluss haben Jobbezeichnungen auf die Rekrutierung?!
Als Mensch mit Impostersyndrom würde es mir sicher schwerfallen, mich auf Positionen zu bewerben, die in der Stellenausschreibung nach Kandidaten mit extrem fancy klingenden Titeln suchen. Auch wenn sich hinter den Zeilen sicher ebenfalls die Standards verbergen.
Mir persönlich gefallen Jobanzeigen, die klar und ohne Verschnörkelung Erwartungen und Aufgaben offenlegen. Im öffentlichen Dienst kann man durch die Einstufung der Tätigkeit in Entgelttabellen schnell erkennen, welches Bewerberlevel gesucht wird. Im Privatsektor erschreckt so mancher, wenn es um die Entlohnung der doch so high-level klingenden Positionen geht.
Entscheidender ist in Kunden-, Bewerbungs- und sonstigen Gesprächen am Ende nicht der Titel, den ich habe, sondern was ich kann, wofür ich stehe und welche beruflichen Erfolge ich vorzuweisen habe.
Mit fancy klingenden Titeln oder überzogenen Positionsbezeichnungen erhascht man vielleicht die erste Aufmerksamkeit, aber langfristig bringen sie keinen Benefit – im Gegenteil.
Von welchen lustigsten oder irreführenden Jobbezeichnungen oder Titeln kannst Du berichten?