Feedback ohne Furcht: Warum wir Anonymität (leider) brauchen, um die Arbeitswelt besser zu machen
Die Arbeitgeberbewertungsplattform kununu bleibt ein Safe Space. Denn Anonymität stärkt den Mut zur Wahrheit.
Kennst Du das Konzept der „psychologischen Sicherheit“? Es bezieht sich darauf, wie sicher sich Teammitglieder fühlen, unbequeme Wahrheiten zu kommunizieren, Fehler zuzugeben und Verletzlichkeit zuzulassen. Es ist wichtig, dass sich jedes Mitglied eines Teams in der Lage sieht, seine Ansichten zu teilen, selbst wenn sie kritisch oder im Gegensatz zu den Ansichten anderer stehen.
In einer idealen Welt würde es diese Sicherheit und dieses Vertrauen jederzeit und überall zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden geben. Die ideale Situation für konstruktives Feedback? Ich stelle sie mir so vor: Face to Face, frei von Vorurteilen und mit einer Vielfalt an Stimmen, die alle ernst genommen werden. Beide Seiten sollten konstruktiv ins Gespräch gehen und offen für die Meinungen des anderen sein. Doch die Realität sieht oft anders aus.
Feedback darf nicht zur Falle werden
Wer sich öffentlich kritisch gegen seinen Arbeitgeber äußert oder Missstände und Versäumnisse klar benennt, kann oftmals nicht erwarten, dass dieses Feedback für Verbesserungen genutzt wird. Im Gegenteil. Denn das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen ist von Natur aus asymmetrisch und von Macht geprägt: Viele Beschäftigte fürchten persönliche Nachteile, wenn sie ehrliches Feedback geben.
Deshalb ist Anonymität ein hohes Gut für Arbeitnehmende. Sie fungiert als Schutzmechanismus für jene, die ihre Meinung ausdrücken möchten, ohne Angst vor Sanktionen. Über die Hälfte der Bewertungen bei kununu stammen von User:innen, die zum Zeitpunkt der Bewertung in dem Unternehmen gearbeitet haben. Ihre Anonymität ermöglicht vertrauenswürdige Einblicke in verschiedene Arbeitsumgebungen.
Umgekehrt verhindert Anonymität, dass sich Menschen aus Gruppenzwang dazu gedrängt fühlen, sich positiv über ihr Unternehmen zu äußern. Und sie verhindert, dass Beschäftigte überschwängliches Lob verteilen, um sich bei der Führungsetage beliebt zu machen. Trotzdem stellt ein Großteil der Bewertungen auf kununu den Arbeitgebern ein durchaus gutes Zeugnis aus: Der durchschnittliche Score liegt bei 3.6 von 5 Sternen, also eher positiv.
Fake-Feedback und beschönigte Bewertungen helfen niemandem. Für Arbeitgeber bilden sie keine solide Grundlage für Entscheidungen und Verbesserungen im eigenen Unternehmen. Und Arbeitnehmer:innen haben es schwer, sich für oder gegen ein Unternehmen zu entscheiden, das zu ihnen passt.
Die älteren Generationen werden sich noch gut daran erinnern: Neuer Job, erster Tag und außer den paar Infos, die man im Bewerbungsgespräch herausbekommen hat, keine Ahnung, was einen erwartet. Es war die berühmte Katze im Sack. Diese Zeiten sind vorbei.
Wer einen Jobwechsel oder -einstieg plant, muss diese Ungewissheit nicht mehr aushalten. Vor allem die Gen Z ist völlig anders sozialisiert: Diese Generation legt auf Arbeitgeber-Bewertungen mehr wert als alle anderen Altersgruppen, so das Ergebnis der aktuellen Wechselbereitschaftsstudie von forsa im Auftrag von XING.
Wichtig zu unterscheiden: „Anonym“ bedeutet nicht „fake“
Deshalb möchte ich betonen: kununu ist ein Safe Space. Wir schaffen einen sicheren Raum für ehrliches und authentisches Feedback, dem man vertrauen kann. Für uns ist es wichtig, dass Arbeitgeberbewertungen wahrheitsgemäß sind. Und das prüfen wir auf beiden Seiten.
Anonymität ist kein Freifahrtschein für verbale Entgleisungen oder für unwahre Behauptungen. Die freie Meinungsäußerung wird von kununu selbstverständlich respektiert. Die Entscheidung darüber, ob es sich um Meinungsäußerung oder Schmähkritik handelt, treffen wir nicht auf Basis eigener Kriterien. Wir orientieren uns klar an der geltenden Rechtsprechung und deren Leitlinien zur Einordnung in zulässige und unzulässige Inhalte.
Zweifelt ein Arbeitgeber die Echtheit einer Bewertung an, kann er einen Nachweis von kununu fordern. Doch nicht auf Kosten der Anonymität. Wir haben intern strenge Prüfabläufe. Jede einzelne Aussage wird objektiv untersucht. Die Entscheidung, die unsere geschulten und erfahrenen Mitarbeiter:innen nach bestem Wissen und Gewissen jeden Tag treffen, hängt dabei vom jeweiligen Einzelfall sowie dem Kontext der beanstandeten Passage ab.
Deshalb: Kommt es zu einem Nachweis, schwärzt kununu alle sensiblen Hinweise, die Rückschlüsse auf die die Identität der User:innen geben könnten. Dabei halten wir uns an die geltende Rechtsprechung der höchsten Rechtsprechungsinstanz in Deutschland: des Bundesgerichtshofs.
Wir werden also weiterhin die Identität unserer Nutzer:innen schützen und sehen uns aufgrund der Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamburg (mehr dazu hier) nicht dazu verpflichtet, die Klarnamen unserer Nutzer herauszugeben.
Echtheit beweisen? Unbedingt. Anonymität aufgeben? Eindeutig nein!