Finden statt suchen: So findest du deinen neuen Job mit Leichtigkeit
Du bist es leid, dich täglich durch die immergleichen Stellenanzeigen zu quälen? Mit diesen sechs Tipps kann die Jobsuche sogar Freude machen.
Viele Bewerberinnen und Bewerber scrollen sich täglich durch die großen Jobbörsen und werden erschlagen vom Angebot an neuen und immer wiederkehrenden Stellen, die doch alle irgendwie gleich klingen und nie so richtig zu passen scheinen.
Von Suchagenten werden über Nacht die neuesten Anzeigen ins Mail-Postfach gespült, doch am Ende des Tages bleibt das dumpfe Gefühl, nicht so richtig vorwärts gekommen zu sein.
Mein Tipp: Mache aus deiner Stellensuche ein Projekt. Höre auf, täglich im Dickicht der Stelleninserate zu stochern, sondern gehe zielgerichtet und planvoll vor. Hier sind meine sechs Tipps, wie du die wirklich für dich interessanten Stellen finden und deine Motivation in der Bewerbungsphase hoch halten kannst:
1. Finde die richtigen Suchbegriffe
Gezielt suchen gelingt nur, wenn du selbst einigermaßen genau weißt, wonach. Was sind passende Begriffe für Positionen, die du in Suchmaschinen eingeben kannst? Denke hierbei auch quer. Wie könnte deine Zielposition in anderen Unternehmen noch genannt werden? Oft ist in den Stellenbörsen auch eine Suche der Position auf Deutsch und auch Englisch nützlich. Variiere ebenso nach Bereichen/Abteilungen und Aufgaben/Positionen.
Ein Beispiel: Unternehmensentwicklung, Business Development, Corporate Development, Business Analyst, Strategieentwicklung, Strategy, Inhouse Consulting, Consultant, Market Development, ...
Auch wenn es Unterschiede in den Schwerpunkten geben wird, erfordern diese Stellen bzw. Arbeitsbereiche alle ein ähnliches Kompetenzprofil. Eine Möglichkeit, auf Ideen für Suchbegriffe zu kommen, ist in der erweiterten XING-Suche im Feld „Fähigkeiten & Kompetenzen“ deine Kernkompetenzen einzutragen und dir anzusehen, in welchen Positionen die so gefundenen Personen heute arbeiten.
2. Finde die zu dir passenden Arbeitgeber
Die klassische Suche nach Positionen ist für alle Jobwechslerinnen und Bewerber naheliegend. So ist jede Jobbörse aufgebaut. Doch was macht deinen Wunsch-Arbeitgeber aus? Ein Bewerber sagte mir neulich, dass er nicht mehr in einem Großkonzern arbeiten wolle. Auf meine Frage, wieviele Bewerbungen er bisher an Konzerne geschickt habe, wurde es ihm bewusst: Es waren sehr viele darunter.
Schreibe auf, was genau deinen Wunsch-Arbeitgeber ausmacht: Die passende Unternehmensgröße, die für dich spannenden Branchen, Produkte oder Dienstleistungen, etabliertes Unternehmen oder Start-up, international oder mehr national, die Region oder der Ort, deine Erwartungen an ein Team und eine Führungskraft. Je klarer du dir selbst bist, umso gezielter kannst du im Anschluss suchen.
Spezialisten suchen Stellen, Generalisten finden Arbeitgeber.Bernd Slaghuis | Karriere-Coach
Manche Stellen werden heute gar nicht mehr in Jobbörsen ausgeschrieben, sondern nur auf den Karriereseiten der Arbeitgeber veröffentlicht. Recherchiere für dich interessante potenzielle Arbeitgeber - zum Beispiel regional oder nach Branchen - und sieh dir auf den Karriereseiten an, welche Stellen dort aktuell zu besetzen sind. Vielleicht macht auch eine Initiativbewerbung Sinn, wenn du keine passende Stelle findest. Hier solltest du einem Recruiter jedoch zumindest eine grobe Idee geben, in welchem Bereich du dich im Unternehmen siehst.
3. Finde die für dich interessantesten Jobbörsen
Hast du eine Vorstellung davon, wie viele verschiedene Jobbörsen es gibt? Es sind knapp 1.300. Wir alle kennen ein paar große oder regional bekannte Portale, doch die Welt der Jobbörsen ist riesig! Ob die Spezial-Jobbörse für die HiFi-Branche, das Portal für Bauingenieure oder die Job-Suchmaschine für Stellen in Non-Profit-Organisationen.
In diesem Blogbeitrag habe ich inzwischen über 100 Jobbörsen gesammelt, doch investiere am besten selbst ein paar Stunden in Google und sieh dich im Dschungel der Jobbörsen genauer um. Nach Ziel-Regionen, Branchen oder auf Basis deiner Ausbildung. Du wirst viele kleine Portale finden, in denen die Dichte der für dich interessanten Stellen höher ist als in den Massen-Portalen. Manche Positionen wirst du jedoch auch nur in den großen Jobbörsen finden.
Ich empfehle für die Suche einen gezielten Mix aus großen, regionalen sowie spezialisierten Jobbörsen, um sowohl breit als auch tief, jedoch nicht einseitig den Markt an Stellenangeboten zu sichten.
4. Finde alternative Bewerbungswege
Wer sagt, dass du deinen nächsten Job nur über die klassische Stellensuche in Jobbörsen findest? Nimm dir die Zeit, über andere Bewerbungsstrategien und -wege nachzudenken.
Ob Job- und Karrieremessen, auf denen du direkt mit Arbeitgebern in Kontakt kommen kannst oder Gespräche mit Freunden, (Ex-)Kollegen oder der Familie, die mit dir Augen und Ohren offen halten können oder der gezielte Kontakt zu dir heute noch unbekannten Menschen, deren Position, Erfahrungen oder Einfluss für dich von Bedeutung sein könnten.
Per Netzwerk zum Job ist längst kein Geheimtipp mehr. Doch die meisten Bewerber sind auch hierbei nicht zielgerichtet und konsequent unterwegs. Baue solche Überlegungen systematisch in deinen Bewerbungsprozess ein und erlaube dir, auch hierfür Zeit zu investieren. Wie, das erfährst du weiter unten bei Punkt 6.
Einer meiner Klienten fand letztes Jahr seinen neuen Arbeitgeber auf dem Parkplatz eines Baumarktes. Er war privat dort, sah einen parkenden Lieferwagen mit einer für ihn unbekannten Firmenaufschrift, machte sich ein Foto und recherchierte zuhause weiter. Auf der Website entdeckte er eine für ihn spannende Stelle ... und unterschrieb nach zwei Gesprächen seinen neuen Arbeitsvertrag.
Ich sage in den Coachings mit Bewerberinnen und Bewerbern immer "Gehe mit offenen Augen durch die Welt. Welche Firmen, Produkte und Menschen begegnen dir im Alltag?" Dieser bewusste Fokus hat oft eine erstaunliche Wirkung. Probier's mal aus!
5. Überprüfe regelmäßig deine Suchstrategie
Ich stelle fest, dass sich viele Bewerber bei der Stellensuche im Laufe der Zeit immer weiter nach unten orientieren, also ihren Blick auf solche Jobs lenken, die eigentlich unter ihrem Niveau sind. Sie sind nach vielen Absagen so sehr frustriert, dass sie es einfach mit niedrigeren Stellen versuchen, um ganz sicher zum Gespräch eingeladen zu werden.
Eine falsche und nicht zielführende Strategie. Denn aus Sicht der Arbeitgeber erscheinen solche Bewerber objektiv als überqualifiziert – und erhalten umso mehr Absagen.
Wenn auch du bemerkst, dass du mit deiner Bewerbung nicht punktest, dann arbeite nicht nur an mehr Klarheit in Lebenslauf und Anschreiben, sondern überprüfe und ggf. verändere auch einmal bewusst deine Blickrichtung bei der Suche.
Ein regelmäßiges Update einmal im Monat mit dem Blick aus der Vogelperspektive zeigt dir, ob du bei der Stellensuche noch richtig unterwegs bist oder ob es Zeit wird, die Suchkriterien und auch deine Haltung zu dir selbst neu zu adjustieren.
6. Projekt Jobsuche: Mache jeden Tag etwas ander(e)s
Für jede etwas kompliziertere Aufgabe wird heute in Unternehmen ein Projekt aus dem Boden gestampft. Du kennen das, oder? Warum machst du nicht auch deine Stellensuche und Bewerbung zu deinem eigenen Projekt?
Schluss mit täglichem Scrollen durch die immer gleichen Jobbörsen. Nimm dir vor, jeden Tag bewusst etwas anderes zu tun und erstelle dir deinen individuellen Plan - vielleicht so:
Mache den nächsten Montag zum XING Jobsuche-Tag und suche gezielt nur dort. Dienstag könnte dein Hamburg-Tag sein, wenn du regional suchst. Recherchiere alle infrage kommenden Arbeitgeber in Hamburg und schaue dich auf deren Webseiten um. Mittwoch könnte ein Non-Profit-Organisationen-Tag sein, sofern solche Arbeitgeber für dich interessant sind. Donnerstag könnte der Anschreiben-Tag sein, an dem du dein Bewerbungsschreiben gezielt optimierst. Freitag könnte dein Social-Media-Tag sein, an dem du deine Netzwerke sichtest und interessante Kontakte reaktivierst.
Dies sind natürlich nur Beispiele. Du hast sicher auch noch viele andere Ideen, was du wann tun kannst, um deinem neuen Job jeden Tag mit Plan ein Stück näher zu kommen.
Vielleicht kommen auch Vorstellungsgespräche dazwischen oder spontane Aktionen, die wichtiger als dein Plan sind. Dann passe deinen Projektplan einfach an. Finde deinen eigenen Weg, der für dich sinnvoll ist, um planvoll im Projekt Stellensuche vorzugehen.
Viele Bewerber sind damit nicht nur schneller erfolgreich, sondern sie berichten mir, dass es so weniger frustrierend und langweilig ist. Und die eigene Motivation steigt, dabei zu bleiben. Denn schließlich kannst du am Ende des Tages Erfolge messen und einen Haken an deine Tagesaufgabe setzen.
Finden statt suchen. Deine Haltung entscheidet.
Wie so oft in meinen Beiträgen ist auch bei der Stellensuche für mich die eigene Haltung als Bewerberin oder Bewerber der entscheidende Schlüssel zum Erfolg.
Bist du ziellos, frustriert und gelangweilt unterwegs oder bist du zielgerichtet, neugierig, selbstbewusst und offen für Neues?
Hast du richtig Lust, die Stellen zu finden, die deinen persönlichen Stärken, Werten und Zielen gerecht werden? Und den Arbeitgeber, der dich als Mensch wirklich wertschätzt und bei dem du in den nächsten Jahren glücklich, gesund und motiviert deinen Weg gehen kannst?
Dann …
Suche nicht, was du findest, sondern finde, was du suchst.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung meiner Impulse und eine spannende Jobsuche, sofern auch du dich aktuell oder in nächster Zeit nach einem neuen Arbeitgeber umschaust.
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Hast du Lust auf mehr Tipps rund um Jobsuche & Bewerbung, dann folge mir hier als XING Insider oder schau dich auf meinem Karriere-Blog sowie in meiner SPIEGEL-Kolumne um. Alle Informationen zu meinem Coaching-Angebot findest Du hier.
Was sind deine Erfahrungen bei der Jobsuche? Wo und wie hast du deinen letzten Job gefunden? Teile deine Erfahrungen gerne hier in den Kommentaren ✍️