Fünf ungewöhnliche Jobs, in denen Sie verbeamtet werden können – und was Sie dafür tun müssen
Auch abseits von Polizei und Verwaltung gibt es Jobs im öffentlichen Dienst, in denen Beschäftigte verbeamtet werden können. Eine Übersicht über fünf Berufe und ihre Gehälter. Ein Artikel aus dem Handelsblatt.
Jobs im öffentlichen Dienst sind für viele Beschäftigte attraktiv, gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Die Gehaltsstrukturen sind transparent, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nahezu unkündbar. Vor allem der Beamtenstatus lockt mit Verlässlichkeit und sicheren Bezügen im Alter.
Auch abseits bekannter Jobs wie Polizei, Lehramt und Gericht gibt es Jobprofile, in denen ein Beamtenstatus möglich ist. Ein Überblick über fünf ungewöhnliche Beamtenberufe, ihre Gehälter und die Frage, ob und wie ein Quereinstieg möglich ist.
Wein verkosten im Staatsauftrag? Diesen Beamtenjob gibt es tatsächlich. 50 Weinkontrolleure arbeiten in Deutschland, 23 davon allein in Rheinland-Pfalz, dem größten weinbaubetreibenden Bundesland Deutschlands.
In Deutschland ist jedes Bundesland dazu verpflichtet, einen Weinkontrolleur zu benennen – auch, wenn es selbst kein Erzeugerland ist. Das rührt daher, dass die durchgeführten Kontrollen der Weinsachverständigen nicht nur bei Weinen aus einer bestimmten Region, sondern auch bei Importweinen durchgeführt werden.
Einer der Weinkontrolleure ist Carsten Wipfler. Er stammt aus dem Badischen, aus einer Familie mit Winzertradition. Wipfler absolvierte ein Studium in Weinbau und Önologie an der Hochschule Geisenheim – eine von acht Hochschulen in Deutschland, an denen man zu Wein studieren kann. 2003 fing Wipfler als Weinkontrolleur im gehobenen Dienst an, heute arbeitet er beim Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz.
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Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringen Weinkontrolleure wie Wipfler im Außendienst. Sie begutachten Produktionsstätten und Anbauflächen. Einmal wöchentlich prüfen sie 25 Weine auf ihre Qualität. Statt Kerzenschein und Käsewürfel gibt es bei der amtlichen Qualitätsweinkontrolle jedoch nur kaltweißes Licht und Spuckschalen. Erst wenn die Mehrheit der Tester einen Wein beanstandet hat, gilt er als durchgefallen.
Der typische Verdienst eines verbeamteten Weinkontrolleurs liegt je nach Erfahrung in den Besoldungsgruppen A10 bis A13, also zwischen 40.000 und 80.000 Euro brutto im Jahr. Manche Bundesländer, wie Hessen, ermöglichen sogar einen Karrieresprung in den höheren Dienst. Hierfür ist allerdings ein abgeschlossenes Masterstudium im Fachbereich vorausgesetzt.
FÖRSTER/-IN
Försterinnen und Förster bewirtschaften im gehobenen Dienst den Wald, organisieren bauliche Maßnahmen, arbeiten mit Forstunternehmen und Baumschulen zusammen.
„Der Beruf ist ausgesprochen vielseitig und wird sowohl im Büro als auch im Wald ausgeübt“, erklärt Malin Schneider-Pluppins, Sprecherin von Wald und Holz NRW.
Im höheren Forstdienst kümmern sich die Förster vorwiegend um die Planung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der deutschen Wälder, also die Holzernte, den Holzverkauf oder die Leitung des Jagdbetriebs.
„Der Weg in den Beruf der Försterin oder des Försters führt über ein Studium der Forstwirtschaft oder der Forstwissenschaft an einer Fachhochschule oder Universität“, sagt Schneider-Pluppins. Nach dem Studium folgt dann beispielsweise in NRW der Vorbereitungsdienst auf die Beamtenlaufbahn. In den gehobenen Dienst steigen Förster nach einer Anwärterzeit von zwölf Monaten im Anschluss an das Bachelorstudium ein. Für den höheren Dienst ist ein Masterstudium und ein Referendariat nötig.
Dementsprechend unterschiedlich sind die Verdienstmöglichkeiten: Försterinnen und Förster im gehobenen Dienst übernehmen in der Regel eine Revierleitung. Sie gehören zu den Besoldungsgruppen A9 bis A13. In der Besoldungsklasse A11 liegt das Bruttogehalt bei 51.000 Euro im Jahr.
Im höheren Dienst leiten die Förster meist Forstämter oder Forstbetriebe. Sie gehören zu den Besoldungsgruppen A13 bis A 16. In der Besoldungsklasse A14 liegt das Bruttogehalt bei etwa 69.000 Euro im Jahr, abhängig von der Erfahrungsstufe.
Im gehobenen Forstdienst plant Wald und Holz NRW jährlich eine Übernahme von 15 bis 20 Forstinspektoranwärtern. „Durch den Generationenwechsel sind die Stellenaussichten im gehobenen Dienst noch einige Jahre (bis ca. 2030) sehr gut“, sagt Schneider-Pluppins. „Im höheren Dienst geht der hohe Bedarf schon leicht zurück.“
OFFIZIER/-IN IM GEOINFORMATIONSDIENST
Auch bei der Bundeswehr gibt es spezialisierte Aufgabenbereiche, in denen verbeamtet wird. Einer davon ist der Geoinformationsdienst. Er sammelt für die Einsätze der Bundeswehr im In- und Ausland Informationen zur Biologie und Ökologie, Vermessung, Geografie und Meteorologie und Ozeanografie.
„Beispiele hierfür sind Wetterberatung für alle luft- oder seefahrenden Besatzungen in der Bundeswehr, Vermessung, Brunnenbohrungen, Befahrbarkeitsanalysen von Gelände, Flugunfalluntersuchungen, Meeresbiologie oder Forschung“, erklärt ein Bundeswehrsprecher.
Im Zentrum für Geoinformationsdienste der Bundeswehr im rheinischen Euskirchen sind 1000 Mitarbeitende beschäftigt. Weitere 700 Beschäftigte sind auf 80 Standorte im Bundesgebiet verteilt.
Als Offizieranwärter im Geoinformationsdienst absolviert man ein dreijähriges Studium an der Berliner Hochschule für Technik im Fachbereich Geoinformation oder an der Freien Universität Berlin im Fachbereich Meteorologie.
„Darüber hinaus haben Sie jederzeit die Möglichkeit, mit einem bereits vorhandenen abgeschlossenen geowissenschaftlichen Studium als Offizierin bzw. als Offizier direkt eingestellt werden zu können“, heißt es von der Bundeswehr. Als Offiziersanwärter verdient man netto rund 2300 Euro.
Je nach Familienstand und Position steigt der Verdienst über die Jahre deutlich. So verdient ein 30-jähriger Major ohne Kinder bereits 3800 Euro netto, ein Oberstleutnant ohne Kinder rund 4300 Euro netto und ein Oberstleutnant mit Kindern stolze 4900 Euro im Monat – ebenfalls netto.
MILITÄRMUSIKDIENST
Die meisten Deutschen kennen ihn vom „Großen Zapfenstreich“ bei der Verabschiedung von hochrangigen Politikern, wie scheidenden Bundespräsidenten: den Militärmusikdienst der Bundeswehr. Als Musikerin oder Musiker verbeamtet zu sein, ist neben dem Lehramt wohl nur in Deutschland möglich. 14 Musikkorps und eine Big Band gibt es im Militärmusikdienst, die knapp 1000 Musiksoldatinnen und -soldaten absolvieren laut Bundeswehr etwa 2000 Auftritte im Jahr.
Sie gestalten Gelöbnisse, Kommandowechsel oder begleiten Besuche von ausländischen Staatspräsidenten oder Regierungschefs, repräsentieren bei Großveranstaltungen und geben Wohltätigkeits- und Kammerkonzerte. „Insgesamt ist es ein Musikerberuf von ‚Appellplatz bis Konzertsaal‘“, sagt Sprecher Juergen Albrecht.
Die Musiker sind meist an einer Musikhochschule ausgebildet, seit 1976 gibt es an der Düsseldorfer „Robert Schumann Hochschule“ eine fünfjährige Ausbildung zum Militärmusiker. „Der entscheidende Vorteil hierbei: Man hat von Anfang an eine garantierte Orchesterstelle und ein volles Gehalt schon während des Studiums. Dies gilt auch für die angehenden Kapellmeister in der Offizierslaufbahn“, sagt Albrecht. Aber auch Quereinsteiger seien willkommen.
Das Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr ist in Hilden, die Big Band in Euskirchen stationiert. Als vorgesetzte Dienststelle fungiert das Zentrum Militärmusik in Bonn. Als Orchestermusiker in der Laufbahn der Feldwebel wird nach Besoldungsgruppe A7 bis A9 vergütet, in der Offizierslaufbahn (als Kapellmeister oder Dirigent) von A 11 bis A 14. „Im Vergleich zur Musikszene ist man hier sehr gut versorgt und hat einen krisensicheren, fest geplanten Posten“, sagt Albrecht.
SCHIFFFÜHRER/-IN
Kapitän zur See – ein Traumberuf für viele Menschen. Vier Mehrzweckschiffe sind im Auftrag des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSV) auf Nord- und Ostsee unterwegs. Sie zu steuern, ist die Aufgabe verbeamteter Kapitäne wie Nils Qualmann.
Zu den täglichen Aufgaben der Mehrzweckschiffe gehören die Unterhaltung der Schifffahrtszeichen, etwa die Wartung der Tonnen, oder die Kontrolle des Schiffverkehrs und die Einhaltung von Verkehrsregeln. Qualmanns Schiff, die Schärhorn, ist in der Ostsee für die Versorgung des Kieler Leuchtturms zuständig.
Im Notfall werden die Schiffe zur Bergung von havarierten Schiffen und Seeleuten eingesetzt. Dafür steht sogar ein eigener Sanitätsraum zur Verfügung. Ein weiteres Spezialgebiet der Mehrzweckschiffe ist die Aufnahme von Schadstoffen wie Schiffsdiesel oder Chemikalien. Als Kapitän muss Qualmann auf die ständig wechselnden Herausforderungen reagieren und die Schärhorn mit Ruhe und Umsicht durch die Ostsee manövrieren.
Qualmann hat eine klassische Kapitänslaufbahn hinter sich. Er studierte Nautik an der Fachhochschule Flensburg und sammelte anschließend Seemeilen an Bord großer Autofrachter und Kreuzfahrtschiffe. Als es 2014 bei Qualmann um die Familienplanung ging, suchte er nach einem Job, bei dem er regelmäßiger zu Hause sein kann. Als Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes mit mehrwöchigen Fahrten auf See ist das nicht selbstverständlich. Ende 2014 heuerte Qualmann deswegen beim WSV Ostsee an.
Nach einer weiteren kurzen Ausbildung zum Nautiker vom Dienst wurde er nach einjähriger Anwärterzeit verbeamtet.
Als Schiffsführer im gehobenen Dienst werden die Kapitäne wie Qualmann üblicherweise in die Besoldungsgruppen A11 oder A12 eingruppiert, was einem Grundgehalt zwischen 49.000 bis 70.000 Euro brutto im Jahr entspricht.
Zweimal im Monat stechen Qualmann und seine 13-köpfige Besatzung für jeweils eine Woche gemeinsam in See. Den Rest des Monats verbringt der Kapitän mit Lehrgängen und Bereitschaftsdiensten, falls einer seiner Kapitänskollegen mal krankheitsbedingt ausfällt.
Dieser Artikel ist ursprünglich beim Handelsblatt erschienen, das wie die WirtschaftsWoche zur Handelsblatt Media Group gehört.
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