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Bei der Berechnung des neuen Wunschgehalts muss die Inflation natürlich berücksichtigt werden. - Getty Images

Gehaltsanpassung: Inflation in der Gehaltsverhandlung berücksichtigen

Lange Zeit bewegte sich die Inflation auf einem Rekordtief – jetzt steigt sie wieder stetig und Experten gehen von einer langfristigen Entwicklung aus. Somit wird sie für Deine Gehaltsverhandlung immer wichtiger, denn Du musst regelmäßig eine Gehaltsanpassung aufgrund der Inflation aushandeln. Aber wie?

In den vergangenen Monaten bewegte sich die Inflationsrate in Deutschland zwischen etwa sieben und acht Prozent. Genau so sehen auch die längerfristigen Prognosen aus. Das bedeutet: Wenn Du nicht in regelmäßigen Abständen eine Gehaltserhöhung um denselben Prozentsatz erhältst, kannst Du Dir von Deinem Gehalt weniger leisten als gewohnt. Das würde durch den Kaufkraftverlust einer Gehaltskürzung gleichkommen. Eine regelmäßige Gehaltsanpassung ist bei hoher Inflation daher üblich, allerdings kein Selbstläufer. Sofern für Dich keine vertragliche Regelung greift, die Gehaltserhöhungen in gewissen Abständen vorschreibt, beispielsweise durch einen Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung, musst Du selbst aktiv werden und in die Gehaltsverhandlung gehen. Und selbst in diesen Fällen können sich zusätzliche Verhandlungen lohnen, um eben nicht nur einen Inflationsausgleich zu erhalten, sondern eine tatsächliche Gehaltserhöhung.

Inflationsausgleich oder Gehaltserhöhung?

Mit dem Inflationsausgleich ist ein wichtiges Stichwort gefallen. Eine Lohnerhöhung kann nämlich nur dann als solche bezeichnet werden, wenn sie die Inflationsrate übersteigt und Du somit tatsächlich mehr Geld zur Verfügung hast. Aufgrund der niedrigen Inflation war dies in den vergangenen Jahren schnell der Fall, dennoch wird gemeinhin erst ab etwa fünf Prozent mehr von einer Gehaltserhöhung gesprochen. Darunter handelt es sich um einen reinen Inflationsausgleich. Ist der Inflationswert sogar höher, kann auch diese Zahl weiter steigen. Es ist deshalb wichtig, die aktuelle Inflationsrate zu kennen – sowie die längerfristigen Prognosen – und diese bei Deiner Gehaltsverhandlung zu berücksichtigen.

Das bedeutet, dass Du den Inflationsausgleich zuzüglich (!) einer Gehaltserhöhung einfordern musst, um die gewünschten Gehaltssteigerungen zu erreichen. Das klingt in der Theorie einfacher als es in der Praxis ist, denn Gehaltserhöhungen über zehn Prozent sind ohne größeren Karrieresprung normalerweise unüblich. Somit bleibt bei einer hohen Inflationsrate weniger Spielraum für tatsächliche Lohnsteigerungen und es wird umso wichtiger, diese regelmäßig einzufordern. Etwa einmal pro Jahr lohnt sich bei hoher Inflation daher die Gehaltsverhandlung, spätestens aber nach zwei Jahren kannst und solltest Du mit den richtigen Argumenten mehr Geld fordern.

Gehaltserhöhung wegen Inflation – ein Argument?

Für Dich ist die Inflation also ein wichtiger und ausreichender Grund, um eine Gehaltsverhandlung für einen Inflationsausgleich zu führen. Das ist auch dem Arbeitgeber bewusst, dennoch ist die Inflation alleine kein ausreichendes Argument, um Dir ein höheres Gehalt zu gewähren. Du brauchst stattdessen eine andere Argumentationsgrundlage, um eine Gehaltserhöhung über der Inflationsrate zu erreichen. Das bedeutet, dass Du mit denselben Argumenten in die Gehaltsverhandlung wegen der Inflation gehst wie in jede andere Lohnverhandlung auch. Dazu gehören zum Beispiel:

  • messbare Leistungen beziehungsweise Erfolge

  • Lob durch Vorgesetzte oder Kunden

  • Karrieresprünge wie eine Beförderung

  • neue Tätigkeits- oder Verantwortungsbereiche

  • fachliche oder persönliche Weiterentwicklung

  • lange Betriebszugehörigkeit

  • konkrete Einsparungen für das Unternehmen

Damit ist die Liste an möglichen Argumenten noch lange nicht zu Ende. Es gilt also auf den Punkt zu bringen, weshalb Du auf einer objektiven Ebene mehr Geld verdienen solltest – und die Inflation bei Deinem neuen Gehaltswunsch zu berücksichtigen.

Einmalzahlung statt Gehaltsanpassung wegen Inflation

Die Inflation ist somit kein alleiniges Argument, sie kann aber bei solch hohen Inflationswerten wie aktuell durchaus Deine Verhandlungsgrundlage stärken oder Dir dabei helfen, eine höhere Gehaltsanpassung auszuhandeln als üblich. Du kannst daher in der Gehaltsverhandlung kurz darlegen, inwiefern sich Deine Lebenshaltungskosten durch die Inflationsrate verteuert haben. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass der Arbeitgeber der Gehaltserhöhung wegen der Inflationsrate zustimmt. Eine Alternative kann dann die Einigung auf eine Einmalzahlung als Inflationsausgleich sein, eventuell zusätzlich zu einer geringeren Gehaltsanpassung als von Dir erwünscht. Dann ist es aber wichtig, steuerliche Belange zu berücksichtigen, damit sich die Einmalzahlung überhaupt lohnt.

Alternativ oder zusätzlich können auch Benefits als Kompromiss dienen, um Dein Gehalt indirekt zu steigern, ohne dass der Arbeitgeber nennenswerte Mehrausgaben hat. Mit ein bisschen Verhandlungsgeschick, überzeugenden Vorschlägen sowie den richtigen Argumenten kannst Du also mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest einen Inflationsausgleich verhandeln – besser noch eine tatsächliche Gehaltserhöhung.

Hast Du ein Recht auf eine Gehaltsanpassung wegen Inflation?

Der einfachste Weg zur Gehaltserhöhung wäre jener, jährlich einen Inflationsausgleich zu erhalten, sozusagen vollautomatisch. Ein Recht auf eine Gehaltsanpassung wegen der Inflation gibt es allerdings nicht. In einigen Fällen schreiten jedoch die Gewerkschaften ein und fordern für die Beschäftigten mehr Lohn ein. Es kann daher in Ausnahmefällen passieren, dass Du durch einen Tarifvertrag oder ähnliche Regelungen automatisch einen Inflationsausgleich erhältst. Prüfe deshalb, ob solche Verträge für Dich gelten. In den allermeisten Fällen musst Du aber, wie bereits erwähnt, selbst aktiv werden und ein Gehaltsgespräch wegen der Inflation führen – sowie für die gewünschte Gehaltserhöhung.

Gehaltserhöhung bei hoher Inflation richtig berechnen

Auch eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht, wenn Du in eine Gehaltsverhandlung gehst. Vorbereitung ist deshalb das A und O, um Dir die richtigen Argumente zurechtzulegen und um einen realistischen Gehaltswunsch zu entwickeln. Bei der Berechnung des neuen Wunschgehalts muss die Inflation natürlich berücksichtigt werden. Wie also gehst Du dabei vor?

• Datum der letzten Gehaltserhöhung prüfen.

Als Ausgangswert für Deine Gehaltsverhandlung dient nicht nur die Höhe des aktuellen Gehalts, sondern auch das Datum, seit wann Du dieses erhältst. Seitdem haben sich die Lebenshaltungskosten schließlich verteuert. Um die Inflation auszugleichen, müsstest Du Dir von Deinem aktuellen Gehalt genauso viel leisten können wie damals, direkt nach der Lohnerhöhung. Bei den aktuellen Inflationswerten ist das äußerst unwahrscheinlich.

• Aktuelle Inflationsrate recherchieren.

Im zweiten Schritt bringst Du daher in Erfahrung, wie hoch die aktuelle Inflationsrate ist beziehungsweise längerfristig sein wird. Daraufhin kannst Du berechnen, wie viel mehr pro Jahr Du verdienen müsstest, um dieselbe Kaufkraft zu behalten – sozusagen noch ohne tatsächliche Gehaltssteigerung. Je länger die letzte Gehaltserhöhung zurückliegt, desto höher muss Deine Forderung sein. Genau deshalb ist es so wichtig, regelmäßig eine Gehaltsanpassung auszuhandeln, vor allem bei hoher Inflation; ansonsten wird Deine Forderung irgendwann unrealistisch hoch. Übrigens: Wer nicht gerne selbst rechnet, findet mittlerweile im Internet praktische Inflationsrechner, die bei der Berechnung Deiner Gehaltsforderung helfen können.

• Reinen Inflationsausgleich berechnen.

Möchtest Du den Inflationsausgleich selbst berechnen, ermittelst Du den aktuellen Inflationswert in Prozent von Deinem Nettogehalt. Verdienst Du beispielsweise 50.000 Euro netto pro Jahr und die Inflationsrate beträgt acht Prozent, müsstest Du

(8/100) x 50.000 Euro = 4.000 Euro

netto mehr verdienen, um einen reinen Inflationsausgleich zu erhalten. Eine Rechnung, die Du jedes Jahr aufs Neue anstellen musst, schließlich bedeutet die Inflation keinen eimaligen, sondern einen anhaltenden Kaufkraftverlust. Genau deshalb ist es so wichtig, das Datum Deiner letzten Gehaltserhöhung im Blick zu behalten und regelmäßig eine Gehaltsanpassung wegen der Inflation zu fordern.

• Zusätzliche Gehaltserhöhung definieren.

Du weißt nun, wie hoch eine reine Gehaltsanpassung an die Inflation in Deinem individuellen Fall sein müsste. Nun rechnest Du die gewünschte Gehaltserhöhung hinzu. In der Regel bewegt sie sich zwischen drei und acht Prozent. Bei größeren Karrieresprüngen sind aber auch zehn, 15 oder 20 Prozent möglich. Wichtig ist, Deine Gehaltsforderung etwas höher anzusetzen, damit Du Deinem Verhandlungspartner im Gehaltsgespräch noch entgegenkommen kannst. Eine Forderung unter fünf Prozent lohnt sich daher kaum. Ohne größeren Karrieresprung sind etwa fünf bis acht Prozent mehr also ein guter Ausgangswert für die Verhandlung. Allerdings wird in diesem Fall mit dem Bruttogehalt gerechnet, sprich von einer fünfprozentigen Lohnerhöhung bleibt nach Abzug von Steuern, Sozialversicherungen & Co weniger übrig. Wie viel genau, kannst Du ebenfalls mit Hilfe von Rechnern im Internet bestimmen. Besser kann es daher sein, keinen Prozentsatz, sondern einen konkreten Wert zu fordern, beispielsweise 10.000 Euro brutto mehr pro Jahr.

Gehaltserhöhung durch Inflation: Wie viel ist realistisch?

Schlussendlich musst Du selbst entscheiden, ob Du mit Prozentsätzen oder einem konkreten Wert verhandeln möchtest. Wichtig ist in jedem Fall, eine Gehaltsspanne zu definieren und an ihrem oberen Ende mit der Verhandlung zu beginnen. Denn der Arbeitgeber wird das genannte Wunschgehalt noch nach unten handeln – garantiert. Zudem musst Du Dich darauf gefasst machen, dass auch er damit argumentiert, dass für ihn die Kosten gestiegen sind, beispielsweise für die Produktion aufgrund der höheren Energiepreise. Ein Selbstläufer ist die Gehaltserhöhung bei hoher Inflation daher nicht und Du musst im Einzelfall abwägen, ob diese derzeit realistisch ist sowie in welcher Höhe. Dennoch sind aufgrund der Inflation derzeit größere Gehaltssprünge möglich als noch vor wenigen Monaten. Ein Plus von zehn oder sogar 15 Prozent sind längst kein Einzelfall mehr, wenn Du mit den richtigen Argumenten sowie zu einem geeigneten Zeitpunkt in die Gehaltsverhandlung gehst. Viel Erfolg!

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