Gehaltserhöhung in Prozent: Wie viel ist realistisch?
Mit dem Wunsch nach einer Gehaltserhöhung bist Du nicht alleine. Die gute Nachricht lautet: Du kannst diese nicht nur regelmäßig einfordern, das solltest Du sogar. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt und wie viel Prozent mehr sind drin? Die Antworten auf diese und weitere Fragen findest Du hier.
Manchmal musst Du für eine Gehaltserhöhung nicht extra eine Gehaltsverhandlung führen, da diese ohnehin vertraglich vorgegeben ist, beispielsweise in einem bestimmten Rhythmus. Ob das bei Dir der Fall ist, erfährst Du durch einen Blick in den Arbeitsvertrag. Ebenso können regelmäßige Gehaltserhöhungen in einem Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung vorgegeben sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass Du nicht trotzdem eine Gehaltsverhandlung führen kannst. Denn mit den richtigen Argumenten kannst Du auch in solchen Fällen manchmal eine Lohnerhöhung erreichen. Spätestens aber, wenn Du keine automatischen Gehaltserhöhungen bekommst, ist die regelmäßige Gehaltsverhandlung ein Muss.
Gehaltserhöhung vs. Inflationsausgleich
Wenn Du Dich nun nach dem Warum fragst, lautet die Antwort: Nur durch ein regelmäßig steigendes Gehalt kannst Du den Inflationswert ausgleichen und je höher dieser ist, desto höher muss auch die Gehaltserhöhung ausfallen. Bei einem Gehaltssprung unter fünf Prozent ist daher oftmals nur von einem Inflationsausgleich die Sprache. Sollte der Inflationswert allerdings weiter steigen, erhöht sich entsprechend auch diese Schwelle. Dieser Inflationsausgleich ist wichtig, damit Du trotz steigender Preise Deinen gewohnten Lebensstandard halten kannst. Wirklich mehr Geld hast Du also genau genommen nicht zur Verfügung, trotz höherer Zahl auf der Lohnabrechnung. Erreichst Du hingegen eine Gehaltssteigerung von fünf, acht oder mehr Prozent, kann tatsächlich von einer Gehaltserhöhung gesprochen werden. Auch diese Werte steigen simultan zum Inflationswert.
Wann kannst Du eine Gehaltserhöhung fordern?
Um nicht nur einen wirkungsvollen Inflationsausgleich, sondern die maximal möglichen Gehaltssprünge zu erreichen, empfehlen Arbeitsrechtsexperten, etwa alle ein bis zwei Jahre in die Gehaltsverhandlung zu gehen. Als optimal gilt dabei ein Zeitraum von 18 bis 24 Monaten, jedoch können kürzere Abstände sinnvoll sein, wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um die Übernahme neuer Tätigkeitsbereiche oder um einen besonderen Erfolg, der Dich in eine hervorragende Verhandlungsposition bringt. Der richtige Zeitpunkt hängt somit von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens oder von Deinen individuellen Leistungen. Als gut geeignet gelten beispielsweise Situationen wie
Lob für Deine Leistungen,
eine Beförderung,
ein interner Positionswechsel,
das Ende der Probezeit,
der Erwerb zusätzlicher Qualifikationen
oder einfach, wenn Deine letzte Gehaltserhöhung bereits längere Zeit zurückliegt und es dem Unternehmen finanziell gut geht. Befindet es sich hingegen gerade in Kurzarbeit, in einer schlechten Wirtschaftslage oder anderweitig schwierigen Situation, solltest Du mit der Gehaltsverhandlung lieber noch warten. Es ist somit Fingerspitzengefühl gefragt, um den optimalen Zeitpunkt abzupassen, ebenso wie gute Leistungen und überzeugende Argumente. Dann steht einem „Ja“ zur Gehaltserhöhung nichts mehr im Weg.
Gehaltserhöhung: Wie viel Prozent sind üblich?
Wie Du nun bereits weißt, wird erst ab einem Wert von etwa fünf Prozent überhaupt von einer Gehaltserhöhung gesprochen. Üblich sind in einer bestehenden Anstellung ohne größere Veränderungen jedoch nur rund drei bis acht Prozent. Genau deshalb ist es so wichtig, regelmäßig mehr Geld zu fordern, ansonsten droht Dich auf lange Sicht die Inflation zu überholen oder Dein Gehaltsniveau stagniert. Mit besonders guten Argumenten oder bei größeren Veränderungen sind hingegen höhere Gehaltssteigerungen möglich. Etwa zehn bis 15 Prozent mehr sind beispielsweise drin, wenn Du eine Führungsposition übernimmst oder eine andere Form der Beförderung erhältst. Bei einem Jobwechsel zu einem anderen Arbeitgeber kannst Du sogar bis zu 20 Prozent mehr aushandeln, wenn es sich um einen größeren Karrieresprung handelt. Ein regelmäßiger Jobwechsel kann sich somit in finanzieller Hinsicht lohnen: Wechselst Du alle zwei Jahre den Arbeitgeber, verdienst Du auf lange Sicht bis zu 50 Prozent mehr Geld im Vergleich zu einer Anstellung bei demselben Unternehmen über den gleichen Zeitraum.
Es gilt deshalb abzuwägen, wann sich ein Jobwechsel für Dich lohnt und wann Du stattdessen in der bestehenden Anstellung eine Gehaltserhöhung fordern kannst. Hierbei spielen auch individuelle Faktoren wie Deine Leistungen, die Dauer der Betriebszugehörigkeit oder Deine Erfahrung eine Rolle. Ebenso gibt es Unterschiede, ob es sich um eine Ersteinstellung handelt oder um eine Gehaltsverhandlung in einem bestehenden Arbeitsverhältnis. Bestenfalls recherchierst Du also vor der Gehaltsverhandlung, wie viel Prozent in Deinem individuellen Fall realistisch sind und legst Dir entsprechende Argumente zurecht. Allerdings muss Dir auch bewusst sein, dass es sich um ein Geben und Nehmen handelt, sprich mit der Gehaltserhöhung gehen gewisse Erwartungen des Arbeitgebers an Deine folgenden Leistungen einher. Es ist daher wichtig, die Vereinbarungen aus der Gehaltsverhandlung schriftlich zu fixieren, damit es sich für beide Seiten um eine Win-Win-Situation handelt.
Ist die jährliche Gehaltserhöhung Pflicht?
Wie Du nun bereits weißt, muss der Arbeitgeber keine jährliche Gehaltserhöhung vornehmen, sofern diese nicht vertraglich festgeschrieben ist. Eine generelle Pflicht zum Inflationsgleich oder zur Gehaltssteigerung gibt es demnach nicht. Auch wird Dein Vorgesetzter nicht von selbst auf Dich zukommen und Dich zur Gehaltsverhandlung bitten. Stattdessen musst Du selbst die Initiative ergreifen und einen entsprechenden Termin vereinbaren. Das bringt den Vorteil mit sich, dass Du den optimalen Zeitpunkt wählen und Dich ausgiebig vorbereiten kannst. Normalerweise bewegt sich eine Gehaltserhöhung nach einem Jahr dann bei etwa drei bis acht Prozent, wenn es keinen größeren Karrieresprung gibt.
Wann ist Zeit für Deine erste Gehaltserhöhung?
An dieser Stelle fragen sich viele Arbeitnehmer, ob sie bereits nach ihrem ersten Jahr im Unternehmen eine solche Gehaltserhöhung einfordern können und sollten. Schließlich durchlaufen sie erst noch die Probezeit und sind nicht ab Tag eins hochproduktiv. Tatsächlich wird vor allem Berufseinsteigern geraten, frühestens nach 24 Monaten um die erste Gehaltserhöhung zu bitten. Aber auch in diesem Fall spielen individuelle Faktoren eine Rolle und wirst Du in diesem Zeitraum beispielsweise befördert, ist eine zusätzliche Gehaltsverhandlung gerechtfertigt. Zumindest aber empfiehlt sich die Gehaltsverhandlung frühestens sechs Monate nach Eintritt und somit nach Ende der eventuellen Probezeit. Dann geht es aber meist eher um eine Nachverhandlung, weil Du im Bewerbungsprozess zu wenig Gehalt gefordert beziehungsweise ausgehandelt hast – und Du diesen Fehler erst bemerkt hast, nachdem der Arbeitsvertrag unterschrieben war. War das Einstiegsgehalt hingegen angemessen, ist es durchaus sinnvoll, zumindest ein Jahr bis 18 Monate abzuwarten, bevor Du mehr Geld aushandelst. Das gibt Dir ausreichend Zeit, um Dich zu beweisen und leistungsbasierte Argumente zu sammeln.
Gehaltserhöhung nach zwei Jahren bedeutet nicht mehr Geld
Manchmal vergehen zwei Jahre zwischen den Gehaltsverhandlungen, weil vielleicht die wirtschaftliche Lage des Unternehmens schlecht war, weil Du in keiner guten Verhandlungsposition warst oder aus ähnlichen Gründen. Das bedeutet, dass eine Gehaltserhöhung „verloren“ ist und daher fragen sich einige Arbeitnehmer, ob sie nach zwei Jahren mehr Prozent verlangen können? Die Antwort lautet allerdings: Nein, üblich sind auch nach zwei Jahren die Werte zwischen drei bis acht Prozent; größere Karrieresprünge ausgenommen. Ansonsten kann der Jobwechsel eine Lösung sein, um eine höhere Gehaltssteigerung zu erreichen. Selbiges gilt für die Fragen, wie viel Gehaltserhöhung nach drei Jahren oder wie viel Gehaltserhöhung nach fünf Jahren möglich ist. Genau deshalb ist es so wichtig, die Gelegenheiten für eine Gehaltsverhandlung auszuschöpfen, wann immer sich diese ergeben, bestenfalls eben einmal pro Jahr. Denn diese wird als Prozentsatz vom aktuellen Jahreslohn berechnet, sprich mit jeder Gehaltserhöhung steigt der Basiswert und dementsprechend steigt auch die nächste Gehaltserhöhung. Es ergibt sich sozusagen ein Zinseszinseffekt, wie folgendes Beispiel verdeutlicht:
Angenommen, Du verdienst 50.000 Euro und handelst nach zwei Jahren eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent aus. Das bedeutet 2.500 Euro mehr und so verdienst Du nach zwei Jahren 52.500 Euro.
Hast Du aber nach einem Jahr eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent ausgehandelt, liegt die nächste Gehaltserhöhung bereits bei 2.625 Euro, eben fünf Prozent von 52.500. Du verdienst nach zwei Jahren also bereits 55.125 Euro, obwohl sich der Prozentsatz nicht geändert hat. Selbst, wenn Du nach zwei Jahren eine eher unwahrscheinliche Gehaltssteigerung von zehn Prozent ausgehandelt hättest, würdest Du also unterm Strich weniger verdienen, nämlich „nur“ 55.000 Euro.
Diese stark vereinfachte Beispielrechnung gibt bereits einen Eindruck davon, welchen großen Unterschied die Abstände machen, in denen Du eine Gehaltserhöhung forderst – vor allem auf ein gesamtes Berufsleben gerechnet. Genau deshalb kannst Du in Deiner Karriere bis zu 50 Prozent mehr verdienen, wenn Du regelmäßig den Job wechselst und somit die maximal möglichen Gehaltssprünge tätigst.
Gehaltsberechnung: Nettogehalt und Bruttogehalt berücksichtigen
Stark vereinfacht ist diese Berechnung deshalb, weil ein wichtiger Faktor noch nicht berücksichtigt wurde: die Steuern. Die Gehaltserhöhung wird nämlich auf Basis des Bruttogehalts berechnet. Das bedeutet, dass die Erhöhung des Nettogehalts niedriger ausfällt. Schlimmstenfalls bedeutet sie sogar einen steuerlichen Nachteil, sodass kaum ein Plus übrig bleibt. Es ist deshalb wichtig, das Wunschgehalt richtig zu berechnen, damit Du nach der Gehaltsverhandlung tatsächlich zufrieden bist. Dafür solltest Du zuerst definieren, um wie viel Prozent die Gehaltserhöhung ausfallen sollte, indem Du folgende Formel anwendest:
(Prozentsatz/100) x Bruttogehalt = Höhe der Gehaltssteigerung
Diese Gehaltssteigerung kannst Du nun zum Bruttogehalt addieren und weißt somit, wie viel mehr Geld eine Gehaltserhöhung um beispielsweise fünf, zehn oder 20 Prozent bedeuten würde. Nun kannst Du praktische Brutto-Netto-Rechner im Internet nutzen, um herauszufinden, wie viel in Deinem Fall netto von diesem Betrag übrig bleiben würde. Auf dieser Basis entscheidest Du, mit welcher Gehaltserhöhung Du zufrieden wärst – und kannst Dir im nächsten Schritt passende Argumente zurechtlegen. Mit einer solch klaren Forderung, sprich einer Gehaltserhöhung um einen exakten Prozentsatz, und überzeugenden Argumenten hinterlässt Du nämlich einen professionellen Eindruck und hast somit gute Chancen, genau die erwünschte Gehaltserhöhung zu bekommen. Trotzdem ist es sinnvoll, Deine Forderung etwas höher anzusetzen. Dann kannst Du dem Verhandlungspartner noch entgegenkommen, ohne finanzielle Abstriche machen zu müssen… und erhältst bestenfalls sogar mehr als gedacht.
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