Genial oder gefährlich? Vorstellungsgesprächs-Training mit ChatGPT
Vorbereitung mit ChatGPT auf ein Job-Interview? Bei einer Fähigkeit kann die KI nicht mithalten …
Es ist die letzte große Hürde bei der Bewerbung: das Job-Interview bzw. Vorstellungsgespräch (VG). Leider wird dieses Hindernis nicht immer leicht übersprungen, weshalb bestmögliche Vorbereitung ratsam ist. Jedoch, wie kann so ein Training aussehen? Und kann man ChatGPT (getestet wurde die kostenpflichtige Version 4.0) hierzu vertrauensvoll einspannen?
Zunächst einmal einige Worte vorab zum Vorstellungsgespräch. Das Setting hat gewisse Ähnlichkeiten mit einem Bühnenstück, wobei wir die Hauptrolle und auch Regie übernehmen – auf der Suche nach Applaus. So eine Inszenierung beinhaltet auch gewisse Rituale, z. B. Begrüßung/Verabschiedung, Small Talk oder die Gehaltsverhandlung. Hinzu kommen verschiedene Phasen, beispielsweise die Vorstellung des eigenen Profils oder die Fragen des Bewerbers bzw. der Bewerberin. Nun, wie kann ChatGPT hierbei helfen? Und kann die KI uns überhaupt bei der Vorbereitung helfen? Schauen wir uns ausgewählte, konkrete Beispiele an.
Zunächst: Die VG-Vorbereitung
Zur Vorbereitung schlägt uns ChatGPT vor, ausreichend zu schlafen, passende Kleidung anzuziehen und rechtzeitig anzureisen. Inhaltlich werden uns häufige VG-Fragen vorgestellt (z. B. Stärken/Schwächen) oder Ratschläge für eigene Fragen vermittelt. Okay, solche Tipps findet man in vielen Bewerbungshandbüchern sowie quasi an jeder Ecke im Internet.
Die beliebte Schwächen-Frage
Gehen wir es etwas konkreter an und fragen die KI: "Wenn im Vorstellungsgespräch die Frage nach den Schwächen kommt: Wie kann ich meine Excel-Schwäche bestmöglich vermitteln?"
Die Antwort:
Schon mal nicht schlecht als Antwort, denn die Struktur VGZ (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft), die sich auch bei vielen Bewerbungsbüchern findet, wurde in passender Weise angewendet.
Die häufige Frage zur Teamfähigkeit
Nicht selten wird in Stellenanzeigen das Thema Teamfähigkeit bzw. Teamorientierung angesprochen. Man erwartet also jemand mit Teamspirit. Mal sehen, was ChatGPT uns hierbei unterstützen kann. Frage: "Im Vorstellungsgespräch wird wahrscheinlich das Thema Teamorientierung angesprochen. Wie sollte ich antworten, wenn gefragt wird, ob ich teamfähig bin?"
Die Antwort:
Eine umfassende, sehr konkrete und zweifellos hilfreiche Antwort, die lediglich den Aspekt "Meine Rolle im Team" hätte ausführlicher vorstellen können. Teamarbeit bedeutet, dass es unterschiedliche Rollen im Team gibt. Hier könnte man noch ausführen, welche Rolle uns selbst am besten liegt, um möglichst produktiv sein zu können.
Die Frage zum eigenen Profil
Insbesondere am Anfang vom Vorstellungsgespräch wird sehr gerne die Aufforderung formuliert, das eigene Profil nochmals mit eigenen Worten vorzustellen. Das ist eine gute Chance in 1-2 Minuten konkret, praxisorientiert sowie überzeugend sich zu präsentieren. Aber welche inhaltlichen Kriterien sind hierbei zu beachten?
Frage: "Wenn im Vorstellungsgespräch die Aufforderung kommt, das eigene Profil nochmals kurz auf den Punkt zu bringen - welche inhaltlichen Kriterien sollte ich dann beachten?"
Die Antwort:
Auch diese Ratschläge sind insgesamt gut passend, wobei der Aspekt Soft Skills hätte noch ausführlicher vorstellt werden können. Auch könnte der am Ende genannte Punkt der Motivation noch intensiver hervorgehoben werden.
Nachbereitung vom Vorstellungsgespräch
Nach einem VG besteht die Option, mit einer kurzen Nachricht nochmals wichtige Gesprächsinhalte zu würdigen und die eigene Motivation erneut hervorzuheben. ChatGPT kann hierfür die Text formulieren, wobei man dies eher zur Inspiration verwenden sollte und ein Copy/Paste nicht ratsam ist. Es gilt zu reflektieren, welche Details vom Gespräch man ansprechen will, um sich bestmöglich zu präsentieren. Diese Reflexionsaufgabe kann uns die KI nicht wirklich abnehmen.
Fazit
Dieser kleine Test konnte nicht alle denkbaren Chancen vorstellen, die ChatGPT zur VG-Vorbereitung bietet. Trotzdem gilt generell: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Oder anders formuliert: Wenn KI uns teilweise gut unterstützen kann (z. B. generelle Tipps, inhaltliche Vorschläge, nachvollziehbare Beispiele), so bleibt unsere Aufgabe weiterhin bestehen, mit eigenen Gedanken und einem kritischen Blick auf die Hilfestellung von ChatGPT zu schauen.
Niemand kennt uns besser, als wir selbst. Es liegt also weiterhin an uns, uns individuell vorzubereiten. Hinzu kommt ein weiteres wichtiges Detail: Die generelle Überzeugungskraft, bei der es nicht nur um die VG-Inhalte geht, sondern auch um eine hierzu passende Körpersprache. Wir können uns noch so toll von ChatGPT vorbereiten lassen; in vielfältiger Weise. Es gilt trotzdem die Erkenntnis (übrigens auch unabhängig von KI-Support): Nur wer von sich selbst überzeugt ist, kann auch Andere überzeugen.
Nun, was sind eure Erfahrungen oder Eindrücke zu diesem Thema?