Gesundheit und Prävention: Bedeutung, Anwendungsspektrum und Wirkung der Osteopathie
Christine Bergmair, Jahrgang 1993, teilt die beiden Leidenschaften Management & Medizin. Sie machte eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin und brachte sich ehren- und hauptamtlich in Hilfsorganisationen im Rettungs- und Sanitätsdienst ein. Sie studierte Corporate Management and Economics – Wirtschaftswissenschaften – an der interdisziplinär ausgerichteten Zeppelin Universität in Friedrichshafen, wo sie lernte, Herausforderungen systemübergreifend zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik zu betrachten und zu erarbeiten. Dennoch fehlte ihr die Beachtung des Menschen als Individuum in seiner lebendigen, kreativen, offenen und interessierten Art. Nach unterschiedlichen praktischen Erfahrungen im Krankenhaus-Management, im bayerischen Gesundheitsministerium und einem südafrikanischen AIDS-Hospiz entschied sie sich für ein weiteres fünfjähriges Studium zum M. Sc. Osteopathischen Medizin. Zudem machte sie eine Ausbildung als Heilpraktikerin. 2021 startete sie mit der Planung und Umsetzung des Projekts „i-Tüpferl“, das auf einem großen Areal den Neubau dreier Gebäude (Gesundhaus, Gasthaus, Feinkosthaus) mit dem Entwickeln eines vielfältigen Veranstaltungskonzepts beinhaltet. Seit 2022 arbeitet sie aktiv an der Umsetzung des Gesundhaus i-Tüpferl, in dem Gesundheit und Prävention ganzheitlich und zukunftsfähig gelebt werden soll.
Osteopathie kann in einem breiten Anwendungsspektrum eingesetzt werden und so bei vielen Beschwerden, meist auch chronische, gute Behandlungserfolge erzielen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. In den osteopathischen Behandlungen ist häufig mehr Raum und Zeit, umfassend auf die Beschwerden und Symptome der Patient:innen einzugehen, als in ärztlichen Konsultationen oder anderen therapeutischen Einheiten. Osteopathie ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, bei der neben körperlichen Symptomen auch das Umfeld sowie psychische Komponenten der Patient:innen betrachtet werden. Zudem wird der Körper als vernetzte Einheit gesehen: So können beispielsweise auch Symptome gelindert werden, die ihren Ursprung in einer anderen Körperregion haben. Die Osteopathie ist damit ursachenorientiert und sucht Wege, den Ursprung der Symptomatik zu lösen. Die Behandlungsdauer hängt individuell vom jeweiligen Behandlungsfall ab, schon drei bis fünf Behandlungen können allerdings die Symptomatik deutlich verändern.
Es gibt inzwischen zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten, die belegen, dass Osteopathie wirkt. Ich denke, an diesem Punkt ist es interessant zu betrachten, wer normalerweise Studien im Gesundheitswesen finanziert: vor allem die Pharmakonzerne unterliegen diesen Vorgaben, bevor Medikamente ihre Zulassung an Patienten erhalten. Die Osteopathie hat es dabei etwas schwieriger, denn es stehen nicht große Firmen hinter dem „Produkt Osteopathie“ sondern einzelne Therapeuten. Die großen Berufsverbände und auch immer besser werdenden Ausbildungen und Studiengänge machen eine tolle Arbeit, die Anerkennung der Osteopathie sowie die Untersuchung und Fundierung der Osteopathie weiter voranzutreiben. Meine persönliche Meinung hierzu ist, dass es der Osteopathie gelingt, Menschen als Individuen zu betrachten und auf individuelle Patienten- und Krankheitsgeschichten einzugehen. In vielen Fällen berichten die Patienten über eine Verbesserung der Symptome oder Erhöhung der Lebensqualität. Dies ist für mich ein wichtiger Faktor.
**Woran sind qualifizierte Osteopathinnen und Osteopathen zu erkennen? Wer darf Osteopathie praktizieren? **
Osteopathie darf rechtssicher nur von Ärzt:innen oder Heilpraktiker:innen praktiziert werden. Da die Osteopathie kein geschützter Beruf ist, darf er nur deshalb von diesen beiden Berufsgruppen ausgeübt werden, da dies die einzigen Berufe in Deutschland sind, die das Diagnoserecht haben. Qualifizierte Osteopath:innen erkennt man zum einen an einer fundierten, langjährigen Ausbildung (min. 1.350 Std. - je länger, desto besser), an Abschlüssen wie zum Beispiel Bachelor und Master sowie an der Mitgliedschaft in einem der großen Berufsverbände, die auch Qualitätskontrolle betrieben. Voraussetzung zur Mitgliedschaft ist in der Regel eine gewisse Mindeststundenzahl der Ausbildung, bestimmte anerkannte Abschlussprüfungen sowie eine regelmäßige Erfüllung der kontinuierlichen Fortbildungspflicht.
Als Osteopathin bilde ich mich ständig fort: sowohl im osteopathischen Bereich aber auch in anderen medizinischen und naturheilkundlichen Fort- und Weiterbildungen. Auch Fachzeitschriften und Austausch mit erfahrenen Kollegen sind hierbei hilfreich. Ich versuche zudem mein ganzes Netzwerk mit anderen Therapeuten, Ärzten, Institutionen, Kliniken und Universitäten zu nutzen und durch den ständigen Austausch möglichst aktuelle medizinische und naturwissenschaftliche Informationen und Erkenntnisse zu erhalten.
Dies kann von Therapeut:in zu Therapeut:in unterschiedlich sein. In meiner Praxis füllen Patienten vor dem Ersttermin einen umfassenden Anamnesebogen aus. Im Termin selbst besprechen wir dann die wichtigsten Punkte, noch ungeklärte Fragen und vor allem das Anliegen der osteopathischen Behandlung. Dann beginnt die Untersuchung: im Sichtbefund werden Haltung und Körperfehlstellungen begutachtet. Ergänzend können diagnostische Parameter, wie Blutdruck, Neurologietests o.ä. durchgeführt werden. Danach wird einmal von Kopf bis Fuß der gesamte Körper untersucht, und es kristallisiert sich heraus, wo mit der Behandlung begonnen wird. Die Behandlung ist sehr sanft und beruht darauf, durch Bewegung mit dem Gewebe, die Durchblutung der betroffenen Körperregionen zu erhöhen, Spannungen zu lösen und Selbstheilungsprozesse zu aktivieren. Am Ende dürfen Patienten noch ein paar Minuten nachruhen.
Die Ersttermine dauern bei mir 60 Minuten, Folgekonsultationen 50 Minuten. Bei Babys und Kleinkindern sind die Termine dementsprechend kürzer, meist zwischen 25-30 Minuten. Nach der osteopathischen Behandlung empfiehlt es sich viel zu trinken, kein oder gemäßigter Sport und etwas Ruhe für den Körper.
Osteopathie kann für Babys wie ältere Menschen unterstützend sein.
Ja! In bestimmten Fällen, wie zum Beispiel schwere Geburten, empfiehlt sich sogar eine osteopathische Behandlung.
Die Osteopathie wird als nebenwirkungsarme Therapie betrachtet. Es kann dennoch zu Erstverschlimmerungen oder Beschwerden, wie Muskelkater, kommen. Manchmal ist es auch so, dass Schmerzen reaktiviert werden, bevor dann eine Linderung oder langfristige Besserung folgt.
**Was kostet Osteopathie? **
Dies kommt auf die jeweiligen Behandler an: in meiner Praxis kostet eine Erstbehandlung ca. 90€, jede weitere Behandlung zwischen 75 – 85 €.
Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen osteopathische Behandlungen. Hier empfiehlt es sich, genau bei der eigenen Krankenkasse die Voraussetzungen zu prüfen. Manche Kassen verlangen ein Privatrezept des Hausarztes. Häufig werden auch bestimmte Ausbildungsstandards, wie oben beschrieben, vorausgesetzt, dass die Kasse dann auch die Behandlung übernimmt. Hier sollte auf jeden Fall vor der osteopathischen Behandlung der jeweilige Therapeut gefragt werden, ob er diese Voraussetzungen erfüllt.
In meiner Masterarbeit habe ich Prinzipien der Osteopathie und Tanztherapie erarbeitet und miteinander verglichen. Für jede der beiden Therapieformen ist ein Prinzipienkatalog entstanden. Neben den spezifischen Merkmalen der Osteopathie und Tanztherapie habe ich mich auch mit den Persönlichkeitsprinzipien auseinandergesetzt, die sich mit den Therapeut:innen selbst beschäftigen. Dabei geht es beispielsweise um die Persönlichkeit der Therapeuten, Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis, Intuition, Präsenz und Konzentration, Vertrauen, Empathie, Analysefähigkeit und Struktur, Akzeptanz gegenüber den Patienten, Selbstachtung, die Fähigkeit des Zuhörens, das Spiegelprinzip, sowie eine progressive Haltung. Insgesamt hat sich gezeigt, dass zwischen der Tanztherapie und Osteopathie viele überschneidende Aspekte bestehen.