Navigation überspringen
article cover
Ghosting im Recruiting: Keine Antwort ist auch eine Antwort – aber die denkbar schlechteste! | © Getty Images

Ghosting: Wie das Bewerbungsphänomen bei Recruiter:innen und Talenten für Frust sorgt

Diese Anti-Ghosting-Strategie steigert Zufriedenheit und Commitment potenzieller Kandidat·innen.

Ghosting – ein universelles Schlagwort, das so ziemlich alles beschreibt, wenn eine Rückmeldung nicht nur lange auf sich warten lässt, sondern die Metapher „im Regen stehen gelassen werden“ den Nagel auf den Kopf trifft.

Lange nur im Dating verortet, zermürbt das Phänomen besonders die Recruiting-Branche. Kein Wunder also, dass sich HR-Artikel, Masterclasses und Vorträge häufig mit dem Vergleich von „Recruiting und Dating“ beschäftigen.

Ghosting wird jedoch meist nur einseitig im Recruiting-Kontext betrachtet. Oft sind es die Recruiter:innen, die vom Ghosting betroffen zu sein scheinen. Dabei ist die Thematik weitaus komplexer. Warum es so frustrierend ist und warum man es vermeiden sollte, möchte ich euch gern aus meiner Talent- und Recruiter:innen-Perspektive zeigen.

Ghosting: Frust statt Lust bei den Talenten

Eine gute Candidate Experience beginnt nicht erst beim Bewerbungsgespräch, sondern schon viel früher: beim Durchstöbern von Stellenangeboten, dem Lesen von Nachrichten von Recruiter:innen oder der Empfehlung eines Jobs. Diese Momente können der erste Schritt zum ersehnten Traumjob sein – Schritte, die im Nachgang vielleicht den Unterschied für oder gegen einen Job ausmachen.

Stellt euch vor, ihr erhaltet eine spannende Recruiter:innen-Nachricht zu einem Job, der „wie gemacht“ für euch zu sein scheint. Dies wird euch zumindest in der Nachricht und in einem ersten telefonischen Austausch mit der/dem Recruiter:in aufgezeigt. Ihr seid nach dem Gespräch regelrecht „Feuer und Flamme“ und schickt voller Euphorie euren Lebenslauf – und dann passiert: nichts.

Eine Woche vergeht, zwei Wochen, drei … und mit jeder Woche sinkt die Hoffnung auf eine Rückmeldung gen null. Die anfängliche Begeisterung erlischt. Es ist eine Sache, nicht das „Perfect Match“ zu sein, aber keine Rückmeldung zu erhalten, ist noch frustrierender. Genauso verhält es sich mit Bewerbungen auf Stellenanzeigen.

Jede Zeile wurde sorgfältig formuliert, jedes Detail perfekt ausgearbeitet – und das Ergebnis ist: nichts. Ist meine Bewerbung überhaupt angekommen? Hat die HR zu viel zu tun? Passe ich nicht? Eine digitale und analoge Funkstille bringt vor allem Fragen, aber auch Frust und Zweifel mit sich, die in einer guten Candidate Experience nichts zu suchen haben.

Ernüchterung statt Hoffnung bei den Recruiter:innen

Die berühmte andere Seite der Medaille: Auch Recruiter:innen haben mit Ghosting zu kämpfen. Der Recruiting-Markt ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, was zu einer Flut an Nachrichten geführt hat. Recruiter:innen sind sich dessen bewusst, dennoch stehen Euphorie und enttäuschte Erwartungen oft im Konflikt.

Stunden und Tage vergehen mit der Suche nach dem Perfect Match, nur um dann auf unbeantwortete Nachrichten zu stoßen. Dies führt nicht nur zu Enttäuschung, sondern auch zu Druck und Sorge, Rechenschaft vor internen und externen Stakeholdern ablegen zu müssen, ohne klare Gründe dafür zu haben, warum der Markt sie ghostet.

Liegt es an der Position oder am Unternehmen? Ist mein Anschreiben nicht interessant genug? Ist das Talent überhaupt wechselwillig? Eine Antwort auf diese Fragen könnte eine komplette Suchstrategie positiv verändern, doch ohne Rückmeldung verliert sich die Spur.

Noch schlimmer wird es, wenn Ghosting während des aktiven Bewerbungsprozesses passiert. Nach vielversprechenden ersten Gesprächen und dem Gefühl, gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen – sei es ein weiteres Interview, ein Team-Kennenlernen oder die Vertragsunterschrift –, kann Ghosting durch Talente jederzeit eintreten und große Frustration verursachen. Am Ende steht man wieder am Anfang.

Ein Appell: Von Ghosting zu Nurturing

Liebe Talente und Recruiter:innen,

Ghosting kann uns alle betreffen, sowohl in der Jobsuche als auch im Jobangebot. Beide Seiten haben Erwartungen und Hoffnungen, und nicht antworten lassen diese oft zerplatzen. Eine kurze Rückmeldung kann jedoch den Unterschied machen, für Klarheit und Wertschätzung sorgen und sowohl die zukünftige Jobsuche als auch die Recruiting-Strategie positiv beeinflussen.

Auch wenn unser Alltag oft hektisch ist und Nachrichten untergehen können, sollten wir uns bemühen, Ghosting zu vermeiden. Lasst uns Ghosting aus der Recruiting-Welt verbannen und stattdessen ein „Nurturing“ schaffen und in die Pflege (so die deutsche Übersetzung) von neuen Kontakten investieren!

Also, nehmt euch die 2 Minuten für eine Rückmeldung, egal wie kurz sie ausfallen mag, denn so …

  • … zeigt ihr Wertschätzung und Respekt für die Bemühungen des Gegenübers.

  • … schafft ihr Professionalität und Organisationstalent.

  • … könnt ihr langfristige Beziehungen und Netzwerke aufbauen. Selbst wenn eine aktuelle Möglichkeit nicht passt, können wertvolle Kontakte für die Zukunft geknüpft werden.

  • … sorgt ihr für Klarheit und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Rückmeldungen ermöglichen es beiden Seiten, aus dem Prozess zu lernen und Neues mitzunehmen.

Das reicht euch noch nicht? Dann lest hier die 8 Gründe, warum man auf Recruiter-Nachrichten antworten sollte – auch wenn man nicht auf Jobsuche ist.

Wurdet ihr schon mal Opfer von Ghosting? Wie ging es euch dabei?

Kommentare

Kristin Geiger schreibt über Recruiting, Employer Branding, Jobs

Hi, ich bin Kristin! Recruiting ist meine Leidenschaft und Teamführung meine Herzensangelegenheit <3

Artikelsammlung ansehen