Golfen, Segeln, Reiten – mit diesen Hobbys bekommst Du das Vorstellungsgespräch
Die „richtigen“ Hobbys in der Bewerbung anzugeben kann große Vorteile haben. Denn sie beeinflussen nicht selten HR-Verantwortliche und Manager bei der Bewerberauswahl. Leider bedeutet das im Umkehrschluss, dass die soziale Herkunft oft unbewusst eine Rolle spielt – ein weiterer Beleg für unfaire Bedingungen bei der Personalauswahl.
Jobsuchende, die ihrer Bewerbung die richtigen Hobbys beifügen, erhöhen ihre Chancen auf eine Einstellung. Ursächlich sind hier die üblichen Biases in der Personalauswahl – allen voran der MiniMe-Effekt und der In-Group-Bias. Der MiniMe-Effekt bewirkt, dass wir gern Menschen einstellen, die uns ähnlich sind. Der In-Group-Bias bewirkt, dass wir uns in unserer gemeinsamen Gruppe (der Segler, Golfer oder Schachspieler) wohlfühlen und besser als die Mitglieder anderer Gruppen.
Besonders schwierig daran ist, dass manche Hobbys die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht implizieren. Reiten beispielsweise ist ein teures Hobby. Weitere Hinweise zu einer höheren sozialen Schicht können beispielweise durch den Familiennamen, die besuchte Eliteuniversität oder eben, ganz banal, die Wahl des Hobbys sein.
Du gehst in deiner Freizeit gern golfen, machst im Urlaub Segeltörns oder fährst am Wochenende auf Reitwettbewerbe? Glückwunsch, in der Lotterie des Lebens hast Du schon einmal ein gutes Los gezogen. Und genießt damit auch Privilegien, die sich positiv auf Deine Bewerbung auswirken, besonders wenn Du männlich bist.
Vorstellungsgespräch wegen elitärem Hobby?
Dass die soziale Herkunft eine entscheidende Rolle im Bewerbungsverlauf darstellt, belegt eine Studie aus den USA. Anhand eines Lebenslauf-Audits wurde festgestellt, dass Männer, die Merkmale einer höheren sozialen Schicht aufweisen, deutlich häufiger als andere Bewerbende zu einem Vorstellungsgespräch für Spitzenjobs in Anwaltskanzleien eingeladen wurden.
Anzumerken ist außerdem, dass es auch geschlechterspezifische Unterschiede gibt. Frauen aus hohen sozialen Schichten bekamen weniger Einladungen als Männer aus denselben sozialen Schichten.
In den Spitzenjobs werden drei- bis sechsmal höhere Gehälter gezahlt als in anderen Beschäftigungsarten, die für Absolvent*innen der juristischen Fakultät zur Verfügung stehen. Damit werden die Studierenden an die Spitze der Einkommensverteilung des Landes katapultiert. (Quelle: Rivera u.Tilcsik (2017): Class Advantage, Commitment Penalty: The Gendered Effect of Social Class Signals in an Elite Labor Market.)
Faire Bewerberauswahl statt Stereotype
Ich könnte nun Bewerbenden raten, ihre Hobbys im CV nach den Erkenntnissen dieser Studie anzupassen. Oder ich weise erneut darauf hin, dass für eine faire, diverse und qualitativ hochwertige Bewerberauswahl möglichst diese – nicht für den Joberfolg relevanten – Merkmale eliminiert werden. Schließlich gibt der Name, die (soziale) Herkunft oder eben auch die Wahl der Hobbys keine wissenschaftlich validen Informationen über die Kompetenzen und Fähigkeiten eines Bewerbers her.
Vielmehr bieten solche Informationen einen Nährboden für Stereotype und unbewusste Vorurteile, die zu Diskriminierung und Ungerechtigkeiten bei der Bewerbung führen. Die Königsdisziplin ist und bleibt daher die Anonymisierung.
Was ist Deine Meinung dazu? Hast Du Diskriminierung bei der Bewerberauswahl selbst schon einmal erfahren oder bei Kollegen mitbekommen?
Schreib gern mehr darüber in den Kommentaren!