Green Home: Der Garten als Wohnzimmer
Spartanisches und günstiges Gartenmobiliar ist in Deutschland immer seltener zu finden. In deutschen Gärten, Terrassen und Balkons geht es inzwischen sogar „luxuriös“ zu. Das Wohnzimmer hat sich nach außen verlagert: Was früher hochwertig und formschön die Innenräume schmückte, hat nun seinen Platz in der Natur. Sofas, Sessel, Schränke, Kommoden, Tische und Liegen – geflochtene, filigrane oder verspielte Outdoormöbel werden zu ganzen „Landschaften“ inszeniert. Besonders beliebt sind helle oder dunkle Naturfarben wie Anthrazit oder Mokka, häufig in Kombination mit einfarbigen Polstern und Kissen.
Sehnsucht nach dem guten Leben
In einer Welt, die immer geschmackloser wird und seelisch verkümmert, wächst der Wunsch, dem Alltag nicht passiv ausgesetzt zu sein, sondern formgebend in ihn einzugreifen und die Welt „draußen“ zu verbessern. Dazu gehört auch, uns mit Dingen zu umgeben, die uns glücklich machen und nicht auf Fehlkäufe zu setzen. Dinge und ihre Ordnung erzählen eine Geschichte – mit unserem Verhältnis zu ihnen gestalten wir die Welt.
Das Grün an diesen modernen Sehnsuchtsorten ist zuweilen übertrieben möbliert mit XXL-Mobiliar, Wellnessoasen und Outdoorküche, die Anlagen sind voluminös angelegt und die Pflanzengruppen inszeniert. Von der Freude am Gärtnern selbst ist häufig kaum etwas spürbar. Es fehlt an echter Gartenkultur – es geht um zeigen statt bleiben. Wenn der ideale Garten jedoch von klugen Lebenskünstlern angelegt wird, mag dies zwar dekadent wirken, doch die Form sagt etwas über ihr Denken und inneres Wachstum aus. Das gute Leben zeigt sich hier als Haltepunkt, der zwar nur für einen Wimpernschlag der Geschichte reicht, aber die Symbolik in flüchtigen und krisengeprägten Zeiten überdauert. Es ist ein Schein des Paradieses, aus dem wir uns nicht noch einmal vertreiben lassen sollten.
Wie im Film: Der ideale Garten als Inszenierung des Lebens
Der 2015 verstorbene Regisseur Helmut Dietl lebte mehr für seine Werke – Leben war für ihn Kulturarbeit: „den Rohstoff zu sammeln, aus dem man Filme und Fernsehserien macht“. Damit verbunden war allerdings kein asketisches Leben, sondern eines in Fülle. Mit dem guten Leben verband er Anspruch und Herausforderung – und sein barockes Verhältnis dazu. Gewissermaßen war er selbst ein barocker Mensch, der bewusst und sinnlich lebte. Kunst war für ihn gestaltetes Dasein, geordnete Sinnlichkeit. Den Tod hat er als äußersten Moment des Lebens begriffen, der immer noch der Kunst des Lebens (Ars Vivendi) zugehört. In ihr verbinden sich die Kunst des Liebens (Ars Amandi) und die Kunst des Sterbens (Ars Moriendi).
Im Januar 1999 kaufte er sich ein Haus auf dem Land, in Eichenried - eine halbe Stunde nördlich von München. Dietl träumte vom idealen Garten, und ließ einhundert große Obstbäume pflanzen, was ihn ein Vermögen kostete. Auch sein Garten in Roquefort-les-Pins mit den symmetrisch gepflanzten Zypressen und Olivenbäumen hatte etwas von einer barocken Theaterkulisse. Dietls idealer Garten konnte - wie das ideale Leben - nur eine „Inszenierung“ sein. Es ist der Versuch zu leben ohne sich zu verlieren. Ein exklusives Refugium.
Eine Vielzahl der aktuellen Medienberichte beschränkt sich auf diese neue Designkultur – die Geschichte hinter den Produkten steht kaum im Fokus: Welche Materialien wurden verwendet? Wo wurden sie gefertigt und von wem? Gab es faire Konditionen? Sind die Produkte recyclingfähig? Können sie in natürliche Kreisläufe zurückgeführt werden? Entspricht es nachhaltigen Qualitätsansprüchen? Sind die Arbeitsbedingungen in der Produktion sozialverträglich?
Das Material bei Gartenmöbeln sollte sorgsam gewählt werden, denn es muss wetterfest, UV-beständig, langlebig und dennoch pflegeleicht sein. Geeignet sind besonders Möbel aus Metall und Holz. Für den Außenbereich ist die Robinie die ideale Holzart, weil es sich um ein sehr schweres und hartes Holz handelt, das außerdem (auch gegen Pilze und Fäulnis) sehr widerstandsfähig ist und wenig Feuchtigkeit aufnimmt.
Gartenmöbel aus Holz gehören nach wie vor zu den meistverkauften. Viele werden aus Teak, einem besonders wetterfesten Tropenholz, hergestellt. Lothar Hartmann, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement bei der memo AG, verweist darauf, dass der Ökoversender allerdings keine Gartenmöbel aus Teakholz führt. Diese Beschränkung erfolgt sehr bewusst, weil nicht sichergestellt werden kann, „dass dieses Tropenholz nicht aus Gebieten stammt, in denen das Holz durch Raubbau gewonnen wird, wodurch dann häufig auch die Lebensgrundlage indigener Völker und vieler Tierarten bedroht ist.“ (Quelle: UmweltDialog) Zudem wird Wert auf kurze Transportwege gelegt, was bei Tropenholz nicht oder selten gegeben ist.
Gartenmöbel ohne Nachhaltigkeitszertifikat sind heute kaum noch wettbewerbsfähig. Tropenholz bringt beim Verbraucher „immer eine gewisse Skepsis mit sich, weshalb sich Outdoor Möbel ohne Siegelkaum verkaufen.“ Ökologische Unternehmen wie die memo AG in Greußenheim setzen auf das Umweltlabel FSC. Forest Stewartship Council ist eine internationale Vereinigung, die sich für nachhaltige Forstwirtschaft einsetzt. Die Preise für nachhaltige Gartenmöbel sind fair, können jedoch nicht mit den Preisen bei Discountern oder in Baumärkten mithalten. Gute Gartenmöbel haben ihren Preis, halten dafür aber fast ein Leben lang.
Weiterführende Literatur:
Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Gartenzeit: Wie wir Natur und Kultur wieder in Gleichklang bringen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Von Lebensdingen: Eine verantwortungsvolle Auswahl. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.