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Gute Chefs nutzen nach dem Lockdown ein spezielles Rückkehrgespräch - ©Amy Hirschi/Unsplash

Gute Führungskräfte nutzen jetzt das „Lockdown-Rückkehrgespräch“

Aktuell nutzen viele Firmen die niedrigen Coronazahlen, um ihre Mitarbeiter(innen) aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu lassen. Für die meisten Führungskräfte und Teams ist die Arbeit im Büro eine wahre Erlösung von den Strapazen der Coronazeit, inklusive der Arbeit in virtuellen Teams und am heimischen Frühstückstisch. Ganz so einfach, wie es sich anhört, ist der Schritt zurück jedoch nicht. Die Mitarbeiter(innen) haben neben den Belastungen durch die Pandemie einen Kulturwandel zu verarbeiten. Deshalb nutzen gute Chefs das „Lockdown- oder Homeoffice-Rückkehrgespräch“. Worauf es dabei ankommt und wie du es nutzen kannst, erkläre ich dir hier.

Warum ist das Rückkehrgespräch so wichtig?

Rückkehrgespräche gibt es sonst nur nach einer Erkrankung. Allerdings gibt es viele Parallelen zwischen dem Rückkehrgespräch aus dem Lockdown und aus einer Phase der Arbeitsunfähigkeit. In beiden Fällen sind Mitarbeiter(innen) nämlich mehr oder weniger plötzlich nur noch zu Hause. Damit ändern sich Abläufe, Routinen und soziale Strukturen radikal. Im Falle der Pandemie ist es sogar so, dass auch die Familien und Freundeskreise stark belastet waren. Diese Belastung macht etwas mit den Menschen. Auch wenn wir uns alle wünschen, dass „nach Corona“ alles wieder so wird, wie es früher mal war, hat sich das Leben für uns alle verändert. Diese allgemeine und individuelle Veränderung gilt es, in dem Rückkehrgespräch gemeinsam zu beleuchten. Als Führungskraft investierst du mit diesem Gespräch in die Bindung zu jedem Teammitglied.

Rahmenbedingungen für das Gespräch

Bevor du jetzt spontan Termine für dich und deine Mitarbeiter(innen) einstellst, empfehle ich dir, ein paar Dinge zu beachten. Es kommt beispielsweise sehr gut an, wenn du in einem gemeinsamen Teammeeting erklärst, was du dir unter den individuellen Rückkehrgesprächen vorstellst. Sonst interpretieren die Teammitglieder schnell zu viel in das Gespräch und haben überzogene Erwartungen. Was sich als Erklärung bewährt hat, sind Worte wie: „Die Pandemie hat das Leben von uns allen in den vergangenen eineinhalb Jahren stark verändert. Ich möchte gern mit jedem/r von euch bei einem Kaffee darüber sprechen, wie es euch mit der Pandemie ergangen ist und wie ihr euch durch die Pandemie entwickelt habt. Natürlich ist in dem Gespräch auch Zeit, um zu besprechen, wie die Pandemie euer Arbeitsleben und die Einstellung zur Arbeit verändert hat.“

Mögliche Fragen und Inhalte für das Gespräch

Um möglichst locker und allgemein in das Gespräch zu starten, empfehle ich dir eine Frage wie zum Beispiel: **Was hat die Corona-Pandemie mit dir und deiner Familie gemacht?**Du musst bei dieser Frage allerdings schon zum Anfang des Gespräches darauf gefasst sein, dass dir hier von traurigen oder gar tragischen Schicksalsschlägen berichtet wird. Reagiere darauf möglichst empathisch und verständnisvoll. Solltest du an dieser Stelle mit extrem vielen privaten Themen überhäuft werden, kannst du das Thema mit der einfachen „Da kann ich dir als Chef(in) nicht helfen“-Technik beenden.

Neue Blickwinkel

Nach dem allgemeinen Einstieg bietet sich die Frage nach neuen Blickwinkeln an. Du kannst fragen, inwiefern die Person neue Blickwinkel auf Arbeit, Gesundheit, Familie etc. erhalten hat und welche Erkenntnisse durch die neuen Blickwinkel entstanden sind.

Learnings oder Veränderungen

Erkenntnisse und Impulse sind häufig der Start in eine Entwicklung. Als Nächstes kannst du erfragen, was die Person durch die neuen Blickwinkel gelernt oder sogar verändert hat. Im Homeoffice können beispielsweise neue Ideen oder Selbstmanagementmethoden entstanden sein, die auch im Büro sehr nützlich sind.

Veränderungswünsche für den Arbeitsplatz

Veränderung ist dann das Stichwort um den Bogen zur Arbeit zu schlagen. Du kannst jetzt ganz direkt fragen, welche Veränderungen sich die Person in Bezug auf den persönlichen Arbeitsplatz oder das Arbeitsleben allgemein wünscht. Hab an dieser Stelle ruhig den Mut zur offenen Frage. Selbstverständlich kannst du als Chef(in) nicht alle Wünsche oder Vorstellungen realisieren. Hör dir trotzdem erst mal an, was sich die Person wünscht oder vorstellen kann. Sind die Vorstellungen sehr abstrakt, kannst du mit einer "Wie könnte das denn in der Praxis aussehen?"-Frage den Praxisbezug einfordern, ohne direkt zu kritisieren.

Kreative Ideen

Mit der letzten Frage kannst du das kreative Potenzial deines Gesprächspartners adressieren. In der Pandemie sind viele Geschäftsmodelle verändert worden, neue Geschäfte entstanden und etablierte Unternehmen verschwunden. Frag doch einfach mal, welche Veränderungen aus Sicht des/r Mitarbeiter/in beim Unternehmen passieren sollten. Vielleicht erhältst du auf diesem Wege einen kreativen und innovativen Impuls, der das gesamte Unternehmen einen Schritt nach vorne bringt.

Sorgfältige Nachbereitung

Aus den Gesprächen wirst du viele private Einblicke, Ideen und Wünsche mitnehmen. Wichtig ist jetzt, dass du das Vertrauen deiner Mitarbeiter/innen nicht enttäuschst, an den besprochenen Themen dranbleibst und eine individuelle Rückmeldung gibst. Nichts ist demotivierender, als sich dem Chef gegenüber mit Wünschen anzuvertrauen und nichts mehr dazu zu hören. Auch private Dinge gilt es zu speichern, damit keine peinlichen Verwechselungen entstehen. Dafür habe ich in der Praxis gerne die Technik der „privaten Meilensteine“ genutzt, die du in meinem kostenlosen Seminar „Karriere machen“ findest.

Deine Erfahrungen nach dem Lockdown

Durch die Pandemie bist du als Führungskraft echt gefordert. Neben dem Tagesgeschäft musst du viel Zeit investieren, um bei dir und deinem Team die negativen Auswirkungen der Coronapandemie zu kompensieren. Das Rückkehrgespräch ist sicher nur ein Element von „guter Führung“. Deshalb interessiert mich, womit du als Führungskraft in den vergangenen eineinhalb Jahren gute Erfahrungen gemacht hast. Schreib mir dazu gern hier oder vernetze dich mit mir.

Darüber hinaus unterstütze ich dich gerne individuell mit einem Coaching oder einem Inhouse-Seminar für Unternehmen. Sprich mich dafür gern an.

Mit sommerlichen Grüßen

Henryk

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Henryk Lüderitz schreibt über Young Professionals, junge Führungskräfte, Leadership, Talente & High Potentials

Die Herausforderungen von Young Professionals kenne ich aus eigenerer Erfahrung: Bereits mit Anfang 20 war ich bei Vodafone in einem Talentprogramm. Es folgten Positionen als Projektleiter und Führungskraft. Nach 12 Jahren im Konzern arbeite ich jetzt als Trainer und Coach für Young Professionals.

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