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Vorbildfunktion auf XING – interessanter Gedanke! | © Julia Schwendner

Hans Sarpei: Ich wünsche mir eine Vorbildfunktion!

Wo finden junge Menschen heute eigentlich berufliche Vorbilder? Wer zeigt ihnen, was sie mal werden können? Eine Kombination aus Daten und Werten könnte helfen.

Ich erinnere mich gut an den Spagat, den ich zu Beginn meiner Karriere bewältigen musste – zwischen Träumen, Ängsten und der drückenden Frage: Wie finde ich meinen Platz?

In einer spannenden Diskussion mit XING-Chef Thomas Kindler bei einem Business-Event rund um die Themen Jobsuche & Recruiting wurde mir klar, wie entscheidend Austausch und Orientierung in dieser herausfordernden Phase sind. Erst recht für die Karriereentwicklung von jungen Menschen.

Wir brauchen echte Vorbilder!

Bei meinen eigenen Anfängen war ich oft frustriert, weil ich keine Vorbilder hatte, die mir einen Weg für mich hätten aufzeigen können. Ich hätte mir eine Plattform gewünscht, wo Geschichten und Erfahrungen geteilt werden. Einen Raum, in dem man Fragen stellen und Inspiration finden kann – sei es durch persönliche Begegnungen oder digitale Profile.

Junge Menschen stehen oftmals an der Schwelle zu ihrer Karriere und benötigen Orientierung. Dieser Austausch könnte enorm helfen, um Unsicherheiten zu verringern und Selbstvertrauen aufzubauen.

Jedoch ist nicht nur der Austausch allein wichtig. Er muss auch divers sein.

Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr nur einen „richtigen“ Weg gibt. Ich erinnere noch gut an mein (kurzes) BWL-Studium. Ich merkte schnell, dass das nicht das Richtige für mich war. Oder anders gesagt: Ich fand BWL so richtig scheiße.

Ich bin da wieder raus und habe gesagt: Was mache ich jetzt? Dann habe ich mich bei Bayer als Anlagenmechaniker beworben und wurde auch genommen. Fand ich superspannend. Ich dachte echt: Okay, das könnte ich ein Leben lang machen. Und dann ist Fußball so ein bisschen reingegrätscht.

Es gibt nicht den EINEN richtigen Karriereweg

Der Druck, sofort den perfekten Pfad einzuschlagen, kann erdrückend sein. Was ich benötigt hätte, wäre die Möglichkeit gewesen, verschiedene Berufswege zu erkunden und meine Stärken zu entdecken. Ohne gleich in eine Schublade gepresst zu werden.

Es gibt diese berühmte Frage im Vorstellungsgespräch: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“. Aber was kann man darauf schon vernünftig antworten? Die Arbeitswelt hat sich in den vergangenen fünf Jahren drastisch gewandelt. Berufe verschwinden, neue entstehen. Sei es durch technologische Entwicklungen oder durch veränderte Konsumgewohnheiten.

Die gute Nachricht ist: Wer aufgeschlossen bleibt, findet neue Möglichkeiten, um seine Fähigkeiten einzubringen und zu entfalten.

Talk-Runde beim XING Sommerfest mit Thomas Kindler, Katja Kraus und Selma Sadikovic (Foto: Julia Schwendner)
Talk-Runde beim XING Sommerfest mit Thomas Kindler, Katja Kraus und Selma Sadikovic (Foto: Julia Schwendner)

Wie wäre es mit einem Vorbild-Feature?

Stellt euch vor, es gäbe ein Feature, das jungen Menschen als „Individual-Trainer“ dient. Ein persönlicher Coach, der hilft, verschiedene Berufswege auszuprobieren und die eigenen Stärken zu identifizieren. Für viele könnte eine solche individuelle Unterstützung der Schlüssel zu einem erfüllten Berufsleben sein. Wir sollten nicht nur nach Modellen streben, sondern auch lernen, unsere eigenen Talente zu schätzen.

Als Team Manager in der Baller League beobachte ich, wie vielfältige Lebensläufe eine Stärke darstellen. Es ist in Ordnung, verschiedene Wege zu gehen und nicht immer im gleichen Job zu bleiben. Ein Autoverkäufer, der kommunikativ ist, könnte auch im Recruiting glänzen.

Unsere Lebensläufe sind nicht das, was uns definiert. Es sind unsere Fähigkeiten und Erfahrungen, die wirklich zählen.

Ein Fehler, den viele junge Menschen machen, ist, sich Vorbilder zu suchen und zu sagen:

  • Ich will genauso reich werden wie der!

  • Ich will auch so viel Fame haben!

  • Ich will auch mal eine Firma leiten!

Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, die Werte und den Mut zu bewahren, die diese Vorbilder auszeichnen. Und sie auf unseren eigenen Weg zu adaptieren. Wir sollten lieber sagen:

  • Ich will meine Kolleg·innen genauso gut behandeln wie der Typ!

  • Ich will meinem Team als Leader genauso in Erinnerung bleiben wie dieser Mensch!

  • Ich will, dass ich am Ende des Arbeitstages genauso glücklich nach Hause gehe wie diese Person!

Jeder von uns hat die Möglichkeit, ein Vorbild für andere zu sein. Lasst uns einander unterstützen, in unsere eigenen Stärken zu wachsen und verschiedene Wege zu erkunden. Gemeinsam können wir eine Kultur des Austausches und der Inspiration schaffen, die junge Menschen ermutigt, ihren eigenen Weg zu finden.

Was hat euch geholfen, euren beruflichen Weg zu finden? Ich freue mich auf eure Geschichten!

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Als Speaker und Panel-Gast bin ich gern bereit, meine Erfahrungen an Firmen und Führungskräfte weiterzugeben. Ich lade Unternehmen dazu ein, davon zu profitieren und sich dadurch im Austausch mit jungen Menschen und Bewerbern zu verbessern.

Kommentare

Hans Adu Sarpei schreibt über Sport, Gesundheit & Soziales, Internet & Technologie, Marketing & Werbung

Mein Name: Hans Sarpei. Im Ghana geboren, in Deutschland aufgewachsen und auf dem Fußballplatz groß geworden - Rassismus ist für mich kein Modethema, sondern Alltag. Ich will meine Popularität nutzen um ein Bewusstsein für Alltagsrassismus zu schaffen und ein Vorbild für gelebte Integration sein.

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