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Sieht harmlos aus, kann aber unglaublich nervig sein - der Mikromanager - Shutterstock

Hilfe, mein Chef ist ein Mikromanager

„Lassen Sie mich das machen!“ oder „Alles muss man selber machen!“. Solche oder so ähnliche Aussagen treffen meistens Mikromanagement-Chefs (m/w/d). Vor allem in der jetzigen ungewöhnlichen Situation, in der viele im Home Office arbeiten, können diese Mikromanagement-Chefs nochmal ganz andere Geschütze auffahren. Hier erfährst du, was du unternehmen kannst, wenn dein Chef ein Mikromanager ist.

Was sind Mikromanagement-Chefs?

Mikromanagement-Chefs sind Vorgesetzte, die sich immer und überall einmischen müssen. Sie schauen beispielsweise häufig bei den Arbeitsplätzen ihrer Mitarbeiter vorbei, um „nach dem Rechten zu sehen“. Kaum gehen sie zurück an ihren eigenen Arbeitsplatz, würden sie am liebsten gleich wieder zurück, um zu prüfen, ob die Mitarbeiter auch wirklich das machen, was ihnen gesagt wurde.

Woran erkennst du einen Mikromanager-Chef?

  • In der Praxis lassen sich Mikromanager-Chefs an folgenden Verhaltensweisen erkennen:

  • Sie delegieren Aufgaben entweder extrem genau oder nur sehr oberflächlich.

  • Sie gewähren wenig bis keinen Entscheidungsspielraum für Mitarbeiter.

  • Sie sind perfektionistisch veranlagt. (Es gibt nur 100% oder Versagen!)

  • Sie haben ein tiefes, meist sehr spezialisiertes, Fachwissen.

  • Sie haben ein großes Sicherheitsbedürfnis.

  • Sie können schlecht priorisieren (alles ist immer gleich wichtig!)

  • Sie kontrollieren völlig willkürlich und ohne jegliche Abstimmung.

  • Sie kritisieren pauschal „So geht das nicht! / Was haben Sie denn da gemacht?“

  • Sie entziehen delegierte Aufgaben nach wenigen Stunden / Tagen wieder: „Geben Sie her, ich mache das jetzt mal richtig!“

  • Sie sitzen selbst sehr lange im Büro und bearbeiten Aufgaben, die vorher von Mitarbeitern bearbeitet wurden.

Diese Liste lässt sich problemlos weiter fortsetzen und bestimmt hast du schon in ein paar Punkten das Verhalten deines Chefs entdeckt. Wenn du aktuell unter einem Mikromanager-Chef leidest, lohnt es sich genau zu hinterfragen, warum Chefs sich so verhalten.

Warum mikromanagen Chefs eigentlich?

Du merkst, einige Merkmale des Mikromangers können sogar recht positiv sein, wie z.B. das Fachwissen oder das Sicherheitsbedürfnis. Häufig wollen sie sich und das Team vor schlechten Ergebnissen schützen. Grundsätzlich meinen sie es demnach sogar gut mit dem Team. Leider ist gut gemeint nicht auch gut gemacht. Und genau an der Umsetzung des guten Willens scheitern die meisten Mikromanager.

In seltenen Ausnahmen ist die Performance der Mitarbeiter oder das Menschenbild der Auslöser für dieses Führungsverhalten.

Doch auch dann können Führungskräfte angemessen und professionel reagieren. Wie das geht, erfährst du in meinem sehr beliebten Beitrag: "Hilfe, ich bin von Idioten umgeben!".

Was tun, wenn dein Chef ein Mikromanager ist?

Zunächst erfordert es als Mitarbeiter viel Geduld so einen Mikromanagement-Chef tagtäglich zu ertragen: Hut ab an dieser Stelle für dich! Wenn du willst, dass sich etwas ändert, musst du es jedoch selbst anpacken. Es nützt nichts, wenn du mit deinen Kollegen die Köpfe zusammensteckst und lästerst. Im Gegenteil, das demotiviert die anderen nur noch mehr und die negativ-Spirale nimmt ihren Lauf. Versuch lieber die folgenden Schritte zu nutzen, um die Situation zu verbessern.

1. Den Chef besser verstehen -passiv

Zunächst ist es sehr hilfreich, den Chef und sein Verhalten besser zu verstehen. Ganz allgemein kannst du den Chef passiv beobachten und dir folgenden Fragen stellen:

  • In welchen Situationen wird er zum Mikromanager? (z.B. Nur in seinem Fachgebiet?)

  • Was „triggert“ den Kontrollzwang? (z.B. Anfragen von seinem Chef?)

  • In welchen Situationen ist er weniger im Kontroll-Modus unterwegs?

Je besser du verstehst, was das Verhalten des Chefs auslöst, um so besser kannst du deinem Chef helfen oder einen Weg für dich selbst finden.

2. Den Chef besser verstehen -aktiv

Selbstverständlich wirst du mit reinen Beobachtungen nur einen Teil des unangenehmen Chef-Verhaltens verstehen. Deshalb empfehle ich dir, in konkreten Kontroll-Situationen bei deinem Vorgesetzten vorsichtig die Hintergründe der Kontrolle zu hinterfragen. Wichtig ist hierbei, sehr defensiv und vorsichtig vorzugehen. Es darf nicht nach einem Angriff auf den Chef oder einer Rechtfertigung aussehen. Hier ein paar bewährte Fragen:

  • „Oh, ich bin überrascht, dass Sie JETZT danach fragen. Was ist denn passiert?“

  • „Oh, Sie haben sich das offensichtlich anders vorgestellt. Wie kam es zu diesem Missverständnis?“

3. Kritische Selbstreflexion

Nachdem du deinen Chef und die Ursachen seines Verhaltens analysiert hast, gilt es jetzt auch noch einen Blick auf dich selbst zu werfen. Immerhin bist du auch Teil des Systems, in dem dein Chef die nervige Seite des Mikromanagers zeigt. Es gilt für dich herauszufinden, inwiefern du und dein Verhalten auch etwas damit zu tun haben kann, dass dein Chef dir (und dem Team) gegenüber so viel Kontrolle ausübt. Eine mögliche Ursache dafür kann beispielsweise sein, dass dein Chef die Infos zum Fortschritt deiner Arbeit nicht versteht oder nachvollziehen kann, weil du komplexe Sachverhalte zu ausschweifend und ohne Struktur erklärst.

4. Feedback für den Chef

Es braucht schon gute Kommunikations-Skills und Mut, um dem Chef Feedback zu geben. Ganz besonders zu einem eher negativen Führungsverhalten.

Mit einem „Chef, Sie machen mich wahnsinnig!“ wirst du nicht weit kommen.

Bitte deinen Chef deshalb um ein Vier-Augen Gespräch, worauf du dich intensiv vorbereitest. Am besten sind hierfür die Nachmittagsstunden geeignet, wo der meiste Tagesstress schon abgefallen ist. Bestenfalls vermeidest du den Begriff „Mikromanager“! Versuch stattdessen deinem Chef zu erklären, wie du dich am Arbeitsplatz fühlst und was dir fehlt. Schlage deinem Chef klare Regelungen bei der Aufgabenbewältigung vor: Was genau ist deine Aufgabe? Was ist das angestrebte Ziel? Welche messbaren Qualitätskriterien gibt es? In meiner aktuellen Podcastfolge habe ich noch mehr Tipps für dich, worauf du beim Feedback für den Chef achten musst. Apple Podcast / Podcast

5. Mit souveräner Kommunikation den Mikromanager-Chef in die Schranken weisen

In der Praxis sind Feedbackgespräche sehr gut, um einen Impuls für den Chef zu setzen. Doch nach diesem Impuls braucht dein Chef im Tagesgeschäft eine gewisse „Trainingszeit“ um seinen Kontrollwahn abzulegen. Falls er in alte Verhaltensmuster zurückfällt, gilt es für dich, ihn sachlich, aber souverän in die Schranken zu verweisen und auf die Absprachen aus dem Feedbackgespräch zu erinnern. Häufig lassen sich Chefs, die selbstreflektiert sind und sich verbessern wollen, auf die dezente Unterstützung von Mitarbeitern ein. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Chef nicht sein Gesicht vor der Mannschaft verliert oder du ihm zu aggressiv begegnest.

Wie sind eure Erfahrungen mit Mikromanagement?

Mikromanagement und Kontrollzwänge sind schwierig zu ertragen und können einem nicht nur den Tag, sondern auch einen ganzen Job vermiesen. Von allein wird sich diese Situation kaum ändern. Deshalb empfehle ich dir, lieber selbst aktiv zu werden und auf deinen Chef zuzugehen.

Wenn du genauer erfahren möchtest, wie du deinem Chef kommunikativ besser begegnen kannst, empfehle ich dir mein neuestes Online Seminar „Erfolgreiche Kommunikation im Job“ – aktuell sogar mit Buddy-Rabatt für dich und deinen Freund*in!

Wie sind eure Erfahrungen mit Mikromanagern? Lasst es mich wissen und schreibt mir gerne eure Meinungen!

Kommentare

Henryk Lüderitz schreibt über Young Professionals, junge Führungskräfte, Leadership, Talente & High Potentials

Die Herausforderungen von Young Professionals kenne ich aus eigenerer Erfahrung: Bereits mit Anfang 20 war ich bei Vodafone in einem Talentprogramm. Es folgten Positionen als Projektleiter und Führungskraft. Nach 12 Jahren im Konzern arbeite ich jetzt als Trainer und Coach für Young Professionals.

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