Schon wieder? Du hast Deiner Führungskraft gerade erst ein Update zum Projekt gegeben, und jetzt kontrolliert Dein Chef Dich schon wieder? Während der Arbeit ständig unter Beobachtung zu stehen kann erdrückend sein. Ist Deine Führungskraft ein·e Micromanager·in?

Micromanagement lässt sich als ein von Misstrauen und Kontrolle geprägter Führungsstil bezeichnen. Diese Führungskräfte haben eine sehr starke Detailorientierung, möchten über jeden Schritt Bescheid wissen sowie an möglichst allen Aufgaben beteiligt sein.

Die Ursachen für Micromanagement können vielfältig sein. In seinem Artikel „Wer bin ich als Führungskraft, wenn ich nicht führe?“ erklärt @Dirk Hahn, CEO Germany bei Hays und XING Insider, dass durch die neuen hybriden Arbeitsformen häufig die persönliche Nähe zu den Mitarbeitenden fehle. Bei vielen Managerinnen und Managern führe das zu einem Gefühl von Kontrollverlust, welches mit Micromanagement kompensiert werde. 

Wenn Du die folgenden Fragen mit JA beantwortest, dann könnte auch Deine Führungskraft ein·e Micromanager·in sein:

❗️ Möchte Deine Führungskraft zu jeder Zeit über den Fortschritt Deiner Arbeit informiert sein?

❗️ Mischt sich Deine Führungskraft in Aufgaben ein, die eigentlich gar nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehören?

❗️ Besteht Deine Führungskraft darauf, in jede Mail CC gesetzt zu werden?

❗️ Gibt es Guidelines für jede Aufgabe?

❗️ Haben Du oder das Team Angst davor, Fehler zu machen?

❗️ Macht Deine Führungskraft häufig Überstunden?

Du willst mehr über Micromanagement und dessen Auswirkungen erfahren? XING Insiderin und Karriere-Expertin @Ragnhild Struss erklärt Dir in ihrem Artikel, warum Micromanagement nicht funktioniert. Auch Insiderin und Personalexpertin @Stefanie Saß sieht im Micromanagement einen Grund für zu hohe Fluktuation im Unternehmen.

🚨 Du hast das Gespräch schon mehrmals gesucht und es finden keine Veränderungen statt? Deine Arbeit leidet weiterhin, Du fühlst Dich erdrückt und zeitnah gibt es keine Sicht auf Besserung? Dann ist es vielleicht an der Zeit für einen Job-Wechsel. Verrate uns hier Deine Job-Wünsche, um passende Job-Angebote zu bekommen und von Recruitern gefunden zu werden.

Oder hast Du Dich gerade selbst wiedererkannt? Dann erfahre von @Ragnhild Struss wie Du „Raus aus dem Kontrollwahn kommst“ und wieder mit gutem Gefühl mehr Kontrolle abgeben kannst.

Bevor Du das klärende Gespräch suchst, gibt es zwei Maßnahmen, Die Du zunächst angehen kannst.

1. Distanziere Dich

Mach Dir bewusst, dass das Verhalten Deiner Führungskraft häufig gar nichts mit Dir persönlich, sondern mit der fehlenden Fähigkeit, jemandem zu vertrauen, zusammenhängt. Merke Dir: Lass Dich von der Kontrolle Deiner Führungskraft nicht verunsichern!

2. Schaffe selbst Transparenz

Komme den ständigen Nachfragen zuvor, indem du Transparenz schaffst. Gib, anstatt nur auf Nachfrage, auch ungefragt Updates zu Deinem Projekt. So gibst Du Deiner Führungskraft eine zusätzliche Sicherheit, dass Du selbstständig und mit Eigeninitiative arbeitest.

4 Tipps für ein erfolgreiches Klärungsgespräch mit Deinem Chef

Wenn diese beiden Maßnahmen Dir nicht weiterhelfen, wird es höchste Zeit, das klärende Gespräch zu suchen. Doch wie verhältst Du Dich Deiner Führungskraft jetzt gegenüber? Nicht immer einfach, wenn man bedenkt, dass sich ein solcher Austausch häufig außerhalb der eigenen Komfortzone befindet. Wie weist Du Deine Führungskraft auf das Verhalten hin, ohne dass dies negative Auswirkungen für Dich und Deine Arbeit mit sich bringt? Vorbereitung ist alles. Das gilt auch hier.

Mit diesen 4 Tipps kannst Du die Herausforderung erfolgreich meistern.

1. Wähle den richtigen Zeitpunkt ⏳

Überlege Dir genau, wann Du das Gespräch suchst. Denn der richtige Moment kann darüber entscheiden, wie Deine Führungskraft auf Dein Anliegen reagiert. Vereinbart idealerweise einen festen Termin, sodass Ihr beide genug Zeit habt Euch auszusprechen. Ungünstige Zeiten können sein:

• Wenn einer von Euch oder Ihr beide Deadlines habt und gegebenenfalls gestresst zum Gespräch erscheint.

• Kurz vor der Mittagspause oder Feierabend. Verabredungen oder private Termine können anstehen und bieten nicht ausreichend Zeit.

Auch das Setting ist entscheidend: Beim Lunch oder der Kaffeepause erhält Dein Anliegen sicher nicht die angemessene Ernsthaftigkeit. Wähle besser einen ruhigen Ort, wie einen freien Meetingraum oder das Büro Deiner Führungskraft (falls vorhanden).

2. Lege die Ziele des Gesprächs fest 🎯

Zu Beginn des Gesprächs ist es wichtig, die Zielsetzung klar zu kommunizieren. XING Insiderin und Karriere-Expertin Ragnhild Struss sagt, dass das Ziel eines solchen Gesprächs auf folgende Frage abzielt:

„Wie erreichen wir, dass die Führungskraft sich in Sicherheit wiegen kann und der oder die Mitarbeitende eigenverantwortlich und motiviert an der Lösung der Aufgaben arbeiten kann?“ Das ist für Dich selbst aber auch Deine Führungskraft wichtig. Denn es gilt zu erkennen, dass Ihr beide in die gleiche Richtung wollt: Die Arbeit erfolgreich gestalten.

3. Mache Dir Deine Emotionen bewusst und bilde Ich-Sätze für den Perspektivwechsel 🎭

Bevor Du nun in das Gespräch gehst, solltest Du Dich fragen, was für Gefühle das Verhalten in Dir selbst verursacht? Formuliere dabei Ich-Sätze, um mitzuteilen, was das Micromanagement für einen persönlichen Einfluss auf Dich und Deine Arbeit hat. Versuche dabei den Fokus auf Deine eigenen Gefühle zu legen, ohne dabei Deine Führungskraft anzuprangern.

Mögliche Ich-Sätze:

• „Wenn ich das dritte Mal am Tag nach dem Stand gefragt werde, fühle ich mich gestresst und bin dadurch abgelenkt.“

• „Ich fühle mich durch das ständige Nachfragen in meiner Kompetenz nicht wertgeschätzt.“

• „Ich möchte verstehen, warum Sie so häufig bei mir nachfragen, wie es läuft?"

Notiere Deine Ich-Sätze, sodass Du sie im Gespräch direkt parat hast. So kannst Du auch im möglicherweise stressigen Umfeld des Gesprächs Deine Gefühle und Gedanken klar auf den Punkt kommunizieren. Das gibt Dir zusätzliche Sicherheit.

Daraufhin bietet es sich an, die Perspektive Deiner Führungskraft zu hören. Was sind die Gründe für den Führungsstil? Ist ihr das eigene Micromanagement überhaupt bewusst? Mit einem solchen Perspektivwechsel könnt Ihr mögliche Kompromisslinien des Gegenübers erkennen und seid der Lösung des Problems damit einen großen Schritt näher gekommen. So ist die Chance größer, dass Ihr füreinander Verständnis aufbauen könnt.

4. Vereinbare einen Kompromiss 🤝

Nachdem Ihr Gelegenheit hattet, Eure Perspektiven zu teilen, liegt nun die Herausforderung darin, einen gemeinsamen Weg zum Ziel zu finden, der für Dich und Deine Führungskraft optimal funktioniert. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, zu Projektbeginn klare Meilensteine festzulegen, bei denen regelmäßiger Austausch und Statusberichte stattfinden. Diese Meilensteine sollten natürlich nicht willkürlich sein, sondern auf der einen Seite Deinen Arbeitsprozess produktiv unterstützen und auf der anderen Seite Deiner Führungskraft die nötige Sicherheit geben, dass alle Aufgaben erledigt werden.

Viel Erfolg bei der Umsetzung!

Welche Erfahrungen hast Du mit Micromanagement gemacht? Verrate es uns in den Kommentaren.