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Ist persönlicher Austausch nur im Büro möglich? - © Hirschtec

Hybrides Arbeiten: Mitarbeitende müssen einen Sinn darin sehen, im Büro zu sein

Das Thema „Hybride Arbeitswelt“ ist immer noch ein Dauerbrenner. Aber warum eigentlich? Und wieso momentan mehr denn je? In den vergangenen Wochen und Monaten war vielfach zu lesen, dass Unternehmen – gerade auch die großen Tech-Konzerne in den USA, wie Apple, Microsoft, Google – ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro rufen. Und das stößt durchaus auf großen Widerstand bei den Mitarbeitenden, die sich natürlich in ihrem hybriden bzw. Remote-Set-up der jüngsten Vergangenheit eingerichtet haben. Kurzum: Mitarbeitende werden immer massiver dazu gedrängt ins Büro zu kommen, was die jeweiligen HR-Abteilungen und Führungskräfte oft damit begründen, dass

• der persönliche Austausch wichtig ist,

• das Vorantreiben von Innovationen über eine rein virtuelle Zusammenarbeit nicht funktioniert,

• das eigene Unternehmen in einem ungeregelten hybriden Set-up nicht das gewohnte Tempo aufnehmen kann,

• die Arbeitsqualität leidet,

• die Mitarbeitenden keine große Bindung mehr zu ihrem Unternehmen spüren.

Starre Präsenzregelungen sind nicht zielführend, es braucht stattdessen sinnvolle Formate

Der Appell „Zurück ins Büro“ ist insofern mehr als verständlich. Allerdings beobachte ich dabei vielerorts einen Ansatz, der in meinen Augen alles andere als zielführend ist: die Definition starrer Präsenzregelungen. Ein sehr markantes Beispiel: Wenn ich z. B. die Mitarbeitenden auffordere, immer dienstags, mittwochs und donnerstags ins Büro zu kommen, dann werden diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Widerstände dagegen aufbauen. Auf derlei starre Regelungen werden sie sich nicht einstellen wollen.

Was stattdessen aus meiner Sicht viel wichtiger und letztendlich auch effektiver ist: Vor-Ort-Formate zu finden, die wirklich einen Wissenstransfer befördern und in denen der einzelne Mitarbeitende auch einen Sinn sieht. Zwar mag genau das vielleicht hart für viele Führungskräfte klingen. Es ist aber einfach nicht zu leugnen: Mitarbeitende müssen es als sinnvoll empfinden, Präsenz im Büro zu zeigen und sich dort mit anderen auszutauschen.

Doch was können hier passende Formate für Zusammenkünfte im Büro sein? Es können z. B. Retrospektiven im Projektteam nach Projektabschluss sein. Zudem bieten sich wöchentliche Team-Jour-fixes (z. B. auch verbunden mit einem gemeinsamen Team-Lunch) im Präsenzformat an. Produktinnovations- oder Kreativ-Workshops, in denen zu bestimmten Themen gebrainstormt wird, sind weitere sinnvolle Anlässe für Büropräsenz.

Hinzu kommen jegliche Meetings, die z. B. der Verbesserung von Methodiken, Aufgaben/Strukturen in Teams, Prozessen etc. dienen. Und das sind nur ein paar Beispiele. Jedes Unternehmen findet da – entsprechend seiner aktuellen Themen und Herausforderungen – sicher noch viele weitere. Klar ist: Während diese Formate eindeutig auf den persönlichen Austausch ausgerichtet sind, können Routine- bzw. wiederkehrende Aufgaben und Tätigkeiten dann auch gut an anderen Tagen, z. B. beim Arbeiten von zu Hause aus oder im Mobile Office, erledigt werden.

Teams sollten ihre eigenen Regelungen für Büropräsenz finden

Was bei Büropräsenzformaten jedoch immer zu beachten ist: Sie lassen sich nicht einfach per Dekret anordnen, sondern erfordern von Managerinnen und Managern, dass sie sich mit ihren Teams zusammensetzen, ihren Arbeitsalltag analysieren und unter die Lupe nehmen: Wie wird aktuell zusammengearbeitet? Wann ist der persönliche Austausch sinnvoll? An welchen Tagen gibt es sehr viele Teams-Meetings, in denen sich mehr abgestimmt werden muss? Basierend auf diesen Erkenntnissen sollte dann jeder Bereich, jede Abteilung, jedes Team seine eigenen Regelungen finden.

Abschließend gern noch ein kleines Beispiel für ein persönliches Austauschformat aus meiner eigenen Erfahrung: Das Offsite-Meeting mit unserem Hirschtec-Management-Team an der Ostsee haben wir mit einer „Feedback-Dusche“ abgeschlossen. Das heißt: Jeder Mitarbeitende hat zwei andere Mitarbeitende zugelost bekommen, denen er ein persönliches Feedback geben sollte. Darin sollte er zum Ausdruck bringen, worauf sie stolz sein können, was ihre große Stärke ist und wofür er ihnen danken möchte.

Für uns als Team war das eine enorm wertvolle Übung, die auch nur im persönlichen Kontakt funktionieren konnte, denn: Jeder Feedback-Gebende hat die Karte mit der „Feedback-Dusche“ demjenigen, der Feedback bekommen hat, persönlich vorgelesen. Und das waren sehr berührende Momente, weil die Mitarbeitenden sich sehr wertgeschätzt gefühlt haben, man über die Feedbacks intensiver ins Gespräch gekommen ist und so der Teamzusammenhalt gestärkt werden konnte. Über ein Online-Meeting hätten wir das in dieser Form niemals machen können.

Meine große Bitte daher an alle Managerinnen und Manager: Gehen Sie in diese Arbeit rein, versuchen Sie sinnvolle, persönliche Formate zu entwickeln. Die Mitarbeitenden werden es Ihnen danken.

Wenn Sie selbst auch schon positive Erfahrungen mit sinnvollen Formaten für die Büropräsenz gemacht haben, dann freue ich mich, wenn Sie diese hier in den Kommentaren teilen.

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Lutz Hirsch schreibt über Interne Digitalisierung

Seit 2005 begleite ich mit HIRSCHTEC Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer internen Kommunikation und Zusammenarbeit. Themen, die mich dabei tagtäglich beschäftigen: Mitarbeiter in Unternehmen für den digitalen Arbeitsplatz begeistern, Change Management, Kulturwandel, IK- und Plattformtrends.

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