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Sprache prägt das Denken (©Getty Image)

Ich gebe mir Mühe, inklusiv zu sprechen – aber es klappt nicht immer

„MitarbeitenDE.“ Das Wort stolpert aus meinem Mund, ein bisschen holprig, ein bisschen gezwungen, aber es ist da. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, während ich den Satz zu Ende bringe, und frage mich: War das jetzt richtig? Ist das der inklusive Ausdruck, der wirklich alle mitdenkt?

Wenn ich ehrlich bin, lautet die Antwort oft: „Keine Ahnung.“

Das Streben nach inklusiver Sprache ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich bemühe mich, Fehler zu vermeiden, andere mitzudenken, aber manchmal fühlt es sich an, als würde ich einen Drahtseilakt über ein Meer aus Kritik vollführen – ohne Netz.

Heute möchte ich darüber sprechen, warum inklusive Sprache wichtig ist, warum sie so schwierig sein kann und wie wir alle besser darin werden können, ohne uns selbst zu zerfleischen.

Warum ist inklusive Sprache überhaupt so ein Thema?

Inklusive Sprache geht weit über Worte hinaus. Sie ist ein Werkzeug, um Menschen sichtbar zu machen, die sonst oft übersehen werden. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, sich Mühe zu geben, niemanden auszugrenzen.

Ein paar Beispiele, warum das wichtig ist:

💬 Sprache prägt unser Denken.

Wenn wir immer nur „Mitarbeiter“ sagen, vergessen wir unbewusst, dass auch Frauen, nicht-binäre Personen und viele andere Gruppen Teil des Teams sind.

💬 Worte schaffen Zugehörigkeit.

Ein einfacher Ausdruck wie „MitarbeitenDE“ kann zeigen: „Hey, ich sehe euch. Ihr gehört dazu.“ Das mag klein wirken, hat aber eine große Wirkung.

💬 Respekt beginnt bei der Ansprache.

Wenn ich dich so anspreche, wie du es dir wünschst, signalisiere ich Respekt. Es zeigt, dass ich dich als Person wahrnehme – nicht nur als Funktion.

Aber warum fällt es so schwer?

Jetzt kommt der schwierige Teil: Inklusive Sprache ist nicht einfach. Sie ist eine Herausforderung – selbst für diejenigen, die es wirklich wollen. Hier sind die Gründe, warum:

1️⃣ Gewohnheiten sind schwer zu brechen.

Unser Sprachgebrauch ist oft tief verwurzelt. Wir sagen „Mitarbeiter“, „Chef“ oder „Kollege“, weil wir es so gelernt haben. Das umzustellen, ist wie das Umlernen des Autofahrens mit der linken Hand.

2️⃣ Die Angst, es falsch zu machen.

„Was, wenn ich den falschen Ausdruck wähle? Was, wenn ich jemanden unabsichtlich verletze?“ Diese Gedanken führen oft dazu, dass wir gar nichts ändern – aus Angst vor Kritik.

3️⃣ Die Diskussionen drumherum.

Inklusive Sprache ist ein heißes Thema. Es gibt immer jemanden, der sagt: „Das ist doch übertrieben!“ oder „Das versteht doch keiner.“ Sich dagegen zu behaupten, kostet Energie.

Meine eigenen Herausforderungen

Ich gebe zu: Ich mache Fehler. Oft. Ich sage „Kollegen“, obwohl ich weiß, dass es inklusivere Alternativen gibt. Manchmal rutscht mir „jeder“ raus, wenn ich „alle“ meine. Und ja, ich habe schon Diskussionen geführt, ob das Gendersternchen wirklich notwendig ist.

Aber ich versuche es. Und das ist für mich der entscheidende Punkt: Ich bin nicht perfekt, aber ich bemühe mich.

Ein Beispiel aus meinem Alltag:
In einem Meeting sagte ich kürzlich „die Mitarbeiter“ – und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Also verbesserte ich mich: „Entschuldigung, ich meine natürlich die MitarbeitenDEN.“ Es war holprig, ja. Aber die Reaktion war positiv. Jemand lächelte, ein anderer nickte, und ich wusste: Der Versuch zählt.

Warum Perfektion nicht das Ziel sein sollte

Hier ist der entscheidende Punkt: Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Perfektion ist der Feind des Fortschritts. Wenn wir darauf warten, alles richtig zu machen, fangen wir nie an.

Stattdessen sollten wir uns auf den Prozess konzentrieren:

Fehler akzeptieren.
Ja, du wirst Fehler machen. Aber das ist okay. Solange du bereit bist, daraus zu lernen, bist du auf dem richtigen Weg.

Offen bleiben.
Wenn dich jemand korrigiert, sieh es als Geschenk. Niemand gibt dir Feedback, um dich zu ärgern – sie wollen dir helfen, besser zu werden.

Dranbleiben.
Inklusive Sprache ist eine Reise, kein Ziel. Es ist okay, unterwegs mal falsch abzubiegen – solange du die Richtung korrigierst.

Was kann jede:r tun?

Wenn du dich auch auf den Weg machen willst, hier ein paar Tipps:

1️⃣ Reflektiere deinen Sprachgebrauch.
Fang bei dir selbst an. Welche Begriffe nutzt du im Alltag? Gibt es Alternativen, die inklusiver sind?

2️⃣ Übe bewusst.
Schreibe deine E-Mails genderneutral. Sag „Team“ statt „Kollegen“. Kleine Schritte machen einen großen Unterschied.

3️⃣ Hol dir Feedback.
Frag andere, wie sie angesprochen werden möchten. Das zeigt nicht nur Respekt, sondern hilft dir auch, besser zu werden.

4️⃣ Hab Geduld – mit dir und anderen.
Inklusive Sprache ist ein Lernprozess – für alle. Erwarte nicht, dass du oder dein Umfeld alles sofort richtig machen.

Fazit:

Inklusive Sprache ist keine Modeerscheinung, sondern ein Zeichen von Respekt und Fortschritt. Sie zeigt, dass wir uns bemühen, alle mitzudenken – auch wenn es manchmal holprig ist.

Perfekt zu sein, ist nicht das Ziel. Der Wille, sich zu verbessern, ist es.

Also ja, ich sage „MitarbeitenDE“. Es klingt vielleicht komisch, ungewohnt, sogar unnatürlich. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und das zählt.

Wie geht ihr mit inklusiver Sprache um? Welche Begriffe nutzt ihr – und wo stößt ihr an eure Grenzen?

Kommentare

Ika Amonath schreibt über Employer Branding, Recruiting Insider, Personalvermittlung, Job & Karriere

Recruiting und Ika = 🤝 Ika hat nicht nur einen Podcast und schreibt spannende Artikel: Vielmehr vermittelt sie Fach- und Führungskräfte per Direktansprache für verschiedene Branchen, hilft in Fragen zu Personal Branding wie Employer Branding und genießt an ihrem Job, das kein Tag gleich ist.

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