Im Licht der Geschichte: Nachhaltige Beleuchtung
Begriffe wie direkte und indirekte Beleuchtung, Glüh- und Halogenlampen, Leuchtstoff- und Neonröhren, Kalt- und Warmlicht spiegeln die Vielseitigkeit und Bedeutung des Lichtes wider, das eine erhellende Geschichte hat: Erste Kronleuchter tauchen bereits im Mittelalter auf. Passende Halter wurden damals mit mehreren Kerzen kreisrund bestückt. Lange Zeit war dies ein Privileg des Adels. Durch den technischen Fortschritt gab es bald komfortablere Versionen, die mit Gas oder Strom betrieben wurden. Üppige Kronleuchter finden sich noch heute häufiger über Esstischen, die immer größer werden, denn die Familie versammelt sich hier zum längeren Sitzen, Kinder machen daran Homeschooling, und auch das Homeoffice wird häufig von hier aus gemanagt.
„Wer eine Lampe einschaltet“, sagt der Chemiker Michael Braungart, „will nicht 100 Watt Energie, sondern schönes Licht, um ein Buch zu lesen.“ Wenn diesem Bedürfnis auf eine angenehme Weise entsprochen wird, ist der Betroffene auch vollauf zufrieden. Die Licht emittierende Diode (LED), die 1906 von Henry Joseph Round beim Experimentieren mit Siliziumkarbid erfunden wurde, kam zunächst bei Taschenrechnern und Armbanduhren zum Einsatz. Dabei handelte es sich meistens um rote LEDs. Mit der Entwicklung von weiteren Farben wurde der Anwendungsbereich (z.B. Autos, Anzeigentafeln und Handys) des neuen Leuchtmittels größer. Als in den 1990er Jahren die Entwicklung der ersten blauen LED gelang, bedeutete das den Durchbruch.
Spar-Licht auf die Energiewende
Die Zeit der klassischen Glühlampe, die Thomas Alva Edison 1879 erfand, ist zwar vorüber, doch auch mit der LED-Technik lässt sich inzwischen sehr warmweißes Licht erzeugen, das an sie erinnert. Zu den positiven Nebeneffekten von LED-Lampen, die nur einen Bruchteil der Energie von Glühbirnen verbrauchen, gehört, dass sie sich nicht so stark erwärmen und eine längere Lebensdauer haben. Georg Schweisfurth, der 1988 Mitinitiator der Herrmannsdorfer Landwerkstätten war, gehörte 1997 auch zu den Mitbegründern der basic AG. Er empfiehlt die Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik: „Für die Außenbeleuchtung unserer basic-Supermärkte setzten wir versuchsweise LED-Leuchten ein und stellen fest: Je kälter die Umgebung ist, desto leistungsfähiger sind sie. Dann haben wir auch innen auf LED-Beleuchtung umgestellt, bei Grund- oder Effektbeleuchtung, Vitrinen, Kühlwandregalen und Frischwarentheken. Die Leuchtdioden sind nicht ganz so sparsam wie vom Hersteller angegeben; trotzdem sinkt der Stromverbrauch enorm. Gegenüber den hochgefährlichen Energiesparlampen mit Quecksilber ist die LED-Technik ein riesiger Fortschritt.“
Der Öko-Versender memo AG in Greußenheim nimmt im Bereich Beleuchtung ausschließlich Produkte ins Sortiment auf, die im Gebrauch sparsam und energieeffizient sind. Damit hilft er Verbrauchern, ihren Energiebedarf zu senken und nebenbei auch Kosten zu sparen. Ein „Paradebeispiel für Energieeffizienz ist die LED-Lampe“: „Im Vergleich zur Energiesparlampe sparen hochwertige LEDs bis zu 50 % Energiekosten ein und besitzen eine deutlich längere Lebensdauer. Im Vergleich zur Glühlampe werden sogar bis zu 90 % Energiekosten eingespart“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens.
Connected Lighting
In Zukunft wird das intelligente, vernetzte Licht immer mehr an Bedeutung gewinnen. Im Zeitalter der Digitalisierung ist das „Wie“ entscheidend. So werden Lichtpunkte nicht nur Licht geben, sondern können auch für Datentransporte genutzt werden. Optokeramische Konverter von SCHOTT, dem international führenden Technologiekonzern auf den Gebieten Spezialglas und Glaskeramik, ermöglichen Lichtquellen mit hoher Leuchtdichte. Damit kann der Durchbruch leistungsstarker Laser-Phosphor-Projektoren beschleunigt werden. Das Solid State Lighting (SSL) bietet eine höhere Helligkeit, überlegene Bildqualität und ist sehr zuverlässig. Die Technologie verändert künftig auch die digitale Projektion und findet kosteneffizient Anwendung in Kinos, Hörsälen und Heimkinos.
In den vergangenen Jahren entwickelten Experten des Unternehmens zwei anorganische Keramik-Phosphor-Materialien, die extrem temperaturstabil, wärmeleitfähig und energieeffizient sind. Sie bestehen aus gelb oder grün gefärbter, fluoreszierender Keramik, die blaues Laserlicht in gelbes Licht umwandeln. Das gelbe Licht wird im Inneren des Beamers mit Hilfe von Farbfiltern in die Primärfarben von Projektoren segmentiert: rot, grün und blau (RGB). Gefertigt wird das Material für die Keramik-Phosphor-Konverter in Mainz. Danach wird es im Werk in Penang (Malaysia) veredelt und zu Endprodukten verarbeitet. Das Beispiel zeigt, wie sich deutsche Ingenieurskunst mit asiatischer Verarbeitungsqualität nachhaltig verbindet. Zudem sind damit kurze Wege in die asiatischen Märkte wie Japan, China und Taiwan gewährleistet, wo High-End-Projektor-Innovationen entwickelt und produziert werden.
Weitere Beispiele zum Thema intelligente Beleuchtung in allen Bereichen des Lebens finden sich im Sammelband „CSR und Digitalisierung“, das 2021 in 2. Auflage erscheinen wird: Vorgestellt werden smarte Lösungen zur automatisierten Steuerung von Beleuchtung, die wichtige Treiber für IKT-gestützte Reduzierungen von Energieverbrauch und Emissionen sind, Verkehrsflüsse durch die digitale Steuerung von Lichtzeichenanlagen sowie die zentrale Steuerung von Licht in Wohn- und Arbeitswelten. So wird die Beleuchtung in Büro- und Produktionsgebäuden in vielen Unternehmen tageslichtabhängig geregelt. Bei der memo AG werden – wenn Fensterflächen und zusätzliche Oberlichter nicht ausreichen - Tageslichtspektrum-Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten verwendet. In den Bürogängen sorgen Bewegungsmelder und Tageslichtsensoren dafür, dass sich die Beleuchtung nur bei Bedarf anschaltet. Für Spät- und Nachtschichten werden Vollspektrumlampen genutzt, die einen höheren Blauanteil haben und eine geringe UV-Strahlung erzeugen.
Dr. Robert Nehring, Chefredakteur verschiedener Office-Fachzeitschriften, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Smart Office und verweist auch auf damit verbundene Probleme: „Moderne Beleuchtungsanlagen registrieren bereits, wie lange sich ein Office-Worker wo aufhält. Es spricht demnach auch einiges gegen die neuen Freiheiten, die die Digitalisierung eröffnet. Ihre Vorteile aber sind unbestritten.“ Es werde Netz.
Tipps zur richtigen Beleuchtung
• Zwei ausdrucksstarke Leuchten im gleichen Raum bringen Unruhe ins Wohnkonzept.
• Für die Beleuchtung eines Esstisches eignet sich ein von oben gerichtetes Licht, das den Esstisch in den Fokus rückt.
• Mehrere Lampen im gleichen Abstand sorgen für eine ausgewogene Beleuchtung.
• Für eine gemütliche, behagliche Lichtstzimmung empfehlt sich ein warm-weißes Licht mit einer Farbtemperatur zwischen 2700 und 3000 Kelvin.
• Elemente zur Lichtbrechung, meist aus Metall, Edelstein, Glas oder Kunststoff produzieren einzigartige Lichterspiele
• Gut ausgeleuchtete Leseecken und Esstische schonen die Augen.
• Die Leseleuchte sollte schwenkbar sein, damit andere nicht geblendet werden und das Licht besser ausgerichtet werden kann.
• Je tiefer das Leuchtmittel im Lampenschirm sitzt und je stärker die Blende fokussiert, umso blendfreier ist das Licht.
• Neben einer Leselampe sollte ein Wand- und Deckenfluter für genügend Raumlicht sorgen..
• Die Helligkeit einer Leselampe wird nach Empfehlungen von Lichtberatern mit 300-500 Lux angegeben.
• LEDs sind Halogen- und anderen Energiesparlampen vorzuziehen. Sie verbrauchen nur wenig Energie und haben eine gute Farbwiedergabe.
Weiterführende Informationen:
CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2019.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Helmut Martin-Jung: Es werde Netz. In: Süddeutsche Zeitung (21.3.2018), S. 22.
Michael Braungart und William McDonough: Intelligente Verschwendung. Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft. München 2013.
Georg Schweisfurth: NACHHALTIG LEBEN FÜR ALLE. Bewusster essen, kaufen, reisen, wohnen. Irisiana Verlag, München 2015.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.